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Gewinneinbruch bei Ryanair
Der Billigflieger leidet selbst unter dem Preiskampf

Der Billigflieger Ryanair setzt mit seinen Preisen immer wieder andere Airlines unter Druck. Nun musste er im ersten Geschäftsquartal trotz gestiegener Passagierzahlen selbst einen Gewinneinbruch vermelden. Ryanair-Chef Michael O’Leary reagierte fast trotzig.

Von Brigitte Scholtes |
Flugzeuge der Ryanair auf dem Flughafen Brüssel-Charleroi
Flugzeuge der Ryanair auf dem Flughafen Brüssel-Charleroi - der Preiskampf wird heftiger (picture alliance / dpa / Virginie Lefour / BELGA)
Sinkende Ticketpreise und um ein Viertel gestiegene höhere Treibstoffkosten – das sind schlechte Nachrichten für ein Luftfahrtunternehmen, vor allem für den Erfinder des billigen Fliegens, Ryanair. Der Gewinn sank im abgelaufenen Quartal um gut ein Fünftel auf 243 Millionen Euro. Und das, obwohl der Umsatz um elf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro anzog. Der irische Billigflieger erlöste 800 Millionen Euro aus Zusatzleistungen – bei Ryanair kosten etwa die Aufgabe von Gepäck, vorzeitiges Einsteigen oder die Sitzplatzreservierung extra. Da aber hätten die Wettbewerber inzwischen von Ryanair gelernt, glaubt Oliver Roth, Chef des Aktienhandels beim Bankhaus Oddo Seydler:
"Man hat versucht, Kosten zu sparen, um dem Kunden eben auch die Möglichkeit zu geben, einzelne Produkte dazu zu buchen, ob das jetzt der Sitzplatz ist, der reserviert ist, oder zusätzliches Gepäck ist, all diese Dinge werden bei vielen Airlines mittlerweile zusätzlich "gecharged", also bewertet und müssen bezahlt werden. Die Frage ist: Wie reagiert Ryanair darauf?"
"Andere Airlines werden in der EU scheitern"
Noch fast trotzig: Ryanair-Chef Michael O’Leary rechnet weiter mit einem wenn auch verlangsamten Wachstum, sagte er heute bei der Präsentation der Quartalsbilanz:
"Wir erwarten, dass wir das Wachstum vor allem im Winter beibehalten, weil wir damit rechnen, dass andere Airlines in der EU scheitern oder weniger Tickets verkaufen werden. Die fundamentale Annahme von Ryanair ist, dass die niedrigsten Kosten gewinnen werden."
Um sieben Prozent will Ryanair im laufenden Geschäftsjahr wachsen, das Ende März beendet ist. Doch neben der Integration des österreichischen Ferienfliegers Lauda Air belasten die Iren auch die wegen des Brexit rückläufigen Buchungen in Großbritannien, aber auch der Lieferstopp des Boeing-Modells 737 Max. Das hat wegen zweier Abstürze in den vergangenen Monaten derzeit weltweit Startverbot. Ryanair aber hat bis zu 210 Maschinen dieses Typs bestellt, die eigentlich von September an ausgeliefert werden sollten. Michael O’Leary:
"Wir erwarten jetzt das erste dieser Flugzeuge wahrscheinlich im Januar oder Februar nächsten Jahres. So rechnen wir für den kommenden Sommer nur mit etwa 30 statt der geplanten 58 Flugzeuge. Das hat zur Folge, dass wir in diesem Geschäftsjahr etwas langsamer wachsen - statt wie erwartet mit 162 Millionen rechnen wir nur mit 157 Millionen Fluggästen."
Die Konkurrenz schläft nicht
Vom Einsatz dieses Flugzeugs erhofft er sich auch weitere Einsparungen bei den Treibstoffkosten und Emissionen. Ob Ryanair es in diesem Umfeld tatsächlich schafft, im laufenden Geschäftsjahr zwischen 750 und 950 Millionen Euro Nettogewinn zu erzielen, das beobachten die Börsianer genau. Oliver Roth von Oddo Seydler:
"Unter dem Strich bleibt aber, dass sie sich einfach gewöhnen müssen, dass die Konkurrenz eben nicht geschlafen hat und dass die Margen kleiner werden. Und das heißt für die Aktionäre, dass sie sich damit auseinandersetzen müssen, dass die Gewinne deutlich weniger sprudeln werden in der Zukunft."