Dieses Buch verbreitet Angst und Schrecken unter denen, die ihrerseits Angst und Schrecken verbreiten. Der russische Geheimdienst FSB hat den Druck von Gene Sharps "Leitfaden zum Sturz von Diktatoren" sogar stoppen lassen.
Es ist eine traurige Erkenntnis, dass jede Diktatur Tod und Zerstörung mit sich bringt. Aus diesen Erfahrungen und Erlebnissen erwuchs die feste Hoffnung, dass sich Tyrannei verhindern lässt, dass sich Diktaturen mit Erfolg bekämpfen lassen, ohne dass man sich gegenseitig abschlachtet, dass man Diktaturen zerschlagen und verhindern kann, ohne dass sich aus ihrer Asche sogleich neue erheben. Ich habe versucht, gründlich darüber nachzudenken, wie sich Diktaturen am effektivsten und mit so wenig Leid und Todesopfern wie möglich zersetzen lassen.
Gene Sharps Buch ist mittlerweile offiziell in 33 Sprachen übersetzt: Tibetisch ist darunter, Usbekisch, zwei Formen des Chinesischen, genauso wie Azeri und Farsi und afrikanische Sprachen. Die Liste liest sich wie ein "Who is who" der Regionen, in denen Menschen gewaltsam unterdrückt werden.
Darüber hinaus kursieren diverse nicht offizielle Übersetzungen. Die Kraft dieser Ideen wird immer stärker. Gene Sharp während eines Vortrags:
"Es gab eine Zeit, in der die Ideen des gewaltlosen Widerstands als naiv abgetan wurden, als utopisch, als moralisierend. Und immer, wenn wir einen maßgeblichen Fall von gewaltlosem Kampf hatten, gab es einen Vorwand, ihn als unwesentlich zurück zu weisen. Jetzt aber sehen wir immer öfter die Kraft des gewaltlosen Widerstands. Die, wie ich meine, nicht nur genau so stark ist wie Gewalt, sondern viel stärker. Wir sehen, dass die Leute, die gewaltlosen Widerstand als naiv bezeichnen, immer weniger werden. Wenn man Regierungen dazu bringt, dass sie zerfallen, bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt, ist das etwa naiv und schwach? Sind Menschen feige, nur weil sie keine Gewalt anwenden?"
Die Bewegung Otpor in Serbien hat den Diktator Slobodan Milosevic mit Hilfe von Sharps Leitfaden gleichsam wegdemonstriert. In Georgien wurde der machtversessene Staatschef Eduard Schewardnadze von friedlich demonstrierenden Massen zum Rücktritt gezwungen. Und die Bewegung Pora in der Ukraine schaffte es, das dortige Regime in die Knie zu zwingen. Es gab auch diverse Länder, in denen Gene Sharps Rezept bisher nicht funktioniert hat, wie zum Beispiel in Weißrussland oder in Aserbaidschan. In dem Staat am Kaspischen Meer herrscht immer noch der Präsidentenclan, unterstützt von den Vereinigten Staaten.
"Es gibt keinen einfachen Weg, es gibt keine Garantie für Sicherheit, es gibt keine Erfolgsgarantie in keiner Hinsicht und an keinem Ort der Welt."
Wenn Sharp an die Opfer der Befreiungsbewegungen erinnert, zum Beispiel an die Studenten im Sommer 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, dann versagt ihm die Stimme. Und doch macht sein Leitfaden für die Befreiung eines klar: Um den Kraftakt, sich selbst zu befreien, kommt die Bevölkerung nicht herum; da helfen weder Einflussnahmen von außen, noch Verhandlungen und Kompromisse mit den Herrschern, so Sharp:
Demokraten sollten sich vor den Fallen hüten, die möglicherweise von den Diktatoren bewusst in den Verhandlungsprozess eingebaut werden. Wenn es um Grundsätzliches in Sachen politischer Freiheit geht, könnte der Ruf nach Verhandlungen dem Bemühen der Diktatoren entspringen, die Demokraten zur friedlichen Kapitulation zu verleiten, während die Gewalt der Diktatur weitergeht. Der Frieden eines Diktators ist oftmals nichts anderes als der Frieden des Gefängnisses oder des Grabes.
Sharp gibt dem gewaltfreien Revolutionär 198 Methoden des gewaltlosen Widerstands an die Hand. Das reicht von ersten öffentlichen Reden über Märsche und Paraden, Verbraucherboykotts und gezieltes "Krankfeiern", bis zur Schaffung einer Parallelregierung. Die Aktivisten der serbischen Demokratiebewegung Otpor haben nach dem Sturz von Milosevic begonnen, Gleichgesinnte in anderen Ländern zu schulen. Mittlerweile ist ein internationales Netzwerk entstanden, in dem Aktivisten ihre teils blutigen Erfahrungen beim und Pläne zum Sturz eines Potentaten austauschen. Sharps Leitfaden ist dabei die Grundlage, wird aber immer weiter entwickelt. Die Protagonisten des gewaltlosen Widerstands haben sogar Anfragen von Sicherheitskräften diktatorischer Regime erhalten, ob sie die wohl auf die gewaltfreien Widerstandsbewegungen vorbereiten könnten. Allein die Angst der Diktatoren vor diesem Buch zeigt, wie bedeutsam es ist.
Wenn der Kraftakt vollzogen und der Diktator weg ist, beginnt die Arbeit erst richtig. Hören wir noch einmal Gene Sharp selbst:
"Diese Art des Wechsels ist ein Prozess, in dem Leute die Gegenwart gestalten und gleichzeitig ihre Fähigkeiten steigern ihre Zukunft zu bestimmen. Aber es gibt die Möglichkeit, dass wir dazu beitragen können, in der Menschheitsgeschichte einen Schritt weiter zu kommen. Wir können die Schlüsselprobleme lösen, mit denen wir so lange zu tun hatten. "
Gene Sharp: Von der Diktatur zur Demokratie. Ein Leitfaden für die Befreiung. Becksche Reihe, 108 Seiten, 9,95 Euro.
Es ist eine traurige Erkenntnis, dass jede Diktatur Tod und Zerstörung mit sich bringt. Aus diesen Erfahrungen und Erlebnissen erwuchs die feste Hoffnung, dass sich Tyrannei verhindern lässt, dass sich Diktaturen mit Erfolg bekämpfen lassen, ohne dass man sich gegenseitig abschlachtet, dass man Diktaturen zerschlagen und verhindern kann, ohne dass sich aus ihrer Asche sogleich neue erheben. Ich habe versucht, gründlich darüber nachzudenken, wie sich Diktaturen am effektivsten und mit so wenig Leid und Todesopfern wie möglich zersetzen lassen.
Gene Sharps Buch ist mittlerweile offiziell in 33 Sprachen übersetzt: Tibetisch ist darunter, Usbekisch, zwei Formen des Chinesischen, genauso wie Azeri und Farsi und afrikanische Sprachen. Die Liste liest sich wie ein "Who is who" der Regionen, in denen Menschen gewaltsam unterdrückt werden.
Darüber hinaus kursieren diverse nicht offizielle Übersetzungen. Die Kraft dieser Ideen wird immer stärker. Gene Sharp während eines Vortrags:
"Es gab eine Zeit, in der die Ideen des gewaltlosen Widerstands als naiv abgetan wurden, als utopisch, als moralisierend. Und immer, wenn wir einen maßgeblichen Fall von gewaltlosem Kampf hatten, gab es einen Vorwand, ihn als unwesentlich zurück zu weisen. Jetzt aber sehen wir immer öfter die Kraft des gewaltlosen Widerstands. Die, wie ich meine, nicht nur genau so stark ist wie Gewalt, sondern viel stärker. Wir sehen, dass die Leute, die gewaltlosen Widerstand als naiv bezeichnen, immer weniger werden. Wenn man Regierungen dazu bringt, dass sie zerfallen, bis nichts mehr von ihnen übrig bleibt, ist das etwa naiv und schwach? Sind Menschen feige, nur weil sie keine Gewalt anwenden?"
Die Bewegung Otpor in Serbien hat den Diktator Slobodan Milosevic mit Hilfe von Sharps Leitfaden gleichsam wegdemonstriert. In Georgien wurde der machtversessene Staatschef Eduard Schewardnadze von friedlich demonstrierenden Massen zum Rücktritt gezwungen. Und die Bewegung Pora in der Ukraine schaffte es, das dortige Regime in die Knie zu zwingen. Es gab auch diverse Länder, in denen Gene Sharps Rezept bisher nicht funktioniert hat, wie zum Beispiel in Weißrussland oder in Aserbaidschan. In dem Staat am Kaspischen Meer herrscht immer noch der Präsidentenclan, unterstützt von den Vereinigten Staaten.
"Es gibt keinen einfachen Weg, es gibt keine Garantie für Sicherheit, es gibt keine Erfolgsgarantie in keiner Hinsicht und an keinem Ort der Welt."
Wenn Sharp an die Opfer der Befreiungsbewegungen erinnert, zum Beispiel an die Studenten im Sommer 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, dann versagt ihm die Stimme. Und doch macht sein Leitfaden für die Befreiung eines klar: Um den Kraftakt, sich selbst zu befreien, kommt die Bevölkerung nicht herum; da helfen weder Einflussnahmen von außen, noch Verhandlungen und Kompromisse mit den Herrschern, so Sharp:
Demokraten sollten sich vor den Fallen hüten, die möglicherweise von den Diktatoren bewusst in den Verhandlungsprozess eingebaut werden. Wenn es um Grundsätzliches in Sachen politischer Freiheit geht, könnte der Ruf nach Verhandlungen dem Bemühen der Diktatoren entspringen, die Demokraten zur friedlichen Kapitulation zu verleiten, während die Gewalt der Diktatur weitergeht. Der Frieden eines Diktators ist oftmals nichts anderes als der Frieden des Gefängnisses oder des Grabes.
Sharp gibt dem gewaltfreien Revolutionär 198 Methoden des gewaltlosen Widerstands an die Hand. Das reicht von ersten öffentlichen Reden über Märsche und Paraden, Verbraucherboykotts und gezieltes "Krankfeiern", bis zur Schaffung einer Parallelregierung. Die Aktivisten der serbischen Demokratiebewegung Otpor haben nach dem Sturz von Milosevic begonnen, Gleichgesinnte in anderen Ländern zu schulen. Mittlerweile ist ein internationales Netzwerk entstanden, in dem Aktivisten ihre teils blutigen Erfahrungen beim und Pläne zum Sturz eines Potentaten austauschen. Sharps Leitfaden ist dabei die Grundlage, wird aber immer weiter entwickelt. Die Protagonisten des gewaltlosen Widerstands haben sogar Anfragen von Sicherheitskräften diktatorischer Regime erhalten, ob sie die wohl auf die gewaltfreien Widerstandsbewegungen vorbereiten könnten. Allein die Angst der Diktatoren vor diesem Buch zeigt, wie bedeutsam es ist.
Wenn der Kraftakt vollzogen und der Diktator weg ist, beginnt die Arbeit erst richtig. Hören wir noch einmal Gene Sharp selbst:
"Diese Art des Wechsels ist ein Prozess, in dem Leute die Gegenwart gestalten und gleichzeitig ihre Fähigkeiten steigern ihre Zukunft zu bestimmen. Aber es gibt die Möglichkeit, dass wir dazu beitragen können, in der Menschheitsgeschichte einen Schritt weiter zu kommen. Wir können die Schlüsselprobleme lösen, mit denen wir so lange zu tun hatten. "
Gene Sharp: Von der Diktatur zur Demokratie. Ein Leitfaden für die Befreiung. Becksche Reihe, 108 Seiten, 9,95 Euro.