"Ich liebe Fußballspielen einfach. Wenn ich spiele, vergesse ich alles. Ich lebe dann einfach im Moment und genieße es."
Das sagt die 15-jährige Louisa Essuman aus Ghana. Sie ist eines von 15 talentierten Mädchen, die es geschafft hat, an der "Right-to-Dream"-Akademie ausgebildet zu werden - einer privaten Fußballakademie in Ghana, in der Nähe der Hauptstadt Accra. Eigentlich kommt Louisa aus Cape Cost - das ist fast drei Stunden weg. Jetzt lebt sie in der Akademie, ohne ihre Familie. Das war für ihre Eltern nicht das einzige Problem:
"Ich erinnere mich noch daran, dass meine Mutter nicht wollte, dass ich an eine Akademie gehe und nur Fußball spiele und meine Schulbildung vergesse. Und als sie dann eingeladen wurde, sich alles mal selbst anzusehen, hat sich alles verändert. Jetzt steht meine Familie hundertprozentig hinter mir."
In ganz Westafrika sucht die Akademie junge Fußballtalente
Als Louisa zwölf Jahre alt war, wurde sie bei einem Probetraining entdeckt. Louisa ist ehrgeizig, eine gute Schülerin. Mag vor allem Mathe und Technik, wie das Programmieren von Computern als Schulfach.
Dass Mädchen in Ghana Fußball spielen wollen - und das auch noch als Profispielerinnen, können nicht alle verstehen, sagt Harry Adekpui von der Akademie "Right to Dream". Da brauche es nicht nur bei Eltern Überzeugungsarbeit:
"Die ersten Tage waren knifflig. Die Jungs, die hier waren, haben angefangen zu fragen: Warum bringt ihr denn Mädchen hier her, um Fußball zu spielen? Aber nach einem, zwei oder drei Monaten im Programm sagten die Jungs dann: Wow, das Mädchen ist großartig, manche Mädels sind sogar besser als wir!"
Jedes Jahr sucht die Akademie in Probetrainings in ganz Westafrika nach talentierten Mädchen und Jungen zwischen 10 und 18 Jahren. Bis zu fünf Jahren kann die Ausbildung in "Right to Dream" dauern. Das Besondere: Hier geht es nicht nur um Fußball. Die Mädchen und Jungen erhalten eine Schulbildung, viele von ihnen kriegen danach Stipendien für Unis in den USA oder Europa. Einige werden sogar Fußballprofis.
Jedes Jahr sucht die Akademie in Probetrainings in ganz Westafrika nach talentierten Mädchen und Jungen zwischen 10 und 18 Jahren. Bis zu fünf Jahren kann die Ausbildung in "Right to Dream" dauern. Das Besondere: Hier geht es nicht nur um Fußball. Die Mädchen und Jungen erhalten eine Schulbildung, viele von ihnen kriegen danach Stipendien für Unis in den USA oder Europa. Einige werden sogar Fußballprofis.
"Unsere Schüler sollen stolz sein können, Afrikaner zu sein"
Das sei vor allem eine Chance für viele Jugendlichen, die aus sozialschwachen Familien kommen, sagt Adekpui. Denn selbst, wenn es nicht mit dem Fußballspielen klappe, bleibe da immer noch eine gute Ausbildung. Englisch, Mathe, Naturwissenschaften - alles Fächer, die an der "Right-to-Dream"-Akademie auf dem Lehrplan stehen. Als dritten Punkt neben Fußball und den klassischen Schulfächern ist die Charakterbildung wichtig, sagt Lehrer Harry Adekpui. Ein Fach ist ihm besonders wichtig:
"Unsere Schüler müssen verstehen, dass sie darauf stolz sein können, Afrikaner zu sein. Dass Afrikaner etwas Einzigartiges zu bieten haben. Für uns ist es wichtig, dass auch zu feiern. Sie gehen hinaus in die Welt als Vorbilder, als Change Maker – da wollten wir, dass sie stolz darauf sein können, wer sie sind. Deswegen haben wir ein besonderes Unterrichtsfach ausgearbeitet."
Das Leben an der Akademie ist eine Herausforderung
Afrikanische Geschichte, Kultur und vor allem afrikanische Vorbilder aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kunst lernen die Schüler dabei kennen. Die Jugendlichen sollen als "Change Maker" - ausgebildet werden - als junge Menschen, die Veränderungen in ihrer Gesellschaft anstoßen. "Give back" - etwas der Gesellschaft zurückgeben, das hört man hier immer wieder von den Schülern.
Das Leben an der Akademie ist für die jungen Menschen aber eine Herausforderung. Um 5.30 Uhr morgens heißt es: aufstehen, trainieren, Unterricht. Am Nachmittag dann wieder Training. Abendessen. Um kurz nach neun ruft die Bettruhe in den "Dorms" – den Schlafräumen der Mädchen und Jungen.
Das Leben an der Akademie ist für die jungen Menschen aber eine Herausforderung. Um 5.30 Uhr morgens heißt es: aufstehen, trainieren, Unterricht. Am Nachmittag dann wieder Training. Abendessen. Um kurz nach neun ruft die Bettruhe in den "Dorms" – den Schlafräumen der Mädchen und Jungen.
Die Anforderungen, aber auch Erwartungen von Lehrern, der Familie und an sich selbst, sind hoch. Das ist nicht immer leicht, vor allem, weil man auch mal schlechte Tage habe, sagt die 15-jährige Louisa. Ihr helfe dann immer der Gedanke an eine bestimmte Sache:
"Manchmal ist es schwer: Du performst nicht gut im Spiel, dir geht es nicht so gut. Aber: Viele Leute wünschen sich, die gleiche Möglichkeit zu haben wie du, also machst du dann das Beste draus. Und du weißt. Ich stehe hier nicht nur für mich alleine, sondern für zahlreiche Kids da draußen … Und das hält uns auch am Ball. Wir wissen, woher wir kommen, wir wissen, wohin wir wollen. Wir machen das einfach, weil wir Spaß haben wollen und weil wir die Situation ändern wollen. Wir wollen Veränderung und wir wollen in unsere Community etwas bewegen."
Ausbeutung durch profitgierige Fußball-Scouts verhindern
Einmal Fußballprofi werden - das birgt aber auch Gefahren für die jungen Menschen. Weltweit suchen profitgierige Fußball-Scouts nach neuen Talenten, die auf den hungrigen Fußballmarkt geworfen werden – oft zulasten vieler junger Talente, viele von ihnen aus afrikanischen Ländern. Die Akademie "Right to Dream" versucht nach eigenen Angaben, das zu verhindern. Sie pflege auch nach dem Abschluss den Kontakt zu ihren Schülern, habe weltweit Kontakte und Netzwerke aufgebaut, die die jungen Menschen davor bewahren sollen, ausgenutzt zu werden.
Für Louisa ist das erst einmal Zukunftsmusik. Seit einigen Wochen hat sie ihre Ausbildung bei "Right to Dream" erfolgreich abgeschlossen - jetzt hat sie Ferien. Im September geht es weiter, in die USA. Louisa hat ein Stipendium für eine High School erhalten. Ihr Traum: Mal als Profispielerin in Amerika oder Europa zu spielen. Danach will sie aber auf jeden Fall wieder zurück nach Ghana. "Give back" - um zurückgeben. Das betont sie immer wieder.