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Gipfeltreffen mit Saudi-Arabien
Obamas Abschied vom Golf

Seit über 70 Jahren haben die USA und Saudi-Arabien eine enge Partnerschaft. Im Gegenzug für Erdöl kümmerte sich Amerika in der Vergangenheit um die Sicherheit der Saudis. Heute sind die Beziehungen schwer belastet. Das war auch beim Empfang des US-Präsidenten an einem Gipfeltreffen des Golf-Kooperationsrates zu spüren.

Von Carsten Kühntopp |
    US-Präsident Barack Obama (l) im Gespräch mit dem saudischen König Salman bin Abdulaziz al-Saud im Erga-Palast in Riad/Saudi-Arabien am 20.04.2016.
    Der amerikanische Präsident Barack Obama im Gespräch mit dem saudischen König Salman bin Abdulaziz al-Saud am 20.04.2016 in Riad. (AFP / JIM WATSON)
    Alles begann vor 71 Jahren an Bord eines US-Kriegsschiffes im Suez-Kanal: Zu Ehren des Gastgebers, Präsident Franklin D. Roosevelt, schlachtete der saudische König Abdelaziz ibn Saud an Deck eine Ziege. Damals begründeten die USA und Saudi-Arabien eine enge Partnerschaft. Im Gegenzug für Erdöl kümmerte sich Amerika fortan um die Sicherheit der Saudis.
    Heute sind die Beziehungen schwer belastet, die Saudis und die anderen Ölmonarchien am Persischen Golf können US-Präsident Barack Obama seit Jahren nicht mehr folgen, viele Probleme im Nahen Osten sehen sie anders als er. Als Obama vor gut einem Jahr die sechs Staatsoberhäupter vom Golf zu sich nach Camp David einlud, ließ sich der saudische König Salman entschuldigen.
    Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten
    Im Zentrum des Konflikts steht die Rivalität mit Iran. Aus Sicht der mehrheitlich sunnitischen Golf-Staaten streckt der mehrheitlich schiitische Nachbar die Finger Richtung Arabien aus. Der saudische Prinz Turki bin Faisal al-Saud:
    "Das Königreich Saudi-Arabien hat öffentlich erklärt, dass Irans Einmischung in die Angelegenheiten arabischer Staaten inakzeptabel ist. Iranische Offizielle geben diese Einmischung aber nicht nur zu, sondern sie scheinen darauf auch noch stolz zu sein."
    Der Irak und der Libanon sind aus Sicht der Golf-Staaten längst im Einflussbereich Irans, in Syrien und im Jemen versuchen sie diesen Einfluss militärisch zurückzudrängen. Das internationale Atomabkommen mit Iran halten die Golf-Staaten für grundverkehrt; es sei gefährlich und stärke die iranische Wirtschaft. Obendrein wollen die Ölmonarchien festgestellt haben, dass sich Amerika aus dem Nahen Osten mehr und mehr zurückzieht - eine Entwicklung, die sie falsch finden. "Weniger USA" in der Region bedeutet aus ihrer Sicht weniger militärische Sicherheit und weniger Schutz vor den Machtansprüchen Irans.
    Obama bezeichnet Golfstaaten als Trittbrettfahrer
    Als US-Außenminister John Kerry vor Kurzem in Bahrain mit den Golf-Außenministern zusammensaß, versuchte er, sie zu beruhigen:
    "Präsident Obama freut sich sehr auf das Gipfeltreffen, um dort Amerikas Verpflichtung gegenüber unseren Freunden am Golf zu unterstreichen - und um Frieden und Stabilität in der Region zu unterstützen, die während der vergangenen Jahre immer wieder herausgefordert wurden."
    Was Obama tatsächlich denkt, sagte er erst kürzlich in einem aufsehenerregenden Interview mit dem US-Magazin The Atlantic. Die Golf-Staaten nannte er darin "Trittbrettfahrer", die zwar ständig die USA zur Hilfe riefen, aber nicht bereit seien, selbst Verantwortung zu übernehmen. Zwar wolle er die traditionellen Verbündeten in der Region nicht zugunsten Irans "über Bord werfen", fuhr Obama fort; die Saudis und die Iraner rufe er aber dazu auf, einen Weg zu finden, wie sie diese Region miteinander teilen und "eine Art kalten Frieden" schaffen könnten. Die Region mit Iran teilen - das ist jedoch das Letzte, was die Golf-Staaten im Sinn haben.
    Gewiss: Die USA und die Golf-Staaten haben auch in Zukunft viele gemeinsame Interessen im Nahen Osten; an eine "Scheidung" denkt niemand. Doch von Obama erwarten die in Riyadh versammelten Staatsoberhäupter nichts mehr. Sie warten längst gespannt darauf, wer nach ihm ins Weiße Haus einziehen wird.