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Gewerkschaft
Wieder Streik bei Lufthansa

Für Mittwoch ist wieder ein Streik bei der Lufthansa angekündigt - 24 Stunden auf Mittel- und Kurzstrecken. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat die Piloten dazu aufgerufen. Der Grund: Bei den Verhandlungen um die Übergangsversorgung seien die Tarifpartner letzte Woche nicht vorangekommen. Darum dreht sich der Streit seit langem - vordergründig.

Von Brigitte Scholtes |
    Leere Schalter am Flughafen Frankfurt/Main
    24 Stunden soll bei Lufthansa die Arbeit ruhen. (imago / Ralph Peters)
    Der Gesprächsfaden zwischen der Lufthansa und den Piloten ist abgerissen. Das Unternehmen sagte Verhandlungen, die für heute mit der VC, der Vereinigung Cockpit, angesetzt waren, kurzfristig ab. Man sehe wegen des erneuten Streikaufrufs keine Lösungsbereitschaft aufseiten der VC, teilte Personalvorstand Bettina Volkens mit und zog das Angebot auf eine Erhöhung der Vergütung zurück. Die Pilotenvereinigung Cockpit hatte den Ausstand damit begründet, dass das Management ihnen bei der Neuregelung der Übergangsversorgung nicht entgegenkäme. Aber die Übergangsversorgung sei nur eines von 15 Themen, die zu regeln seien sagt VC-Vorstandsmitglied Markus Wahl:
    "Es ist nicht überall zu Verhandlungen gekommen, was sicherlich daran liegt, dass im Moment unser brennendstes Thema natürlich die Übergangsversorgung ist, sodass wir hier natürlich zügig zu einer Lösung kommen wollen. Wir befürchten allerdings, wenn Lufthansa sich so weiter verhält, dass, selbst wenn wir die Übergangsversorgung lösen würden, dass wir dann gleich beim nächsten Tarifthema wieder in einen neuen Konflikt laufen würden. Deswegen haben wir ja die Gesamtschlichtung vorgeschlagen, weil wir endlich einmal Frieden am Tariftisch wollen, aber Lufthansa lehnt das kategorisch ab."
    Diese Gesamtschlichtung aber will der Vorstand nicht. Denn dann könnten auch strategische Themen eine Rolle spielen. In die aber will sich das Management nicht hineinreden lassen. Das hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr in der vergangenen Woche noch einmal sehr deutlich gemacht, es gehe um eine grundsätzliche Weichenstellung:
    "Ich kann als Lufthansa nicht mit 50 Jahre alten Privilegien die Perspektiven der Zukunft gestalten. Weitere Streiks tun weh, allen, Kunden, Mitarbeitern und Aktionären, aber was hier zu regeln ist für die Zukunft, ist noch deutlich wichtiger. Deswegen kann ich hier auch als Lufthansa nicht nur, um nicht endlich mit faulen Kompromissen Frieden zu erkaufen, Dinge tun, die die Zukunftsfähigkeit der Lufthansa gefährden. Das ist die Abwägung, die wir als Lufthansa zu treffen haben."
    Eurowings und Langstreckenflüge
    So will Lufthansa im Herbst ja mit der Tochter Eurowings auf Langstreckenflügen zunächst Ferienziele anfliegen. Aber dieses Konzept soll ausgebaut werden. Denn es zeichnet sich ab, dass die sogenannten Point-to-Point-Verbindungen im Luftverkehr immer wichtiger werden, sagt Guido Hoymann, Analyst vom Bankhaus Metzler:
    "Lohnt sich eine Strecke von A nach B, wird sie bedient. Und demgegenüber - und dafür steht die Lufthansa - gibt es nach wie vor das Netzangebot, wo also eine Airline nach wie vor komplette vernetzte Streckenplanung dem Kunden anbietet. Der Kampf zwischen diesen beiden Modellen ist meines Erachtens der entscheidende."
    Das aber sieht auch die Lufthansa, die zwar mit ihrem klassischen Geschäft noch das große Netz bedient. Aber mit Eurowings will sie wie die Billigflieger die Ziele einzeln anfliegen, und dieses Konzept hat Zukunft, meint Stefan Schöppner von der Commerzbank:
    "Die Lufthansa sagt ganz klar: Das Wachstum soll in Eurowings stattfinden, weil nur da ist es konkurrenzfähig gegenüber den Wettbewerbern."
    Das bedeutet auch, dass die Kapazitäten bei der klassischen Passage, heute noch dem Herzstück also, nach und nach schrumpfen - und damit auch weniger Piloten benötigt werden. Der Konflikt kann also noch lange dauern. Einen langen Atem hat aber offenbar auch die Pilotenvereinigung - zumindest finanziell. Markus Wahl:
    "Ich kann Ihnen absolut versichern, dass noch genug Geld da ist, um diese Streiks bei Bedarf noch lange durchzuhalten."
    Für die Kunden bedeutet das wohl, dass der Streik morgen nicht der letzte Ausstand in diesem Jahr sein wird. Um 14 Uhr will die Lufthansa erst einmal den Sonderflugplan für morgen veröffentlichen.