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Gipfel der Genüsse

Die Griechin Elefteria Tsiatsiou hat mit ihrer "Olymp-Gruppe" im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt. Sie hatte zum ersten Mal in Griechenland die zwei wertvollsten Trüffelarten gefunden. Die Trüffeljagd in Griechenland hat begonnen.

Von Marianthi Milona |
    "Ich heiße Elefteria Tsiatsiou. Ich bin eine Trüffeljägerin. Ich liebe meine Hunde über alles und bilde sie selbst zu Trüffelhunden aus."

    "Bravo Dana, Bravo.
    Schauen Sie, eine Trüffel!"

    Sommer-Zikaden-Zischen. Eine geballte Nachmittagshitze in der Luft. Unter den Füßen - morsche Walderde. Es riecht nach feuchtem Geäst und alten Wurzeln. Und da! Da flitzt ein Cockerspaniel hin und her.

    Das Atmen fällt Dana in diesen frühen Abendstunden sichtlich schwer. Auch wenn sie fröhlich wirkt, in dem nahegelegenen Kiefern- und Pinienwald ihre Runden drehen zu dürfen. Die Cockerspaniel Hündin ist eine von sechs ausgebildeten Trüffel-Spezial-Hunden, die Elefteria Tsiatsou gehören. Die Frau ist die erste Griechin, die als Expertin auf dem Gebiet der griechischen Trüffel bekannt ist. Und das hat sie im Ausland gelernt. In Frankreich und Italien. Zu einer Zeit, als niemand so recht glauben wollte, dass in Griechenland ein Geschäft mit Trüffeln überhaupt möglich ist. Elefteria Tsiatsou weiß aber heute, dass zu einer erfolgreichen Trüffelfrau vor allem eines wichtig ist: die Kommunikation mit ihren Tieren.

    "Ich habe meine Hunde erstklassig ausgebildet. Sodass ich immer verstehe, was sie mir mit ihren Bewegungen sagen wollen. Wenn meine Labrador-Hündin zum Beispiel einen faulen Trüffel findet, dann schaufelt sie nur ganz kurz in die Erde und geht dann wieder eilig fort. Bei einem unreifen Trüffel wiederum, setzt sie sich drauf, so als wollte sie sagen: Noch ist sie nichts für dich."

    Sie war schon immer ein Naturmensch. Elefteria Tsiatsou ist in Nordgriechenland am Fuße des Olymp-Bergmassivs aufgewachsen. Hohe Berge gehören für sie zu einem ausgeprägten Heimatgefühl immer dazu. Von Kindesbeinen an liebte sie es, im Wald zu sein. Und solange sie sich zurückerinnern kann, gab es bei ihr zu Hause Hunde. Doch die Idee sich mit griechischen Trüffeln zu beschäftigen, kam von ihrem Großvater.

    "Großvater erzählte mir früher immer, als sie sich während der deutschen Besatzungszeit im Wald versteckten, dass sie die Schweine beobachten konnten, wie sie kartoffelähnliche Wurzeln fanden und sie auffraßen. Das war ein so starkes Bild, dass ich es nie wieder vergessen konnte. Als ich vor 15 Jahren zum ersten Mal von Trüffeln hörte, kam mir die Erzählung des Großvaters wieder in den Sinn. Ich war mir sicher, dass es sich um Trüffel handelte. So kaufte ich meinen ersten Trüffelhund, ich machte ein Seminar in Italien und begann in den Wäldern des Olymp nach Trüffeln zu suchen. Ich habe über ein Jahr gebraucht, bis ich die ersten Trüffel fand. Inzwischen habe ich alle bekannten Trüffelarten, die es auf dem Markt gibt, auf griechischem Boden gefunden."

    In den letzten zehn Jahren ist die Nachfrage nach Trüffeln in Griechenland wieder angestiegen. Auf der Suche nach innovativen, zukunftsweisenden Anbauprodukten, die krisenfest sind, haben sich auch in anderen Bergregionen Griechenlands junge Trüffeljäger gefunden und experimentieren mit wilden und kultivierten Trüffeln. Am Olymp hat Elefteria ein Team von zehn Personen ausgebildet. Diese "Olymp-Gruppe" hatte im vergangenen Jahr in den Medien für Schlagzeilen gesorgt. Sie hatte zum ersten Mal in Griechenland die zwei wertvollsten Trüffelarten gefunden.

    "Nach einer langen Forschungszeit und zahlreichen persönlichen Erkenntnissen haben wir im Herbst 2010 endlich die "Tuber makrosporum" entdeckt. Im Herbst 2011 kam dann noch die weiße Trüffel, "Tuber maniatum" hinzu. Ich muss Ihnen nicht sagen, wie stolz wir darauf sind."

    Elefteria Tsiatsou hat aber auch in die Zukunft investiert. Das war vor drei Jahren. Um einen wirklichen Handel mit griechischen Trüffeln zustande zu bringen, erkannte sie recht bald, dass sie Trüffeln auf dem Feld kultivieren muss. Boden dafür war vom Großvater genügend vorhanden. Und es schien nach eingehender Untersuchung für den Trüffelanbau wie geschaffen. Sie kaufte das benachbarte Feld dazu, damit kein anderer Landwirt mit Düngemittel um sich werfen konnte. Dann pflanzte sie aus Frankreich importierte Bäume, z. B. Eichen, Stechpalmen, Buchen, deren Wurzeln mit dem speziellen Trüffelpilz injiziert worden waren. Jetzt braucht es nur noch ein wenig Geduld, meint die junge Frau. Denn in frühestens sechs Jahren kann sie die ersten Trüffeln ernten. Dabei ist die Nachfrage nach griechischen Trüffeln im Ausland jetzt schon sehr hoch.

    "Ich bin davon überzeugt, dass meine Geduld sich auszahlen wird. Der ausländische Markt wird erkennen, dass er sich auf einen zuverlässigen Partner in Griechenland verlassen kann. Wir müssen im Gegenzug von der hohen Qualität unserer Trüffel überzeugen und von unseren fairen Geschäftspraktiken. Ich glaube an den Erfolg der griechischen Trüffel, denn ich sehe, dass wir selbst im Land bereits Lieferengpässe haben. Dann bin ich gezwungen Trüffeln aus dem Ausland zu ordern, um den inländischen Markt zu beliefern."

    Bis die Griechin Elefteria sich eine jährliche Trüffelproduktion sichern kann, wird sie noch eine ganze Weile zusammen mit ihren Hunden und Trüffel-Mitstreitern die Wälder des Olymp auf der Jagd nach der wilden Trüffel unsicher machen.