In den nächsten Tagen wird noch nicht gestreikt. Noch gibt die Flugbegleitergewerkschaft Ufo Lufthansa ein paar Tage: Bis zum 30. Juni um 9.00 Uhr am Morgen soll die Fluggesellschaft ein substanzielles neues Angebot vorlegen, sagt Ufo-Chef Nicoley Baublies, ansonsten trete man am ersten Juli an in den Ausstand. Da Ferienzeit ist, wolle man die Kunden rechtzeitig warnen:
"Wir werden aber am ersten Juli erst berichten, wo und wie lange der Streik tatsächlich stattfindet. Wir werden aber auch, weil wir wissen, das ist, wenn wir bis dahin nicht weiter kommen, kein kurzer Arbeitskampf, wir werden dann also am ersten Juli der Öffentlichkeit, vor allem unseren Kunden, die Streiktermine für die folgenden Monate bekannt geben - alle, jeden einzelnen Tag beziehungsweise mehrere Tage, sodass jeder die Möglichkeit hat auszuweichen und in den nächsten Monaten an den Tagen, an denen wir Streiks ankündigen, nicht Lufthansa als Verkehrsmittel zu wählen."
Es geht vor allem um die Altersvorsorge
Diese Streiks könnten sich bis zum 16. September hinziehen. Der Grund: Lufthansa wolle frühere Verhandlungsergebnisse aus dem vergangenen Jahr nicht mehr anerkennen. In der sogenannten "Agenda Kabine" geht es zum einen zwar auch um die Forderung nach acht Prozent mehr Lohn für zwei Jahre, vor allem aber um die Altersvorsorge. Die will Lufthansa nicht mehr einhalten, weil das bisherige System wegen der niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten und der längeren Rentenzeiten nicht mehr bezahlbar sei. Die Gewerkschaft, die 19.000 Flugbegleiter bei Lufthansa vertritt, aber hat sich grundsätzlich bereit erklärt, das System umzustellen und stärker selbst dazu beizutragen. Rechtsanwalt Dirk Vogelsang, Verhandlungsführer für UFO, meint:
"Wir glauben, dass nach und nach zutage treten wird - nicht aufgrund gewerkschaftlicher Rhetorik, sondern weil einfach Analysten, Aktionäre, andere Leute sich die Zahlen dann auch ansehen können, dass hier auch eine riesige Chance vertan wird, die für den Unternehmensumbau aus unternehmerischer Sicht und damit aus Aktionärssicht wichtig gewesen wäre. Lufthansa ist dabei, aus einer wIn-win- eine lose-lose-Situation zu machen in einer äußerst kritischen Situation, die ja selbst vom Vorstand immer als solche beschrieben worden ist."
Lufthansa muss sich im Wettbewerb neu aufstellen
Das ist es, was die Gewerkschaft aufbringt: Sie habe sich in den vergangenen Verhandlungen sehr beweglich gezeigt, anders als die Piloten auf Streiks verzichtet. Selbst das WIngs-Konzept habe man mitgetragen, weil man die Notwendigkeit sehe, dass Lufthansa sich im Wettbewerb neu aufstellen müsse. Doch jetzt beschleicht Ufo-Chef Baublies der Verdacht, das Konzept der Eurowings, die nur als Holding diene, könne eine Blaupause auch für die Lufthansa sein:
"Wenn das so ist, dann hatten wir keine Chance. Dann haben wir aus uns heraus vielleicht sogar mit einem Arbeitskampf alleine keine Chance, weil das Ziel, je mehr sich die Gewerkschaften wehren, desto eher kann ich sagen, mit denen geht's ja nicht, ich geh ins Ausland, ist vielleicht ein gewolltes."
Lufthansa bedauert in einer ersten Stellungnahme die Ankündigung zu möglichen Streiks. Man habe bis zuletzt auf konstruktive Verhandlungen gesetzt und tue dies auch weiterhin. Man sei weiterhin gesprächsbereit, gemeinsames Ziel müsse es sein, Streiks unbedingt zu vermeiden.