Reihenweise sind in letzter Zeit Medaillengewinner von Olympia in London nachträglich wegen Dopings disqualifiziert worden. Verdeutlicht an einer aktuellen Schlagzeile: Drei Kasachinnen, die allesamt vor vier Jahren bei Olympia in London Gold gewonnen haben, sind jetzt bei Nachtests des Anabolika-Dopings überführt und nachträglich disqualifiziert worden.
Dazu noch dieser Fall: In der Klasse der Männer bis 94 Kilo, ist mittlerweile der Neuntplatzierte von London, der Pole Tomasz Zielinski, auf den Bronze-Rang aufgerückt. Weil so viele vor ihm stehende Sportler des Dopings überführt wurden. Der Haken an der Sache: Zielinski ist selbst ein überführter Dopingsünder, der in Rio wegen einer Sperre gar nicht starten durfte.
53 Kilo weniger im Zweikampf
Die deutschen Heber waren dort chancenlos. 420 Kilo schaffte in Rio Deutschlands bester Superschwergewichtler Amir Velagic im Zweikampf - Platz neun immerhin. Der Sieger Lascha Talachadse, auch schon mal gesperrt wegen Anabolika-Dopings, schaffte 473 Kilo, und damit einen neuen Weltrekord. 53 Kilo mehr.
Der Präsident des Bundesverbands Deutscher Gewichtheber äußerte sich dazu im Interview im Deutschlandfunk: "Wir dürfen nicht den Fehler machen, aus der Dopingdiskussion alles auf ein Thema zu reduzieren. Diese 53 Kilogramm, das ist ein Klassenunterschied oder mehr, und da spielt Doping offenbar eine gewisse Rolle dabei. Aber wir wissen als deutsche Gewichtheber: Wir müssen arbeiten, und wir müssen besser werden, weil wir aktuell sicher nicht Weltspitze sind mit unseren Athleten."
"Nicht fördern ist unsinnig"
Überrascht ist Baumgartner von der Häufung der positiven Proben dagegen nicht: "Als Gewichtheber wissen wir nicht erst seit dem letzten Jahr, dass gedopt wird. Was neu ist, dass wir so harte Daten haben. 2011 haben wir begonnen, das Thema zu bearbeiten. Damals ist man als Nestbeschmutzer gesehen worden. Mittlerweile ist der Blickwinkel ein anderer. Aus den Fakten kann man sehen, dass in etlichen Ländern systematisch gedopt wird."
Es gebe aber den Versuch der Besserung. Denn der Weltverband wolle einige Länder sperren, weil sie bei den Nachproben aus Peking und London drei oder mehr positive Dopingtests hatten. Die Strukturen würden so verändert, dass Betrüger nicht mehr so leicht durch die Maschen schlüpfen könnten.
Seine klare Meinung zu einer Überlegung von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bekräftigt Baumgartner. Ganze Sportarten nicht mehr zu unterstützen, hält er für Quatsch. "Nicht mehr zu fördern, ist unsinnig. Man verlässt die Werte des Sports. Durch Entzug der Förderung die zu bestrafen, die eben nicht mitdopen, ist völlig widersinnig. Es gibt keinen Grund, bestimmte Sportarten auszugrenzen, weil das System in anderen Ländern nicht funktioniert."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.