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Gewaltfaszination
"Religion kann die Menschen barbarisieren"

Gewaltfaszination werde oft durch religiöse Motive begründet, sagte der Theologe Friedrich Wilhelm Graf im DLF. Reine Religionsgewalt gebe es jedoch selten. Im Fall der Terrormiliz IS würde der Heilige Krieg damit gerechtfertigt, dass man die Feinde Gottes um Gottes Willen umbringe.

Friedrich Wilhelm Graf im Gespräch mit Britta Fecke |
    Unterstützer der Terrorgruppe IS während einer Demonstration in Syrien.
    Um die IS zu bekämpfen, brauche man militärische Reaktionen, es käme jedoch auch darauf an, sich ganz entschieden mit den Inhalten dieser Akteure auseinanderzusetzen, sagte der Theologe Friedrich Wilhelm Graf. (afp / Karam Al-Masri)
    "Religion enthemmt die Menschen", erklärte Graf im Deutschlandfunk: "Jemand, der sich als von Gott selbst beauftragt sieht, hält sich nicht an innerweltliche Grenzen - er ignoriert sie im Namen seines Gottes", sagte der Theologe. Generell werde jedoch im Islam die Gewaltkompetenz Gottes deutlich höher angesetzt als im Christentum, da Gott dort sehr stark mit Allmachtsvorstellungen verknüpft sei.
    "Bildung schützt nicht vor religiöser Gewalt"
    Es gebe aber nicht nur im Islam, sondern auch in den heiligen Schriften der Juden und Christen sehr viele Gewaltnarrative, so Graf. Außerdem könne die religiöse Sprache Menschen leicht dazu verführen, sich selbst Allmacht zuzuschreiben und Omnipotenzfantasien zu entwickeln.
    Auch Bildung schütze nicht vor religiöser Gewalt, betonte der Theologe. Stattdessen müsste man sich besonders mit den jungen Leuten, die von der religiösen Gewalt fasziniert seien, auf ein Gespräch einlassen und ihnen im politischen Diskurs deutlich machen, dass sie Grenzen überschreiten, die sie letztlich nur selbst in den Tod treiben würden.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
    Das gesamte Gespräch mit Friedrich Wilhelm Graf können Sie mindestens fünf Monate in unserem Audio-on-Demand-Bereich nachhören.