Lena Herbst steht mit Basecap und Schutzbrille in der Ausbildungswerkstatt im Daimler-Werk in Esslingen Mettingen:
"Jetzt mach ich die Maschine an, und jetzt drehe ich den Radius von meinem Drehteil kleiner auf ein bestimmtes Maß, auf 30 Millimeter."
Die junge Frau mit langem blonden Haar und lackierten Fingernägeln ist Azubi im zweiten Lehrjahr, Fachrichtung technischer Modellbau. Der technische Modellbau gehört hier zur Gießerei und die ist bei Daimler die Abteilung, wo man noch am deutlichsten sieht, dass Autos aus Stahl gemacht werden.
Es ist heiß, es ist voller Ruß und Schlacke, die Arbeit ist hart und wenn die Gewerkschaft fordert, dass Arbeitnehmer in besonders schweren Jobs schon mit 60 allmählich in Rente gehen sollen, dann sind die Männer genau hier in der Gießerei gemeint. Und mittendrin die blonde Lena Herbst:
"Also, man muss damit umgehen können, klar kommen mal ein bisschen blöde Sprüche, aber man muss drüber weggehen, man kann auch mal einen blöden Spruch zurückgeben."
Ihr Vater arbeitet in der Gießerei und er war es auch, der sie zu einer Ausbildungsmesse mitnahm, und da kam sie mit ihrem jetzigen Meister ins Gespräch und ihr Berufswunsch stand fest:
"Und ich habe dann so für mich entschieden, das ist einfach mein Traumberuf, weil es auch sehr abwechslungsreich ist und man nicht immer das Gleiche macht."
Junge Frauen für technische Berufe begeistern
Und daran hat sich nach zwei Jahren Ausbildung nichts geändert. Technischer Modellbau in der Gießerei, eigentlich ein Männerberuf, aber Daimler bemüht sich seit Jahren darum, auch junge Frauen für technische Berufe zu begeistern. Die Belegschaft muss möglichst vielfältig sein, sagt Personalvorstand Winfried Porth, um die Mobilität der Zukunft erfolgreich zu gestalten, und Markus Rinner, der Ausbildungsmeister im Technischen Modellbau, formuliert es so:
"Durch die jungen Damen ist das Klima einfach besser wie wenn nur Jungs da sind. Deshalb haben wir grundsätzlich immer so zwei bis drei Auszubildende hier bei uns in der Ausbildung."
Hier ist es also schon fast normal, dass Mädchen oder Frauen an der Drehbank stehen, die Fräsmaschine steuern oder ein Werkstück an ihrer Werkbank abfeilen. In dem Beruf von Anja Erz in Geislingen ist das bislang noch anders, vielleicht liegt das daran, dass sie ausgerechnet am heutigen Girls Day Geburtstag hat.
Die junge Frau ist eine von zwei Forstwirtinnen in Baden-Württemberg. Gestern hat sie im Geislinger Stadtwald Lärchen gesetzt, aber im Winter gehört natürlich auch die Holzernte zu ihrem Job. Motorsäge, Keile, Stammheber sind ihr Arbeitsgerät - es ist ein Knochenjob:
"Dass man einfach den ganzen Tag draußen ist, draußen an der frischen Luft, das Arbeiten mit den schweren Maschinen, das macht auf jeden Fall Spaß."
Ihr war klar, erzählt sie, dass ein Schreibtischjob nichts für sie wäre. Sie wollte draußen arbeiten und hat sich zunächst nach einer Ausbildungsstelle im Garten- und Landschaftsbau umgeschaut. Durch Zufall gab es bei der Stadt Stuttgart dann aber einen Ausbildungsplatz als Forstwirtin:
"Das war komplett was Neues, was ich vorher noch nie gemacht habe. Das ist die ganze Ausbildung so, ständig neue Erfahrungen, neue Eindrücke, man lernt ständig was dazu."
"Jede Menge Vorurteile: Frauen können das nicht"
Am Anfang war es hart, sagt sie. Nach der Arbeit abends duschen, noch kurz vor den Fernseher und dann ins Bett, mehr Kraft war nicht da. Aber mit der Zeit ging es besser und inzwischen macht es hörbar Spaß:
"Ins Fitnessstudio gehe ich nicht, ich mach daheim so ein paar Übungen, Hanteltraining, aber das macht der Körper von allein, er bildet die Muskeln von alleine."
Wenn man jeden Tag im Wald schwer arbeitet. Natürlich hätten die ausschließlich männlichen Kollege erst mal gestaunt, als da eine Frau in den Wald und an die Motorsäge gekommen sei, und natürlich habe es zunächst mal auch Vorurteile gegeben:
"Es ist halt nicht gerade einfach, man ist jeden Tag draußen, im Sommer wie im Winter, und es gibt natürlich noch jede Menge Vorurteile: Frauen können das nicht."
Aber dann fand sie den Ausbildungsplatz und es klappt mit den männlichen Kollegen, denn gerade im Forstbereich ist die Arbeit nicht nur hart, sondern auch ziemlich gefährlich und die Mitglieder eines Teams müssen sich hundertprozentig aufeinander verlassen können, damit der Baum richtig fällt und niemand zu Schaden kommt. In ihrem Beruf, sagt Anja Erz jedenfalls, will sie bleiben, solange es geht. Solange es der Körper eben mitmacht.