Die deutschen Para-Schwimmer haben bei den Europameisterschaften auf Madeira für Furore gesorgt. 18 Medaillen hatte das deutsche Team nach fünf von sieben Wettkampftagen bereits auf dem Konto: jeweils sechs Mal Gold, Silber und Bronze.
Allein drei der Goldmedaillen gehen auf das Konto von Gina Böttcher. Nach Gold über 150 Meter Lagen und 50 Meter Rücken, gewann die Potsdamerin auch über 50 Meter Freistil und machte damit ihren persönlichen Titel-Hattrick perfekt. "Dass es zu drei Goldmedaillen reicht, hätte ich im Leben nicht gedacht", sagte Böttcher im Deutschlandfunk. "Das zeigt, dass sich das Training gelohnt hat und die Arbeit sich ausgezahlt hat."
"Mehr Selbstvertrauen" vor den Paralympics in Paris
Das nächste große Event wirft bereits seine Schatten voraus: die Paralympics in Paris. Der Dreifach-Erfolg bei der EM ändere ihre Herangehensweise aber nicht. "Es ist auf jeden Fall jetzt mehr Selbstvertrauen da. Ich weiß, wo ich stehe und hoffe, dass ich das in Paris auch so zeigen kann." Bei den Paralympics hoffe sie nun auf eine Platzierung unter den Top drei.
Dass Böttcher überhaupt solche Erfolge feiern kann, ist nicht selbstverständlich. Denn die 23-Jährige hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Böttcher ist nämlich ohne Unterarme und Unterschenkel zur Welt gekommen. Auf Ultraschallbildern war das damals aber nicht zu erkennen, sodass Böttchers leibliche Eltern erst nach der Geburt damit konfrontiert waren - und zu einer drastischen Lösung griffen.
"Ich weiß auch nicht viel darüber", sagte Böttcher. "Ich weiß nur, dass sie das nicht so erwartet hatten und nicht wussten wie sie mir umgehen sollen. Daraufhin haben sie mich in eine Pflegefamilie kommen lassen und seitdem bin ich in Pflegefamilien aufgewachsen. Nach anderthalb Jahren bin ich in meine jetzige Pflegefamilie gekommen, in der ich auch immer noch wohne."
Das habe sie widerstandsfähig gemacht, sagte Böttcher: "Ich bin von Natur aus auf mich allein gestellt und weiß mit Dingen umzugehen. Ich sehe das nicht als schlimm an und lebe damit gut."