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Gewinner und Verlierer 2011

2011 war aus Sicht der deutschen Wirtschaft ein erfolgreiches Jahr. Zu den Gewinnern gehören vor allem der Maschinenbau und die Automobilindustrie. Zu den Absteigern zählen dagegen die Commerzbank und die Energiebranche.

Von Brigitte Scholtes | 29.12.2011
    Am Börsenindex DAX kann man die Auf- und Absteiger des Jahres recht einfach festmachen. Doch die Kursentwicklung allein verstellt gelegentlich auch den Blick für die wirklichen Erfolge oder Misserfolge. Für Jürgen Meyer, Fondsmanager der SEB Asset Management, ist deshalb klar:

    "Unter dem Strich würde ich sagen: Der große Gewinner ist die deutsche Industrie."

    Sie habe weltweit an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen, Marktanteile erobert, und sie erziele in diesem Jahr Renditen, die man noch vor einigen Jahren für unvorstellbar gehalten hätte, meint Meyer. In der Industrie gibt es aber einige Branchen, die besonders erfolgreich waren:

    "Besonders eindrucksvoll ist natürlich der Aufstieg des deutschen Maschinenbaus und der deutschen Automobilindustrie. Wenn wir uns heute anschauen, dass Unternehmen wie Volkswagen oder BMW im Halbjahr so viel verdienen, wie noch vor drei Jahren in einem ganzen Jahr, dann ist das schon eine fantastische Entwicklung."

    Bei Volkswagen macht sich das auch in der Kursentwicklung bemerkbar, die Wolfsburger liegen unter da unter den ersten zehn im DAX. Dort nimmt aber den ersten Platz ein Chemie- und Pharmaunternehmen ein: Merck. Für die Darmstädter jedoch lief das Jahr wegen Rückschlägen im Pharmabereich und nicht mehr ganz so hohen Wachstumsraten des Renditebringers Flüssigkristalle gar nicht so herausragend. Die zweitbeste Kursentwicklung in diesem Jahr hatte aber ebenfalls ein Pharmawert: Fresenius nämlich. Insgesamt hatten sich die Kurse der Pharmaunternehmen in den zehn Jahren zuvor schlechter als der Markt entwickelt, sie könnten aber auch im nächsten Jahr Chancen haben, meint Carsten Hilck, Fondsmanager von Union Investment:

    "Entsprechend sind halt Werte wie Konsumgüter oder auch Pharmaziewerte hoch im Kurs bei den Anlegern, weil man diesen Werten zutraut, auch im nächsten Jahr überdurchschnittliche Performance zu liefern."

    Die Absteiger hingegen sind eindeutiger auszumachen, sagt Hilck:

    "Die Commerzbank hat ein rabenschwarzes Jahr erwischt."

    Die Staatsschuldenkrise hat das Institut hart getroffen, der Kurs fiel um mehr als 70 Prozent, zwischenzeitlich war die Aktie in Gefahr, unter den Wert von einem Euro zu sinken. Neben der Finanzindustrie gibt es aber auch weitere Verlierer. Zu denen gehört dabei die Metro, ein Unternehmen aus einer Branche also, die eigentlich vom steigenden Konsum der Deutschen profitiert hat. Doch zeigt sich bei Metro ein wesentliches Versäumnis, meint Fondsmanager Meyer:

    "Hier macht es sich bemerkbar, dass der stationäre Handel, gerade was Unterhaltungselektronik betrifft, ja immer stärker durch den Internethandel kannibalisiert wird. Und das hat mittlerweile Ausmaße angenommen, die die vorhandenen Läden deutlich zu spüren bekommen, auch in der Gewinnentwicklung."

    Und es gab einige Insolvenzen: Der Druckmaschinenhersteller MAN Roland gehört dazu, ein Unternehmen aus einer seit Jahren unrentablen Branche, urteilt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank:

    "Entscheidend für die Druckmaschinenbranche ist der Werbedruck. Jeder von uns merkt es: Werbung kommt in der Tendenz immer weniger gedruckt, sondern über das Internet, per email, oder wir kriegen die Werbung individualisiert. Und das ist dann eben nur eine kleine Auflage. Und da sind die großen Dinosauriermaschinen nicht ganz das Richtige."

    Und nicht zuletzt gehört zu den Verlierern die Energiebranche. Neben den großen Konzernen waren es vor allem die kleineren Solarunternehmen, deren Wettbewerbsfähigkeit gelitten hat. Allein im Dezember meldeten Solon und Solar Millenium Insolvenz an. SEB-Fondsmanager Jürgen Meyer wundert das nicht, habe die Branche doch jahrelang von reichlichen Subventionen profitiert und dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit vernachlässigt:

    "Die niedrigsten Preise machen letztendlich nicht die heimischen Anbieter, sondern welche aus Asien, was letztendlich dazu geführt hat, dass in dieser Branche in Deutschland scheinbar niemand mehr Geld verdient."