Ghana ist eines der westafrikanischen Länder, die lange als Hoffnungsträger galten: demokratische Verhältnisse, gutes Wirtschaftswachstum, reichlich Rohstoffe wie Gold, Kakao und Erdöl. In den zurückliegenden Jahren allerdings sackte die Wirtschaft ab, die Schulden stiegen ebenso an wie die Preise. Heute wählt Ghana ein neues Parlament und den Präsidenten. Schon jetzt ist von Stimmenkauf und möglichem Wahlbetrug die Rede. Und die Furcht vor eventuellen Gewaltausbrüchen nach der Wahl. Die gab es allerdings auch schon im Wahlkampf.
Ein Toter und mehrere Verletzte im Wahlkampf
Ohrenbetäubender Lärm aus Plastik-Tröten gehört zum Grundton bei Wahlkampfveranstaltungen in Ghana. Darin gehen Argumente schnell mal unter. Und in der aufgeheizten Stimmung forderte der Wahlkampf auch Opfer. Am Dienstag starb ein Anhänger der größten Oppositionspartei bei Gewaltausbrüchen am Rande einer Kundgebung. 14 weitere Menschen wurden verletzt.
Weil so etwas nicht neu ist in Ghana, hatten die Parteien einen Pakt für Friedfertigkeit, geschlossen. Der hielt in diesem Fall nicht. Im Großen und Ganzen aber schon. Und dennoch scheint die Atmosphäre angespannt. Die wirtschaftliche Lage ist schlecht. Die beiden großen Parteien beschuldigen sich gegenseitig, Wählerstimmen zu kaufen. Samuel, ein junger Wähler in der Hauptstadt Accra, sagt: "Man darf die eigene Wählerstimme nicht einfach demjenigen geben, der sie mit ein bisschen Geld kaufen will. Man muss über die eigene Situation nachdenken - und dann wählen."
Arbeitslosigkeit und Korruption
Für viele junge Ghanaer ist die eigene Situation schwierig: Die Weltbank schätzt, dass jeder zweite Ghanaer zwischen 15 und 24 Jahren keine Arbeit hat. Die Inflationsrate liegt deutlich über 15 Prozent. Und viele Menschen ächzen unter der alltäglichen Korruption. "Mich widert es an, dass Korruption im Staatssektor wie ein Kavaliersdelikt behandelt wird", sagt Nana Akufo-Addo. Er kandidiert für die Neue Patriotische Partei, NPP. Akufo-Addo versucht zum dritten Mal, Ghanas Präsident zu werden. 72 Jahre alt, gelernter Rechtsanwalt, ein Mann aus der traditionellen Elite des Landes:
"Ich stehe hier vor Euch als kleiner, ehrlicher Mann", sagt Akufo-Addo, "mit einem großen Herz für Ghana." Der Herausforderer verspricht Jobs. Sagt, er brauche knapp zwei Jahre, um die Wirtschaft wieder flott zu machen. Denn die Wirtschaft ist das alles bestimmende Thema.
Der amtierende Präsident John Mahama ist deshalb in der Defensive. Mahama ließ kurz vor der Wahl vor allem große Infrastrukturprojekte in der Hauptstadt eröffnen. Darunter auch eine große Brücke an einem der Verkehrsengpässe in Accra. Eine Brücke mit riesigen Leuchten. In der Bevölkerung wurde das bitterböse kommentiert: Dann könnten ja Schüler, die wegen der häufigen Stromausfälle zu Hause kein Licht haben, auf die Brücke mit den Leuchten gehen und dort abends Hausaufgaben machen.
Präsident Mahama will zweites Mandat
Präsident Mahama behauptet, Ghana sei auf dem Weg heraus aus der Krise. Der 58-Jährige will ein zweites Mandat. Angeblich, damit "geerntet werden kann, was die Regierung gesät hat": Seine Regierung will Strukturreformen umgesetzt haben. Sie will kräftig in Infrastrukturen wie Straßen und Hafenanlagen investiert haben. Und jetzt soll die Berufsausbildung gestärkt werden. 60 Prozent der Bevölkerung Ghanas ist jünger als 35 Jahre. Und oft ohne Job.
Präsident Mahama weiß: "Wenn wir nicht schnell genug für Arbeit sorgen, dann wird das hier ein Pulverfass." – Ghana ist hoch verschuldet, die Wirtschaft wächst in diesem Jahr um etwas mehr als drei Prozent. Das ist viel zu wenig, um ausreichend Arbeitslätze für die nachdrängende Jugend zu schaffen.
Die Frage ist jetzt: Wem trauen die Ghanaer zu, eine Wende zu schaffen? Den Kandidaten Mahama und Akufo-Addo wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen vorhergesagt. Ein Wahl-Ergebnis wird frühestens für Freitag erwartet.