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Ghanas Präsident Akufo-Addo
Afrikas selbstbewusster Hoffnungsträger

Deutschland hat ein Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern. Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo weiß das. Vor dem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel betont er immer wieder sein Ziel: ein "Ghana jenseits der Entwicklungshilfe", in das sich zu investieren lohnt.

Von Jens Borchers |
    Nana Akufo-Addo war im Februar zu Besuch in Deutschland
    Nana Akufo-Addo war im Februar zu Besuch in Deutschland (picture alliance / dpa / Pacific Press / Simone Kuhlmey)
    Nana Akufo-Addo ist anders als viele seiner afrikanischen Kollegen: Ghanas Präsident betont immer wieder zwei Punkte – Eigenständigkeit und Menschenrechte. Seit gut einem Jahr steht Akufo-Addo in der Verantwortung, und er hat viel versprochen. Ein eigenständiges Ghana, das sich nicht abhängig machen will von Hilfe aus dem Ausland. Akufo-Addo will sein Land endlich industrialisieren und damit auch der Migration einen Riegel vorschieben. Deutschland erscheint ihm da als idealer Partner. Ende vergangenen Jahres schloss Deutschland mit Ghana eine sogenannte Reformpartnerschaft. Um die wird es auch gehen, wenn die Kanzlerin in Accra zu Besuch ist.
    Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo ist offensichtlich der Meinung, zentrale Botschaften müsse man wieder und wieder übermitteln. Akufo-Addo wiederholt deshalb bei jeder Gelegenheit sein strategisches Ziel für Ghana:
    "Wir wollen ein Ghana jenseits der Entwicklungshilfe: das unabhängig ist, auf eigenen Füßen stehen kann. Wir können das schaffen. Wenn wir die richtige Haltung dazu haben."
    Präsident Akufo-Addo glaubt, er hat die richtige Haltung. Und empfiehlt folgende Instrumente, um ans Ziel zu kommen:
    "Unsere zweite Priorität sollte es sein, intensiver bei Handel und Investitionen zusammenzuarbeiten."
    Migration hat den Blick auf Afrika verändert
    Das sagte Ghanas Präsident auch seinen deutschen Gesprächspartnern, als im Februar in Berlin und Dortmund zu Gast war. Bisher war das Interesse der deutschen Wirtschaft an Ghana eher mäßig. Akufo-Addo weiß allerdings: Die Furcht vor überbordender Migration hat den Blick auf Afrika verändert. Deutschland beispielsweise hat eine Reformpartnerschaft mit Ghana geschlossen. Die geht im Kern so: Ghana verbessert schnellstmöglich seine Rahmenbedingungen für Investitionen. Die Bundesregierung stellt dafür im Gegenzug etwa 100 Millionen Euro Finanzhilfe bereit.
    Aber Ghanas selbstbewusster Präsident machte bei seinem Deutschlandbesuch auch in Sachen Migration eine klare Ansage:
    "Wir erwarten, dass in den aktuellen und künftigen Beziehungen zwischen Deutschland und Afrika folgendes beachtet wird: dass afrikanische Migranten, die zum Arbeiten nach Deutschland kommen, menschlich behandelt werden. Selbst wenn sie bedauerlicherweise deutsche Gesetze verletzt haben sollten."
    Auf Unternehmertum statt Entwicklungshilfe bauen
    Akufo-Addo weiß, dass Deutschland ein Interesse an enger Zusammenarbeit hat. Und er selbst versucht zu zeigen, dass er seine Hausaufgaben erledigen will. Akufo-Addo kündigte große Infrastruktur-Projekte an – die konkreten Standorte und die Finanzierung lassen aber noch auf sich warten. Der ehrgeizige Reformer setzt auf sinkende Steuern und stärkeres Wirtschaftswachstum – fast acht Prozent waren es im vergangenen Jahr. Die Preissteigerungsrate fällt, das Haushaltsdefizit sinkt. Und es scheint, als mache Ghanas Präsident auch Ernst im Kampf gegen die Korruption:
    "Ich habe den ersten Sonderermittler für Korruption in der Geschichte Ghanas ernannt, einen bekannten Kreuzzügler gegen Schmiergelder. Seine Aufgabe ist es, Staatsbedienstete – ehemalige und amtierende – für ihren Umgang mit öffentlichem Geld zur Verantwortung zu ziehen."
    Nana Akufo-Addo will erreichen, dass möglichst viele Ghanaer etwas unternehmen: dass sie Firmen gründen, sich engagieren, ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Denn er sagt bei jeder Gelegenheit: Wir können uns nicht von der Spenden-Bereitschaft und der Hilfe anderer abhängig machen. Entwicklungshilfe funktioniert nicht, meint Akufo-Addo und sie habe niemals funktioniert.
    Das bedeutet nun keineswegs, dass er jede Unterstützung ablehnt. Der Präsident weiß, dass sein Land sich das noch nicht leisten kann. Aber er will seinen Landsleuten klarmachen, dass sie es selbst in der Hand haben. Dass sie sich anstrengen und reinhängen müssen. Und er meint auch, das gelte für den afrikanischen Kontinent insgesamt. Bei der Bundeskanzlerin rennt Akufo-Addo damit offene Türen ein.