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Gewinne trotz Skandalen
Kann Facebook machen, was es will?

Obwohl Facebook seit Monaten immer wieder in der Kritik steht, nimmt der Konzern keinen wirtschaftlichen Schaden. Auch der neueste Skandal - das Ausspähen junger Nutzer gegen Bezahlung - werde Facebook nicht dazu bringen, etwas an seinem Verhalten zu ändern, sagte Social-Media-Experte Martin Fehrensen im Dlf.

Martin Fehrensen im Gespräch mit Stefan Fries |
    Das Facebook-Logo ist auf einem Smartphone-Bildschirm zu sehen, Im Hintergrund ist eine Collage aus Dollarscheine, Zahlen und einem Pfeil nach obenzu sehen.
    Trotz Skandalen verzeichnet Facebook immer wieder Gewinne (dpa / NurPhoto / Alexander Pohl)
    Im vergangenen Quartal steigerte Facebook seinen Umsatz im Jahresvergleich um 30 Prozent und erreichte einen Spitzengewinn von rund sieben Milliarden Dollar. Trotz regelmäßiger Skandale verschaffte sich Facebook außerdem immer mehr Zugriff auf die Daten seiner Nutzer - neuerdings auch gegen Bezahlung: Facebook zahlt bis zu 20 Dollar im Monat, wenn Nutzer zwischen 13 und 35 Jahren sich die App "Facebook Research" installieren, die erhebliche Datenmengen auf iPhones ausliest. Dieses Vorgehen hatte international für Kritik gesorgt. Apple entfernte die App sogar aus seinem Programm.
    Auch dieser neuere Skandal werde Facebook nicht dazu bringen, etwas an seinem Verhalten zu ändern, sagte Social-Media-Experte Martin Fehrensen in @mediasres: "Wenn wir uns einmal vor Augen führen, dass Facebook dieses Mal immerhin die Nutzer dafür entlohnt haben und auch relativ transparent sogar darauf hingewiesen haben, was eben Facebook mit dieser App vorhat, dann ist es fast noch ein freundlicheres Vorgehen als über Jahre hinweg Nutzer derart auszuspähen und so viele Daten über Nutzer zusammenzutragen, dass weder Facebook noch die Nutzer am Ende recht wissen, was da eigentlich alles zusammengetragen wird."
    "Die Politik wird ein Stück weit an der Nase herumgeführt"
    Nach Einschätzung von Fehrensen liegt die Resistenz Facebooks gegen Skandale auch darin begründet, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg sich vor allem an Zahlen und Ergebnissen orientiere. Gute Quartalsergebnisse würden das eigene Tun Zuckerbergs bestätigen. Die Kritiken würden hingegen förmlich an ihm abperlen.
    Den politischen Ideen, Facebook stärker zu regulieren, zu besteuern oder gar zu zerschlagen, stelle der Konzern eine unglaubliche Agilität, Schnelligkeit und Flexibilität entgegen, sagte Fehrensen: "Allein im letzten Jahr haben sie 200 neue Funktionen getestet".
    Mit geplanten Neuerungen wie der technischen Verschränkung von Whatsapp, Instagram und dem Facebook Messenger führe Facebook die Politik sogar ein Stück weit an der Nase herum, "weil sie jetzt die technischen Grundlagen dafür legen, dass eine Zerschlagung noch schwieriger werden könnte", so Fehrensen. Hier fehlten vor allem Lösungsansätze seitens der Politik.
    Fehrensen: Häufig fehlen Alternativen zu Facebook-Diensten
    Auch die Nutzer kehrten Facebook nicht den Rücken - viele würden, wenn nicht Facebook selbst, eine der Tochterfirmen wie Whatsapp, Instagram und den Facebook Messenger nutzen. Die Nutzer blieben dadurch bei Facebook - "teilweise aus Borniertheit, teilweise, weil es vielleicht an Alternativen fehlt".
    Häufig seien die Nutzer einfach auf Kanäle wie Facebook angewiesen, meint Fehrensen. In einigen Ländern mit eingeschränkter Pressefreiheit gebe es beispielsweise außerhalb von Facebook manchmal kaum Möglichkeiten, an Informationen zu kommen. Darüber hinaus auch hinaus werde Facebook auch genutzt, um sich Gehör zu verschaffen.