"Salü, nach Überprüfung aller Werte muss ich leider mitteilen, dass eine Erkältung im Anmarsch ist. Bitte plane in den kommenden Tagen deutlich mehr Ruhe ein."
Genauso könnte sich in Zukunft ein Morgen im Badezimmer abspielen. Trendforscherin Karin Frick: "Die Toilette ist mit Sensoren ausgestattet. Die quasi können in dem Moment aus Körperausscheidungen Krankheiten ablesen. Und dann sind die vernetzt. Dann können die im System mitteilen, dass diese Krankheit im Anzug ist und diese Warnung weitergeben."
Karin Frick arbeitet am Gottlieb Duttweiler Institut in Rüschlikon – eine knappe halbe Stunde von Zürich entfernt. Sie analysiert weltweite Trends und Gegentrends und ist dabei längst über einfache Apps hinaus, die unsere Schritte zählen, Blutdruck oder Puls messen.
Wartezeiten beim Arzt gibt es dann nicht mehr
"Eigentlich wird sich das ganze Ökosystem des Gesundheitswesens verändern, weil Diagnosen können dezentral einfacher gemacht werden. Das heißt: Für Diagnosen muss ich nicht mehr zum Arzt gehen, und der nimmt eine Probe, sondern ich kann das mit den verfügbaren Technologien – sei es Urin, sei es Blut – wo ich bin, und ich habe eine Teststation verfügbar."
Eine Teststation, die mit Arzt oder Klinik direkt verbunden ist. Für Patienten äußerst bequem. Lange Wartezeiten in Arztpraxen wären damit passé. Auch hohe Transportkosten fielen weg – vor allem für Patienten, die nicht ohne Hilfe zum Arzt kommen.
Mit einer Magnetkarte öffnet mir Bruno Michel eine Tür. Wir sind gut zehn Minuten vom Gottlieb Duttweiler Institut entfernt – im Schweizer Forschungslabor von IBM. Ein Hochsicherheitstrakt mit rund 400 Mitarbeitern. Hier wird ganz konkret an der Zukunft gearbeitet. Auch im Bereich Gesundheitstechnologie.
"Es geht drum, die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu optimieren."
Die Beobachtungsstation direkt im Magen
Kommunikation, egal wo wir sind und rund um die Uhr.
"Jetzt tragen wir schon viel in unserer Hosentasche, das Mobiltelefon. Und in Zukunft wollen wir, also die Computer können wir derzeit in einem Kubikmillimeter bauen."
Winzige Computer also, die dann fast überall eingebaut werden können. In einen In-Ohr-Kopfhörer, in eine Brille, in jedes Kleidungsstück oder in ein Pflaster, das direkt auf der Haut klebt. Trendforscherin Karin Frick sieht sogar noch einen weiteren Schritt:
"Es gibt auch die Idee von smarten Pillen. Also, wir könnten das dann quasi schlucken und hätten dann eine ganz kleine Beobachtungsstation in unserem Magen."
Permanente Früherkennungsuntersuchungen
Früherkennungsuntersuchungen nicht mehr alle zwei Jahre, sondern permanent. Allerdings, die Trendforscherin schränkt ein: Am Ende habe jeder die Möglichkeit, zu solchen Systemen auch nein zu sagen. Denn Dauerüberwachung könne auch psychischen Druck auslösen.
"Wir wissen noch gar nicht, wie wir mit dieser quasi Transparenz über unseren eigenen Gesundheitszustand umgehen werden. Wir sind noch nicht da."
Zu weit weg sollten wir diese Frage allerdings nicht mehr schieben. Als ich den Forscher von IBM, Bruno Michel, frage, wann diese neue Technologie tatsächlich realistisch wird, antwortet er: "Das ist realistisch in fünf Jahren oder weniger."
Und dann kommen wir morgens ins Badezimmer, machen uns für den Tag fertig, und eine freundliche Stimme aus dem Badezimmerspiegel könnte uns sagen: "Guete Morge, Ihre Werte sind tipp topp. Ich wünsche einen schönen Tag!"