In Indien geht es häufig um die ganz große Politik, gedacht wird in großen Dimensionen. Wenn es um Afrika geht, holt Premierminister Narendra Modi deshalb schon mal ganz weit aus: "Die Beziehungen zwischen Indien und Afrika sind sehr eng. Zusammen stellen wir etwa ein Drittel der Weltbevölkerung. Und vor vielen Jahren bildeten wir sogar eine Landmasse, bevor der Ozean Indien und Afrika trennte."
In diesen Tagen geht es in Neu-Delhi weniger um Prähistorisches, dafür aber ganz konkret um harte Außenpolitk: Indien würde gerne in den UN-Sicherheitsrat. Da ist ein Indien-Afrika-Gipfel eine willkommene Gelegenheit, sich Rückhalt zu sichern. Und es geht um Handel.
Wie China versucht, auch Indien, afrikanische Märkte zu erschließen und schielt vor allem auf Rohstoffe, rund einen Fünftel seines Ölbedarfs erhält Indien aus Nigeria und anderen afrikanischen Staaten - sagt auch Navtej Sarna, Staatsekretär im indischen Außenministerium: "Dieser Kontinent hat große Fläche an Land, das fruchtbar ist. Er ist rohstoffreich. Die Bevölkerung ist sehr jung. Und es hat eine lange Küste, das ist gut für den Handel."
So bewirbt die indische Regierung den Gipfel, zu dem heute 40 Staats- und Regierungschefs afrikanischer Staaten anreisen. Industriechefs wie Sunil Mittal, der über ein Reich an Telekommunikations-, Finanz- und Agrarfirmen verfügt, werben für die indisch-afrikanische Partnerschaft.
Fast 70 Unternehmenschefs haben sich im Vorfeld des Gipfels getroffen, zusammen mit den Handelsministern der beteiligten Staaten. Die indische Handelsministerin Nirmala Sitharaman: "Wir haben Felder identifiziert, auf denen wir gemeinsame Interessen haben. Es war schnell klar, dass Infrastruktur, Landwirtschaft, Energie und Gesundheit Sektoren sind, in denen wir sofort viel tiefer zusammen arbeiten können."
Auch Omar Hassan al-Baschir aus Sudan ist dabei
An diesem Mittwoch fliegen die meisten Staats- und Regierungschefs nach Neu-Delhi, einige wie der umstrittene Präsident Zimbabwes, Robert Mugabe, sind schon da. Die indische Regierung hat kein Problem damit, auch Politiker wie Omar Hassan al-Baschir einzuladen, der vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen im Sudan gesucht wird. Amnesty International fordert nachdrücklich, Baschir in Neu-Delhi zu verhaften. Aber die indische Regierung will davon nichts wissen.
Sie verweist darauf, das sie das Statut des Gerichtshofs nicht unterzeichnet habe und deshalb auch nicht verpflichtet sei, Baschir auszuliefern. Wie Indiens großer Rivale China will sich die Regierung in Neu-Delhi nicht in innere Angelegenheiten afrikanischer Staaten einmischen, das betonte Staatssekretär Syed Akbaruddin: "Unser Ansatz ist sehr eindeutig: Was Afrika immer wollte und wofür es immer stand, war der Ansatz 'Afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme'. Wir akzeptieren das. Wenn wir diesen Ansatz unterstützen können, dann machen wir das auch."
Die Bühne für den großen Gipfeltag morgen ist hergerichtet. Im Regierungsviertel in Neu-Delhi wehen die Flaggen der Teilnehmerstaaten. Die Polizei hat die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, denn es gibt auch Terrorwarnungen im Zusammenhang mit Gruppen wie Boko Haram oder den Islamischen Staat. 400 Journalisten aus Afrika sind bereits angereist.
Die Bühne wird vor allem der indische Premierminister Modi nutzen, der große Auftritte mag und innenpolitisch unter Druck steht, weil seine versprochenen Reformen stocken. Da kommt ein Gipfel gerade Recht, mit großem Pomp und großen Worten. Modi wird auch an den indischen Nationalhelden Mahatma Gandhi erinnern. Der hat seine jungen Jahre in Südafrika verbracht.