„Lebhaft, relativ klein in der Gestalt, wahrscheinlich braunhaarig, möglicherweise bärtig, hektisch auf- und abtretend. Es gibt einen Bericht von einem Augenzeugen, der erzählt, er habe also herumgewippt wie eine Tauchente und mit zurückgekrempelten Ärmeln gestikuliert und herumgefuchtelt wie ein Jongleur usw.; also demnach scheint er sehr lebhaft gewesen zu sein und sehr leicht aufzuregen und in Zorn zu bringen.“
Ihm zuzuhören, seinen kühnen Gedanken und seiner rauschhaften Sprache zu folgen, muss ein Erlebnis gewesen sein. Sein Biograf Paul Richard Blum stellt sich Giordano Bruno, den ersten und letzten großen Philosophen nach Sokrates, der wegen seiner Überzeugungen zum Tode verurteilt wurde, als einen „typischen Süditaliener“ vor. Bruno, der „philosophische Ikarus“, wie ihn ein Kulturhistoriker einmal nannte, kam im Januar oder Februar 1548 in Nola in der Nähe von Neapel als Sohn eines Soldaten zur Welt.
Philosophiestudium im Dominikanerkloster
Sein Taufname war Filippo; den Vornamen Giordano erhielt er erst im Alter von 17 Jahren, als er in das Dominikanerkloster San Domenico Maggiore in Neapel eintrat. Bruno wollte dort Philosophie studieren - was er sich aufgrund seiner Herkunft anders vermutlich nicht hätte leisten können: „Der Dominikaner-Orden, das war ein großer und bedeutender und auch wohlhabender Orden, die richtige Adresse, um eine seriöse Ausbildung zu bekommen“, so Paul Richard Blum.
Anfangs habe er die Patres von San Domenico für „Götter auf Erden“ gehalten, soll Bruno später gesagt haben, als er sich schon in der Gewalt der katholischen Inquisition befand. Doch dann, „entdeckte ich, dass sie alle Esel und Ignoranten waren und die Kirche von Ignoranten und Eseln regiert wurde.“
Frühe Zweifel an Trinität und Inkarnation
Schon bald nach seinem Eintritt ins Kloster entfernte Bruno alle Heiligenbilder aus seiner Zelle. Er zweifelte an der Dreifaltigkeit von Gott Vater, Sohn und Heiligem Geist. Und stellte die Inkarnation, die Menschwerdung Gottes in der Gestalt Jesu Christi, in Frage:
„Ich habe gezweifelt, wie diese zweite Person, der Sohn Gottes, Fleisch geworden sei und gelitten haben kann.“
Brunos Theorie eines unendlichen Kosmos ohne Mittelpunkt
Bruno ließ sich noch zum Priester weihen, beendete auch sein Studium der Theologie. Die heimliche Lektüre ‚verbotener’ Bücher hatte dann 1576 eine erste Anklage wegen Ketzerei zur Folge. Bruno trat aus dem Dominikanerorden aus und entzog sich einer drohenden Verurteilung durch die Flucht. Es folgte eine 16 Jahre lange Odyssee durch Europa, mit Stationen unter anderem in Genf, Toulouse, Paris, London, Wittenberg, Helmstedt und Frankfurt am Main. In dieser Zeit entwickelte Giordano Bruno seine Theorie von einem unendlichen Kosmos, der keinen festen Mittelpunkt mehr besaß. Auch das Göttliche war nur noch Teil einer allumfassenden, von einer Art Weltgeist beseelten Natur. Die Vorstellung von einem persönlichen Schöpfergott, der die Welt von außen regiert, hatte Bruno damit hinter sich gelassen.
Als Giordano Bruno den Fehler seines Lebens machte
Bruno fand immer wieder neue Freunde, stieß die Menschen mit seinem hitzigen Temperament aber auch immer wieder vor den Kopf. 1591 machte er den Fehler seines Lebens: Er kehrte auf Einladung eines venezianischen Adligen, Giovanni Zuane Mocenigo, nach Italien zurück. Es kam zum Streit, Bruno wurde von Mocenigo bei der Inquisition denunziert, gefangen genommen und nach Rom überstellt. Sieben Jahre dauerte der Prozess. Vergeblich versuchte sich Bruno damit zu verteidigen, dass seine Weltsicht viel zu neu sei, um von den alten Kirchengesetzen erfasst werden zu können. Ein auch nur teilweiser Widerruf sei ihm gar nicht möglich gewesen, meint Paul Richard Blum:
„Das Faszinierende an Brunos Philosophie ist ja, dass die Kosmologie, die Religionstheorie, die Theologie, auch die Mathematik, alle miteinander verknüpft sind; und Bruno konnte jetzt nicht sagen: Na gut, ich lasse jetzt also den Kopernikanismus fallen, wenn ihr mir aber meine Mathematik gelten lasst. Er konnte darüber nicht verhandeln.“
Am 8. Februar 1600 wurde Giordano Bruno wegen „unbußfertiger, hartnäckiger und widerspenstiger“ Ketzerei zum Tode verurteilt. Und entgegnete: „Mit größerer Furcht sprecht ihr wohl das Urteil gegen mich aus, als ich es annehme!“ Am 17. Februar 1600 wurde der Philosoph auf dem Campo de’ Fiori in Rom bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrannt.