Mitten in Ostafrika im Tanganjikasee lebt Burtons Maulbrüter, genauer gesagt Astatotilapia burtoni, einer der zahlreichen Vertreter der Buntbarsche. Diesen nutzt der Biologe Logan Grosenick von der Stanford University in Kalifornien für Experimente zum Revierverhalten.
"”Das Spannende bei diesen Fischen ist, dass sich erfolgreiche Männchen optisch deutlich von den Verlieren unterscheiden: Mit ihrem Rang nimmt die Farbenpracht und ihre Fruchtbarkeit zu. Die Fische müssen frühzeitig erkennen können, gegen welchen Gegner sich ein Kampf nicht lohnt. Niederlagen zu verhindern ist bei ihnen wichtiger als Kämpfe zu gewinnen.""
Denn bei einer Niederlage verlieren die Fische mehr Status als ihnen ein Sieg zusätzlich einbringen würde. Daher ist es für die Männchen vorteilhaft, gar nicht erst in die Bredouille zu geraten, einen Kampf zu verlieren. Das Ziel ist ein möglichst sauberer Kampfrekord, der ein prächtiges Farbenkleid mit sich bringt. Die Siegertypen tragen ein strahlendes Blau oder Gelb mit schwarzen Streifen im Gesicht, die Verlierer müssen mit einem ausdruckslosen Grau vorlieb nehmen. Das sind aber nur die Extreme. Der Großteil der Tiere unterscheidet sich kaum. Wie die Buntbarsche einen solchen Kontrahenten dennoch einschätzen können, wollte der Forscher mit einem Experiment herausfinden. Grosenick:
"Die Kernfrage dieses Experiments war, ob die Buntbarsche in der Lage sind, ihre Kontrahenten zu beobachten und daraus Rangfolgen abzuleiten. Der zweite Aspekt war, ob sie ihr Wissen über Sieg und Niederlage der Kontrahenten zu ihrem Vorteil nutzen können.”"
Dazu baute Logan Grosenick einen Wassertank, in dessen Mitte ein Fisch schwamm. Um die Mitte herum waren sechs kleine Boxen abgesteckt. Fünf der Abteile waren von A bis E durchnumeriert und mit je einem Männchen besetzt, die sich gegenseitig nicht sehen konnten. In dem sechsten Segment befanden sich einige Weibchen, um die Männchen anzustacheln. Der Fisch in der Mitte konnte als unbeteiligter Zuschauer alle Kämpfe beobachten, eine Art Fisch-Peepshow. Dann haben die Forscher einzelne Fische gegeneinander kämpfen lassen, indem sie zuerst die Trennscheibe zwischen A und B entfernten. Dabei manipulierten sie die Kämpfe so, dass immer A gegen B gewann. Beim zweiten Kampf gewann B gegen C, dann C gegen D und schließlich D gegen Fisch E. Der Fisch in der Mitte konnte bei allen Kämpfen genau sehen, wer gegen wen gewann. Grosenick:
""Dabei sahen wir, dass der Zuschauerfisch in der Lage war, die Hierarchie richtig einzuschätzen. Als er später die Wahl hatte, gegen Fisch A oder gegen Fisch E zu kämpfen, stürzte er sich sofort auf E, der bislang noch nicht gewonnen hatte. Aber auch bei der Entscheidung zwischen B und D, die beide gleich viele Kämpfe gewonnen und verloren hatten, wählte der Zuschauerfisch den rangniederen Fisch D."
Der Zuschauerfisch wusste also genau, gegen wen er nicht unbedingt kämpfen sollte, da Fisch A unbesiegt aus den Kämpfen hervorgegangen war. Als er später selbst kämpfen musste, wählte er den schwächsten Gegner. Dass ein Buntbarsch seine Erfolgsaussichten so gut einschätzen kann, wurde in der Biologie bislang nicht beschrieben, sagt Logan Grosenick.
"”Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Buntbarsche die Hierarchie indirekt, das heißt nur aus der Beobachtung heraus verstehen, ohne direkt beteiligt zu sein. Es sieht so aus, dass das Kämpfen nicht der alles entscheidende Faktor in der Evolution ist.""
Genau dieses Phänomen hatte Charles Darwin schon 1856 beschrieben, als er seine Theorie zum "survival of the fittest" aufstellte: Diese bedeutet eben nicht wie fälschlicherweise oft übersetzt "das Überleben des Stärkeren", sondern beschreibt das "Überleben des am besten Angepassten". Der Zuschauerbarsch hat sich an die Situation hervorragend angepasst und konnte so einen Sieg gegen Fisch E erringen, der damit auch den letzten seiner Kämpfe bei dem Experiment verlor.
"”Das Spannende bei diesen Fischen ist, dass sich erfolgreiche Männchen optisch deutlich von den Verlieren unterscheiden: Mit ihrem Rang nimmt die Farbenpracht und ihre Fruchtbarkeit zu. Die Fische müssen frühzeitig erkennen können, gegen welchen Gegner sich ein Kampf nicht lohnt. Niederlagen zu verhindern ist bei ihnen wichtiger als Kämpfe zu gewinnen.""
Denn bei einer Niederlage verlieren die Fische mehr Status als ihnen ein Sieg zusätzlich einbringen würde. Daher ist es für die Männchen vorteilhaft, gar nicht erst in die Bredouille zu geraten, einen Kampf zu verlieren. Das Ziel ist ein möglichst sauberer Kampfrekord, der ein prächtiges Farbenkleid mit sich bringt. Die Siegertypen tragen ein strahlendes Blau oder Gelb mit schwarzen Streifen im Gesicht, die Verlierer müssen mit einem ausdruckslosen Grau vorlieb nehmen. Das sind aber nur die Extreme. Der Großteil der Tiere unterscheidet sich kaum. Wie die Buntbarsche einen solchen Kontrahenten dennoch einschätzen können, wollte der Forscher mit einem Experiment herausfinden. Grosenick:
"Die Kernfrage dieses Experiments war, ob die Buntbarsche in der Lage sind, ihre Kontrahenten zu beobachten und daraus Rangfolgen abzuleiten. Der zweite Aspekt war, ob sie ihr Wissen über Sieg und Niederlage der Kontrahenten zu ihrem Vorteil nutzen können.”"
Dazu baute Logan Grosenick einen Wassertank, in dessen Mitte ein Fisch schwamm. Um die Mitte herum waren sechs kleine Boxen abgesteckt. Fünf der Abteile waren von A bis E durchnumeriert und mit je einem Männchen besetzt, die sich gegenseitig nicht sehen konnten. In dem sechsten Segment befanden sich einige Weibchen, um die Männchen anzustacheln. Der Fisch in der Mitte konnte als unbeteiligter Zuschauer alle Kämpfe beobachten, eine Art Fisch-Peepshow. Dann haben die Forscher einzelne Fische gegeneinander kämpfen lassen, indem sie zuerst die Trennscheibe zwischen A und B entfernten. Dabei manipulierten sie die Kämpfe so, dass immer A gegen B gewann. Beim zweiten Kampf gewann B gegen C, dann C gegen D und schließlich D gegen Fisch E. Der Fisch in der Mitte konnte bei allen Kämpfen genau sehen, wer gegen wen gewann. Grosenick:
""Dabei sahen wir, dass der Zuschauerfisch in der Lage war, die Hierarchie richtig einzuschätzen. Als er später die Wahl hatte, gegen Fisch A oder gegen Fisch E zu kämpfen, stürzte er sich sofort auf E, der bislang noch nicht gewonnen hatte. Aber auch bei der Entscheidung zwischen B und D, die beide gleich viele Kämpfe gewonnen und verloren hatten, wählte der Zuschauerfisch den rangniederen Fisch D."
Der Zuschauerfisch wusste also genau, gegen wen er nicht unbedingt kämpfen sollte, da Fisch A unbesiegt aus den Kämpfen hervorgegangen war. Als er später selbst kämpfen musste, wählte er den schwächsten Gegner. Dass ein Buntbarsch seine Erfolgsaussichten so gut einschätzen kann, wurde in der Biologie bislang nicht beschrieben, sagt Logan Grosenick.
"”Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Buntbarsche die Hierarchie indirekt, das heißt nur aus der Beobachtung heraus verstehen, ohne direkt beteiligt zu sein. Es sieht so aus, dass das Kämpfen nicht der alles entscheidende Faktor in der Evolution ist.""
Genau dieses Phänomen hatte Charles Darwin schon 1856 beschrieben, als er seine Theorie zum "survival of the fittest" aufstellte: Diese bedeutet eben nicht wie fälschlicherweise oft übersetzt "das Überleben des Stärkeren", sondern beschreibt das "Überleben des am besten Angepassten". Der Zuschauerbarsch hat sich an die Situation hervorragend angepasst und konnte so einen Sieg gegen Fisch E erringen, der damit auch den letzten seiner Kämpfe bei dem Experiment verlor.