Am Ende stand eine Absichtserklärung: Befürworter und Gegner der grünen Gentechnik wollen künftig gemeinsam nach einer klaren Linie bei der Nutzung der umstrittenen Technologie suchen. Dem vorangegangen war der erste runde Tisch zur grünen Gentechnik bei Forschungsministerin Annette Schavan in Berlin:
"Es gibt kein schlichtes 'Weiter so'. Dieser Dialog soll Vertrauen schaffen, soll intensivieren den Austausch der Argumente - Schlagabtausch reicht nicht. Die Atmosphäre heute war leidenschaftlich, sie war engagiert, verbunden mit einem großen bemühen, eine wirklich sachliche, verantwortungsvolle Diskussion zu führen."
Bei ihr zu Gast: 30 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und von Landwirtschaftsverbänden. Mit dabei auch Schavans Kabinettskollegin, Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Sie hatte kurz nach Ostern - am 14. April - den kommerziellen Anbau der Maissorte MON 810 verboten und damit eine hitzige Debatte entfacht. Rund 100 Landwirte mussten in der Folge umdisponieren. Sie wollten im Frühjahr etwa 250 Millionen Körner des Genveränderten Mais auf 3000 Hektar Ackerfläche aussäen.
MON 810 - dahinter verbergen sich Maispflanzen des weltweit agierenden Saatgutunternehmens Monsanto aus St. Louis, USA. Die Pflanzen enthalten Gene eines Bodenbakteriums. Dank dieser fremden Erbsubstanz produziert jede Maiszelle ein Gift. Es soll die Larven des Maiszünslers töten - ein kleiner nachtaktiver Schmetterling.
Das Anbauverbot rief unterschiedlichste Reaktionen hervor. Heike Moldenhauer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland spendete Applaus:
"Wir freuen uns sehr über die Entscheidung von Frau Aigner, den MON 810 endlich zu verbieten. Und wir freuen uns, dass unsere Argumente endlich auch bei der Politik angekommen sind. Wir kritisieren diesen Mais seit Jahren. Wir kritisieren ihn deswegen, weil er ja nicht nur den Maiszünsler, den wichtigsten Schädling im Mais trifft, sondern auch andere Organismen, die sogenannten Nichtzielorganismen."
Für Björn Malcharzyck vom Saatgutunternehmen Monsanto entbehrt das Anbauverbot dagegen jeglicher Grundlage. Überrascht war er von der Entscheidung aber dennoch nicht:
"Denn es war ja schon absehbar, dass seitens des Ministeriums da eine Entscheidung ansteht. Die Begründung hat uns überrascht, und es war ein besonderes Osterei."
Ein Ostergeschenk, über das sich Ricardo Gent von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie mit Sitz in Frankfurt am Main ebenfalls nicht freuen konnte. Er sieht die Zukunft der grünen Gentechnik in Deutschland gefährdet:
"Wenn ich jetzt ein Forschungsprojekt in die Wege leite und Hunderte von Millionen Euro in ein solches Forschungsprojekt hineinschieße, dann möchte ich auch Sicherheit haben. Die Sicherheit bedeutet, ich weiß, dass ich bestimmte Gesetze habe, an die halte ich mich. Ich gebe meine Zulassungsunterlagen an renommierte Einrichtungen ab und irgendwann wird dann diese Einrichtung, diese Behörde sagen, gut, jetzt hast du eine Zulassung. Und das Zweite ist, wenn möglich raus aus den Emotionen und hin zu einer sachlichen Auseinandersetzung über pro und contra Pflanzenbiotechnologie."
Hier bricht der alte Konflikt zwischen Umweltschutz und Wirtschaftsinteressen wieder auf. Das zeigte sich auch in den Beiträgen während der Aktuellen Stunde des Bundestages am 23. April. So betonte Renate Künast von den Grünen:
"Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Eines muss man ja feststellen, das Verbot der Maissorte MON 810 ist der Sieg der Anti-Gentechnikbewegung in Deutschland. Das ist der Sieg engagierter Bürgerinnen, engagierter Landwirte und Imker, ein Sieg von Umweltverbänden und Verbraucherverbänden und auch von grüner Politik."
Die FDP-Abgeordnete Christel Happach-Kasan hält das Anbauverbot hingegen für ein falsches Signal:
"Wir sind in einer Wirtschaftskrise - fünf bis sieben Prozent. Es geht darum, Arbeitsplätze zu erhalten, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und in dieser Situation exekutiert die Bundesregierung eine Verbotspolitik, die dazu führt, dass Arbeitsplätze ins Ausland abwandern. Das ist meines Erachtens das absolut falsche Zeichen der Zeit in dieser Situation."
Forschungsministerin Annette Schavan nennt die grüne Gentechnik eine "Zukunftstechnologie". Unterstützung bekommt sie von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese spricht sich gegen eine Abkehr von genveränderten Organismen aus.
Die Fronten scheinen verhärtet. Dabei geht es Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner - nach eigener Darstellung - gar nicht um eine Grundsatzentscheidung. Ebenfalls vor dem Bundestag betonte sie:
"Ich habe mir die Entscheidung für das Verbot von Monsanto 810 nicht leicht gemacht. Es ist eine klare Einzelfallentscheidung, die ich nach Abwägung aller mir vorliegender unterschiedlicher Forschungsergebnisse fachlich getroffen habe."
Eine Entscheidung, der auch der Deutsche Bauernverband folgen kann. Er hat gegen das Anbauverbot nichts einzuwenden. Generalsekretär Helmut Born:
"Selbstverständlich akzeptieren wir genau diese Vorgehensweise. Und wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, dass beispielsweise die züchterische Veränderung einer Maispflanze dazu führt, dass eine bestimmte Spezies geschädigt wird, dann muss sie reagieren und dann tragen wir das mit."
Helmut Born hält in Deutschland eine Landwirtschaft ohne gentechnisch veränderte Pflanzen genauso für möglich, wie eine, in der auch solche gedeihen:
"Wir empfehlen unseren Bauern nicht, Gentechnik anzuwenden. Wir raten sogar davon ab. Weil unter den Bedingungen, die wir in Deutschland haben - einschließlich auch der gesetzlichen Vorgaben -, Landwirte ein hohes Risiko laufen, wenn sie Gentechnik anwenden. Ich will damit klar machen, dass wir weder in die eine oder andere Richtung drängeln."
Bauernvertreter Born will neutral bleiben. Ihm ist Konsens wichtig. Denn für Landwirte macht es keinen Sinn, Nahrungsmittel zu produzieren, die die Kunden nicht akzeptieren. Und Umfragen zeigen, dass die Mehrzahl der Bürger hierzulande kein "Gen-Food" auf ihren Tellern sehen möchte. Bis Mitte April haben sich sogar 185 Kommunen als gentechnikfrei deklariert. Fast 30.000 Landwirte wollen ohne genveränderte Pflanzen wirtschaften. Zu ihnen gehören Biobauern, aber auch viele konventionell wirtschaftende Landwirte. Heike Moldenhauer vom BUND kann sich sogar vorstellen, dass die EU vollständig auf den Anbau genveränderte Pflanzen verzichtet:
"Wir haben eine gentechnikkritische Bewegung. Wir haben vor allen Dingen Bauern, die sagen, sie haben überhaupt keinen Bedarf, diese Pflanzen anzubauen. Und wir haben auf Seiten der Firmen überhaupt keine Produkte, die überzeugen. Es ist so gut wie überhaupt nichts dann in der Pipeline, wovon ein Bauer wirklich einen Nutzen hätte oder was einen Verbraucher davon überzeugen würde, diese Pflanzen zu essen."
Doch es wachsen genveränderte Pflanzen in Europa. Maispflanzen mit dem Konstrukt MON 810 sind dabei die einzigen solchen Pflanzen, die Landwirte anbauen, ernten und vermarkten dürfen. Die Ernte darf nur an Kühe, Schweine, Hühner und andere Nutztiere verfüttert werden. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen in Spanien. Hinzu kommen wissenschaftliche Freilandversuche. In Deutschland wachsen in diesem Jahr genveränderte Kartoffeln und Zuckerrüben sowie genveränderter Mais, Weizen und genveränderte Gerste versuchsweise im Freiland. Ein Beispiel: Der Chemiekonzern BASF darf eine gentechnisch veränderte Kartoffel mit dem Namen Amflora in Mecklenburg-Vorpommern anbauen.
Doch was steckt eigentlich hinter der grünen Gentechnik, die die Gemüter so erhitzt? Für Heinz Sädler, Professor am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln, ist es eine Methode, die hilft, die Entwicklung neuer Pflanzen zu beschleunigen:
"Dazu muss man natürlich wissen, was Züchtung ist vor Organismen: nämlich dass die Vielzahl, 20.000 und mehr Gene von zwei Eltern zusammengefügt werden. Und man dann nachher die richtige Kombination sich wieder heraussuchen muss. Das ist ein extrem langwieriger Prozess. Der kann Jahrzehnte dauern. Und grüne Gentechnik vereinfacht in manchen Aspekten diesen Zuchtgang. Nämlich dadurch, dass man nicht Zwanzigtausende von Genen miteinander kombiniert, sondern ein einziges Gen oder ganz wenige Gene hinzufügt."
So können jetzt Gene aus Bakterien in Pflanzen übertragen werden wie auch umgekehrt. Und auch zwischen Pflanzen, die sich in der Natur nicht kreuzen, können Gene ausgetauscht werden. Forscher hoffen etwa, auf diese Weise die Trockentoleranz von Moosen auf Getreide, Mais und andere Kulturpflanzen zu übertragen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Firmen wie Monsanto oder die deutschen Anbieter BASF und Bayer Crop Science verkaufen bislang fast ausschließlich Pflanzen, denen der Einsatz eines Pestizides wenig ausmacht oder die ein Gift bilden, um einen Schädling wie den Maiszünsler zu bekämpfen.
In der EU wird noch nur relativ wenig genveränderte Mais geerntet. Aus den USA, Argentinien oder Brasilien werden dafür aber - Jahr für Jahr - viele Millionen Tonnen genverändertes Soja eingeführt. Landwirte füttern damit Kühe, Schweine und Hühner; und letztendlich auch uns Menschen, die wir tagtäglich Fleisch, Käse, Eier oder Milch zu uns nehmen. Erfahren tun wir Verbraucher davon nichts. Denn eine Kennzeichnungspflicht fehlt. Wer auf Nummer sicher gehen will, dem bleibt nur der Gang etwa zum Biometzger.
Natürlich sollen genveränderte Pflanzen Mensch und Umwelt nicht gefährden. Daher müssen solche Pflanzen Prüfungen bestehen, die strenger sind als für jene Pflanzen, die konventionell gezüchtet werden. Dieser Ansatz hat sich bewährt, meint zumindest Christian Grugel, Abteilungsleiter Verbraucherschutz im Bundeslandwirtschaftsministerium:
"Diese hohen Anforderungen für gentechnisch veränderte Organismen hat man eingeführt, um Risiken sicher ausschließen zu können. Insofern ist das eine ganz vernünftige Herangehensweise an dieses Problem. Und die Praxis hat ja auch gezeigt, dass mit Blick auf die menschliche Gesundheit uns keine Fälle bekannt sind, wo Menschen dadurch, dass gentechnisch veränderte Organismen zum Beispiel als Futtermittel eingesetzt worden sind, zu Schaden gekommen sind."
Zudem erteilt die EU dem Anbau einer genveränderten Pflanze vorsorglich nur eine Lizenz nur für zehn Jahre. Die EU hatte der Firma Monsanto 1997 erlaubt, Saatgut des genveränderten Maises MON 810 zu verkaufen. Diese Genehmigung endete also vor zwei Jahren. Damit ist aber kein automatischer Anbaustopp verbunden. Christian Grugel:
"Rechtlich ist die Situation ja so, dass die europäische Zulassung erst mal fortgilt."
Solange über die Wiederzulassung nicht entschieden wurde. Die European Food and Safety Authority - also die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA - prüft bereits seit zwei Jahren die Wiederzulassung.
Einzelne Staaten dürfen die EU-weite Anbaugenehmigung nur dann für ihr eigenes Staatsgebiet einschränken, wenn sie Hinweise auf neue Daten haben. Warnungen, dass das Gift nicht nur die Larven des Maiszünslers tötet, gibt es schon länger. Schon 2007 wurde deshalb über ein Anbauverbot diskutiert. Damals einigten sich Monsanto und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit darauf: Monsanto darf sein Saatgut weiter vermarkten, muss aber prüfen, ob sich der Anbau auf die Tierwelt auswirkt. Nachteilige Wirkungen ergaben die Untersuchungen nicht. Was auch nicht verwunderlich sei, erklärt Monsanto-Vertreter Björn Malcharczyk:
"Nun ist das Ganze aber seit zehn Jahren im Anbau. MON 810 ist ja kein Produkt, was wir in Deutschland seit drei Wochen testen mit allen möglichen Risiken, sondern MON 810 gibt es seit zehn Jahren bei den Landwirten. Die Landwirte sind zufrieden. Aber Studienstreit ist Studienstreit. Es gibt Studien wie Sand am Meer. Und natürlich sehen wir unsere Ergebnisse als die fundierteren an."
Unabhängige Wissenschaftler wurden jedoch fündig. Ein Forscherteam an der Eidgenössischen Hochschule Zürich fand voriges Jahr heraus, dass manche Larven einer besonderen Marienkäferart - dem Zwei-Punkt-Marienkäfer - sterben, wenn sie das Gift des genveränderten Mais MON 810 aufnehmen. Nicht nur das, Heike Moldenhauer vom BUND fügt hinzu:
"Dieser Giftstoff, das Toxin, was der MON 810 bildet, tötet ja auch andere Schmetterlinge, zum Beispiel den Schwalbenschwanz, den Kleinen Fuchs. Dann hat sich herausgestellt in den letzten Jahren, dass der Giftstoff dann auch auf Wasserlebewesen wirkt. Zum Beispiel die Köcherfliegenlarven. Und auf Wasserflöhe wirkt er auch tödlich."
Und es gibt weitere Studien-Ergebnisse, die Umweltschützer alarmieren. Wie zum Beispiel, dass der Wind Maispollen durchaus 800 Meter und mehr vom Feld weg wehen kann. Das ist weiter als bislang angenommen. Insekten, die gentechnisch veränderten Pollen nichts mehr entgegenzusetzen haben - was für Konsequenzen würde das haben? Christian Grugel vom Landwirtschaftsministerium meint:
"Die Auswirkung könnte im schlimmsten Fall sein, dass bestimmte Nicht-Zielorganismen in der Nähe von MON 810-Anbaugebieten nicht mehr vorkommen."
Drastischer beschreibt Umweltschützerin Heike Moldenhauer das Risiko:
"Die Gefahr, die wir sehen, ist, dass Nahrungsnetze, die in der Natur bestehen, geschädigt werden. Dass also der MON 810 nicht so spezifisch wirkt, wie er das tun soll, sondern gleichzeitig dann auch noch etliche andere Lebewesen betrifft."
Sie und andere Umweltschützer halten das Anbauverbot daher für unumgänglich, denn, so Moldenhauer:
"Diese Bundesregierung hat sich ja festgelegt, dass sie den Verlust der Artenvielfalt beschränken will, stoppen will zumindest bis zum Jahr 2010. Und deswegen kann sich die Bundesregierung ja überhaupt nicht leisten, dann noch solche Pflanzen zu genehmigen, dass Pflanzen weiter in der Natur ausgebracht werden, die genau diesem Ziel zuwider laufen."
Ricardo Gent von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie nimmt obige Studien nicht so ernst. Sein Einwand: Die Wirkungen an Zwei-Punkt-Marienkäfern und Wasserflöhen seien im Labor und nicht in der Natur nachgewiesen worden:
"Es ist eben ungewöhnlich, wenn ein Wasserfloh Maismehl isst. Das macht er eigentlich nicht. Oder wenn der Marienkäfer die Mehlmotteneier frisst. Das macht er eigentlich nicht."
Christian Grugel vom Landwirtschaftsministerium weiß um diese wissenschaftliche Unschärfe:
"Gleichwohl - und das ist die Schwierigkeit, vor der wir stehen - dürfen wir solche Arbeiten nicht ignorieren. Das heißt, wir müssen uns den zunehmenden Erkenntnisgewinn genau anschauen und versuchen einzuschätzen, welche Auswirkungen hieraus erwartet werden können."
Es ist also auch eine Frage des Ermessens, wie ernst die Landwirtschaftsministerin und das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Laborbefunde nehmen. Ministerin Ilse Aigner hat sich in diesem Fall für den vorsorglichen Schutz vor Marienkäfern und Köcherfliegen entschieden.
Ihr Anbauverbot ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Denn jetzt prüft erst einmal die Europäische Kommission, ob die Einwände berechtigt sind. Dabei geht es nicht nur um Kritik aus Deutschland: Fünf weitere Länder - Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Österreich und Ungarn - haben den Anbau des genveränderten Mais auf ihrem Territorium aus ähnlichen Gründen verboten.
Ob sich die EU-Kommission der Einschätzung dieser sechs Staaten pro Naturschutz anschließt, ist offen. Eine zentrale Rolle spielt die Expertise der Europäische Lebensmittelbehörde EFSA. Sie ist als Lebensmittelsicherheitsbehörde und nicht als Naturschutzbehörde eingerichtet worden und gilt bei Umweltverbänden als gentechnikfreundlich. Eine Einrichtung mit Nachbesserungsbedarf findet Christian Grugel:
"Was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass die EFSA ihre fachliche Bewertung auch insoweit verbreitert, als sie namhafte Wissenschaftler einbezieht, die eben nicht mit gentechnisch veränderten Organismen arbeiten, aber im Schwerpunkt Einflüsse auf den Naturhaushalt untersuchen. Das ist sicherlich ein Punkt, wo auch die EFSA hier mit Blick auf den Naturhaushalt die Prüfung noch etwas vertiefen könnte."
Die Zeit drängt. Saatgutunternehmen wie Monsanto aus den USA, die Schweizer Firma Syngenta oder die deutschen Unternehmen BASF und Bayer Crop Science entwickeln immer neue genveränderte Pflanzen. Auch wenn sie in absehbarer Zeit wohl nicht in der EU wachsen werden, können sie - etwa genehmigt als Futtermittel - aus Übersee zu uns nach Europa kommen. Helmut Born, Generalsekretär des Bauernverbands
"Wenn diese Schiffe aus Ländern kommen, wo heute 80, 60 oder die USA praktisch 100 Prozent GVO-veränderte Sorten anbauen, wie wir das Problem lösen können, ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines, an dem europäischen Wesen wird diese Frage nicht genesen."
"Es gibt kein schlichtes 'Weiter so'. Dieser Dialog soll Vertrauen schaffen, soll intensivieren den Austausch der Argumente - Schlagabtausch reicht nicht. Die Atmosphäre heute war leidenschaftlich, sie war engagiert, verbunden mit einem großen bemühen, eine wirklich sachliche, verantwortungsvolle Diskussion zu führen."
Bei ihr zu Gast: 30 Vertreter aus Politik, Wissenschaft und von Landwirtschaftsverbänden. Mit dabei auch Schavans Kabinettskollegin, Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Sie hatte kurz nach Ostern - am 14. April - den kommerziellen Anbau der Maissorte MON 810 verboten und damit eine hitzige Debatte entfacht. Rund 100 Landwirte mussten in der Folge umdisponieren. Sie wollten im Frühjahr etwa 250 Millionen Körner des Genveränderten Mais auf 3000 Hektar Ackerfläche aussäen.
MON 810 - dahinter verbergen sich Maispflanzen des weltweit agierenden Saatgutunternehmens Monsanto aus St. Louis, USA. Die Pflanzen enthalten Gene eines Bodenbakteriums. Dank dieser fremden Erbsubstanz produziert jede Maiszelle ein Gift. Es soll die Larven des Maiszünslers töten - ein kleiner nachtaktiver Schmetterling.
Das Anbauverbot rief unterschiedlichste Reaktionen hervor. Heike Moldenhauer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland spendete Applaus:
"Wir freuen uns sehr über die Entscheidung von Frau Aigner, den MON 810 endlich zu verbieten. Und wir freuen uns, dass unsere Argumente endlich auch bei der Politik angekommen sind. Wir kritisieren diesen Mais seit Jahren. Wir kritisieren ihn deswegen, weil er ja nicht nur den Maiszünsler, den wichtigsten Schädling im Mais trifft, sondern auch andere Organismen, die sogenannten Nichtzielorganismen."
Für Björn Malcharzyck vom Saatgutunternehmen Monsanto entbehrt das Anbauverbot dagegen jeglicher Grundlage. Überrascht war er von der Entscheidung aber dennoch nicht:
"Denn es war ja schon absehbar, dass seitens des Ministeriums da eine Entscheidung ansteht. Die Begründung hat uns überrascht, und es war ein besonderes Osterei."
Ein Ostergeschenk, über das sich Ricardo Gent von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie mit Sitz in Frankfurt am Main ebenfalls nicht freuen konnte. Er sieht die Zukunft der grünen Gentechnik in Deutschland gefährdet:
"Wenn ich jetzt ein Forschungsprojekt in die Wege leite und Hunderte von Millionen Euro in ein solches Forschungsprojekt hineinschieße, dann möchte ich auch Sicherheit haben. Die Sicherheit bedeutet, ich weiß, dass ich bestimmte Gesetze habe, an die halte ich mich. Ich gebe meine Zulassungsunterlagen an renommierte Einrichtungen ab und irgendwann wird dann diese Einrichtung, diese Behörde sagen, gut, jetzt hast du eine Zulassung. Und das Zweite ist, wenn möglich raus aus den Emotionen und hin zu einer sachlichen Auseinandersetzung über pro und contra Pflanzenbiotechnologie."
Hier bricht der alte Konflikt zwischen Umweltschutz und Wirtschaftsinteressen wieder auf. Das zeigte sich auch in den Beiträgen während der Aktuellen Stunde des Bundestages am 23. April. So betonte Renate Künast von den Grünen:
"Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Eines muss man ja feststellen, das Verbot der Maissorte MON 810 ist der Sieg der Anti-Gentechnikbewegung in Deutschland. Das ist der Sieg engagierter Bürgerinnen, engagierter Landwirte und Imker, ein Sieg von Umweltverbänden und Verbraucherverbänden und auch von grüner Politik."
Die FDP-Abgeordnete Christel Happach-Kasan hält das Anbauverbot hingegen für ein falsches Signal:
"Wir sind in einer Wirtschaftskrise - fünf bis sieben Prozent. Es geht darum, Arbeitsplätze zu erhalten, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Und in dieser Situation exekutiert die Bundesregierung eine Verbotspolitik, die dazu führt, dass Arbeitsplätze ins Ausland abwandern. Das ist meines Erachtens das absolut falsche Zeichen der Zeit in dieser Situation."
Forschungsministerin Annette Schavan nennt die grüne Gentechnik eine "Zukunftstechnologie". Unterstützung bekommt sie von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese spricht sich gegen eine Abkehr von genveränderten Organismen aus.
Die Fronten scheinen verhärtet. Dabei geht es Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner - nach eigener Darstellung - gar nicht um eine Grundsatzentscheidung. Ebenfalls vor dem Bundestag betonte sie:
"Ich habe mir die Entscheidung für das Verbot von Monsanto 810 nicht leicht gemacht. Es ist eine klare Einzelfallentscheidung, die ich nach Abwägung aller mir vorliegender unterschiedlicher Forschungsergebnisse fachlich getroffen habe."
Eine Entscheidung, der auch der Deutsche Bauernverband folgen kann. Er hat gegen das Anbauverbot nichts einzuwenden. Generalsekretär Helmut Born:
"Selbstverständlich akzeptieren wir genau diese Vorgehensweise. Und wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, dass beispielsweise die züchterische Veränderung einer Maispflanze dazu führt, dass eine bestimmte Spezies geschädigt wird, dann muss sie reagieren und dann tragen wir das mit."
Helmut Born hält in Deutschland eine Landwirtschaft ohne gentechnisch veränderte Pflanzen genauso für möglich, wie eine, in der auch solche gedeihen:
"Wir empfehlen unseren Bauern nicht, Gentechnik anzuwenden. Wir raten sogar davon ab. Weil unter den Bedingungen, die wir in Deutschland haben - einschließlich auch der gesetzlichen Vorgaben -, Landwirte ein hohes Risiko laufen, wenn sie Gentechnik anwenden. Ich will damit klar machen, dass wir weder in die eine oder andere Richtung drängeln."
Bauernvertreter Born will neutral bleiben. Ihm ist Konsens wichtig. Denn für Landwirte macht es keinen Sinn, Nahrungsmittel zu produzieren, die die Kunden nicht akzeptieren. Und Umfragen zeigen, dass die Mehrzahl der Bürger hierzulande kein "Gen-Food" auf ihren Tellern sehen möchte. Bis Mitte April haben sich sogar 185 Kommunen als gentechnikfrei deklariert. Fast 30.000 Landwirte wollen ohne genveränderte Pflanzen wirtschaften. Zu ihnen gehören Biobauern, aber auch viele konventionell wirtschaftende Landwirte. Heike Moldenhauer vom BUND kann sich sogar vorstellen, dass die EU vollständig auf den Anbau genveränderte Pflanzen verzichtet:
"Wir haben eine gentechnikkritische Bewegung. Wir haben vor allen Dingen Bauern, die sagen, sie haben überhaupt keinen Bedarf, diese Pflanzen anzubauen. Und wir haben auf Seiten der Firmen überhaupt keine Produkte, die überzeugen. Es ist so gut wie überhaupt nichts dann in der Pipeline, wovon ein Bauer wirklich einen Nutzen hätte oder was einen Verbraucher davon überzeugen würde, diese Pflanzen zu essen."
Doch es wachsen genveränderte Pflanzen in Europa. Maispflanzen mit dem Konstrukt MON 810 sind dabei die einzigen solchen Pflanzen, die Landwirte anbauen, ernten und vermarkten dürfen. Die Ernte darf nur an Kühe, Schweine, Hühner und andere Nutztiere verfüttert werden. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen in Spanien. Hinzu kommen wissenschaftliche Freilandversuche. In Deutschland wachsen in diesem Jahr genveränderte Kartoffeln und Zuckerrüben sowie genveränderter Mais, Weizen und genveränderte Gerste versuchsweise im Freiland. Ein Beispiel: Der Chemiekonzern BASF darf eine gentechnisch veränderte Kartoffel mit dem Namen Amflora in Mecklenburg-Vorpommern anbauen.
Doch was steckt eigentlich hinter der grünen Gentechnik, die die Gemüter so erhitzt? Für Heinz Sädler, Professor am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln, ist es eine Methode, die hilft, die Entwicklung neuer Pflanzen zu beschleunigen:
"Dazu muss man natürlich wissen, was Züchtung ist vor Organismen: nämlich dass die Vielzahl, 20.000 und mehr Gene von zwei Eltern zusammengefügt werden. Und man dann nachher die richtige Kombination sich wieder heraussuchen muss. Das ist ein extrem langwieriger Prozess. Der kann Jahrzehnte dauern. Und grüne Gentechnik vereinfacht in manchen Aspekten diesen Zuchtgang. Nämlich dadurch, dass man nicht Zwanzigtausende von Genen miteinander kombiniert, sondern ein einziges Gen oder ganz wenige Gene hinzufügt."
So können jetzt Gene aus Bakterien in Pflanzen übertragen werden wie auch umgekehrt. Und auch zwischen Pflanzen, die sich in der Natur nicht kreuzen, können Gene ausgetauscht werden. Forscher hoffen etwa, auf diese Weise die Trockentoleranz von Moosen auf Getreide, Mais und andere Kulturpflanzen zu übertragen. Doch das ist noch Zukunftsmusik. Firmen wie Monsanto oder die deutschen Anbieter BASF und Bayer Crop Science verkaufen bislang fast ausschließlich Pflanzen, denen der Einsatz eines Pestizides wenig ausmacht oder die ein Gift bilden, um einen Schädling wie den Maiszünsler zu bekämpfen.
In der EU wird noch nur relativ wenig genveränderte Mais geerntet. Aus den USA, Argentinien oder Brasilien werden dafür aber - Jahr für Jahr - viele Millionen Tonnen genverändertes Soja eingeführt. Landwirte füttern damit Kühe, Schweine und Hühner; und letztendlich auch uns Menschen, die wir tagtäglich Fleisch, Käse, Eier oder Milch zu uns nehmen. Erfahren tun wir Verbraucher davon nichts. Denn eine Kennzeichnungspflicht fehlt. Wer auf Nummer sicher gehen will, dem bleibt nur der Gang etwa zum Biometzger.
Natürlich sollen genveränderte Pflanzen Mensch und Umwelt nicht gefährden. Daher müssen solche Pflanzen Prüfungen bestehen, die strenger sind als für jene Pflanzen, die konventionell gezüchtet werden. Dieser Ansatz hat sich bewährt, meint zumindest Christian Grugel, Abteilungsleiter Verbraucherschutz im Bundeslandwirtschaftsministerium:
"Diese hohen Anforderungen für gentechnisch veränderte Organismen hat man eingeführt, um Risiken sicher ausschließen zu können. Insofern ist das eine ganz vernünftige Herangehensweise an dieses Problem. Und die Praxis hat ja auch gezeigt, dass mit Blick auf die menschliche Gesundheit uns keine Fälle bekannt sind, wo Menschen dadurch, dass gentechnisch veränderte Organismen zum Beispiel als Futtermittel eingesetzt worden sind, zu Schaden gekommen sind."
Zudem erteilt die EU dem Anbau einer genveränderten Pflanze vorsorglich nur eine Lizenz nur für zehn Jahre. Die EU hatte der Firma Monsanto 1997 erlaubt, Saatgut des genveränderten Maises MON 810 zu verkaufen. Diese Genehmigung endete also vor zwei Jahren. Damit ist aber kein automatischer Anbaustopp verbunden. Christian Grugel:
"Rechtlich ist die Situation ja so, dass die europäische Zulassung erst mal fortgilt."
Solange über die Wiederzulassung nicht entschieden wurde. Die European Food and Safety Authority - also die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA - prüft bereits seit zwei Jahren die Wiederzulassung.
Einzelne Staaten dürfen die EU-weite Anbaugenehmigung nur dann für ihr eigenes Staatsgebiet einschränken, wenn sie Hinweise auf neue Daten haben. Warnungen, dass das Gift nicht nur die Larven des Maiszünslers tötet, gibt es schon länger. Schon 2007 wurde deshalb über ein Anbauverbot diskutiert. Damals einigten sich Monsanto und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit darauf: Monsanto darf sein Saatgut weiter vermarkten, muss aber prüfen, ob sich der Anbau auf die Tierwelt auswirkt. Nachteilige Wirkungen ergaben die Untersuchungen nicht. Was auch nicht verwunderlich sei, erklärt Monsanto-Vertreter Björn Malcharczyk:
"Nun ist das Ganze aber seit zehn Jahren im Anbau. MON 810 ist ja kein Produkt, was wir in Deutschland seit drei Wochen testen mit allen möglichen Risiken, sondern MON 810 gibt es seit zehn Jahren bei den Landwirten. Die Landwirte sind zufrieden. Aber Studienstreit ist Studienstreit. Es gibt Studien wie Sand am Meer. Und natürlich sehen wir unsere Ergebnisse als die fundierteren an."
Unabhängige Wissenschaftler wurden jedoch fündig. Ein Forscherteam an der Eidgenössischen Hochschule Zürich fand voriges Jahr heraus, dass manche Larven einer besonderen Marienkäferart - dem Zwei-Punkt-Marienkäfer - sterben, wenn sie das Gift des genveränderten Mais MON 810 aufnehmen. Nicht nur das, Heike Moldenhauer vom BUND fügt hinzu:
"Dieser Giftstoff, das Toxin, was der MON 810 bildet, tötet ja auch andere Schmetterlinge, zum Beispiel den Schwalbenschwanz, den Kleinen Fuchs. Dann hat sich herausgestellt in den letzten Jahren, dass der Giftstoff dann auch auf Wasserlebewesen wirkt. Zum Beispiel die Köcherfliegenlarven. Und auf Wasserflöhe wirkt er auch tödlich."
Und es gibt weitere Studien-Ergebnisse, die Umweltschützer alarmieren. Wie zum Beispiel, dass der Wind Maispollen durchaus 800 Meter und mehr vom Feld weg wehen kann. Das ist weiter als bislang angenommen. Insekten, die gentechnisch veränderten Pollen nichts mehr entgegenzusetzen haben - was für Konsequenzen würde das haben? Christian Grugel vom Landwirtschaftsministerium meint:
"Die Auswirkung könnte im schlimmsten Fall sein, dass bestimmte Nicht-Zielorganismen in der Nähe von MON 810-Anbaugebieten nicht mehr vorkommen."
Drastischer beschreibt Umweltschützerin Heike Moldenhauer das Risiko:
"Die Gefahr, die wir sehen, ist, dass Nahrungsnetze, die in der Natur bestehen, geschädigt werden. Dass also der MON 810 nicht so spezifisch wirkt, wie er das tun soll, sondern gleichzeitig dann auch noch etliche andere Lebewesen betrifft."
Sie und andere Umweltschützer halten das Anbauverbot daher für unumgänglich, denn, so Moldenhauer:
"Diese Bundesregierung hat sich ja festgelegt, dass sie den Verlust der Artenvielfalt beschränken will, stoppen will zumindest bis zum Jahr 2010. Und deswegen kann sich die Bundesregierung ja überhaupt nicht leisten, dann noch solche Pflanzen zu genehmigen, dass Pflanzen weiter in der Natur ausgebracht werden, die genau diesem Ziel zuwider laufen."
Ricardo Gent von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie nimmt obige Studien nicht so ernst. Sein Einwand: Die Wirkungen an Zwei-Punkt-Marienkäfern und Wasserflöhen seien im Labor und nicht in der Natur nachgewiesen worden:
"Es ist eben ungewöhnlich, wenn ein Wasserfloh Maismehl isst. Das macht er eigentlich nicht. Oder wenn der Marienkäfer die Mehlmotteneier frisst. Das macht er eigentlich nicht."
Christian Grugel vom Landwirtschaftsministerium weiß um diese wissenschaftliche Unschärfe:
"Gleichwohl - und das ist die Schwierigkeit, vor der wir stehen - dürfen wir solche Arbeiten nicht ignorieren. Das heißt, wir müssen uns den zunehmenden Erkenntnisgewinn genau anschauen und versuchen einzuschätzen, welche Auswirkungen hieraus erwartet werden können."
Es ist also auch eine Frage des Ermessens, wie ernst die Landwirtschaftsministerin und das zuständige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Laborbefunde nehmen. Ministerin Ilse Aigner hat sich in diesem Fall für den vorsorglichen Schutz vor Marienkäfern und Köcherfliegen entschieden.
Ihr Anbauverbot ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Denn jetzt prüft erst einmal die Europäische Kommission, ob die Einwände berechtigt sind. Dabei geht es nicht nur um Kritik aus Deutschland: Fünf weitere Länder - Frankreich, Griechenland, Luxemburg, Österreich und Ungarn - haben den Anbau des genveränderten Mais auf ihrem Territorium aus ähnlichen Gründen verboten.
Ob sich die EU-Kommission der Einschätzung dieser sechs Staaten pro Naturschutz anschließt, ist offen. Eine zentrale Rolle spielt die Expertise der Europäische Lebensmittelbehörde EFSA. Sie ist als Lebensmittelsicherheitsbehörde und nicht als Naturschutzbehörde eingerichtet worden und gilt bei Umweltverbänden als gentechnikfreundlich. Eine Einrichtung mit Nachbesserungsbedarf findet Christian Grugel:
"Was ich mir vorstellen könnte, wäre, dass die EFSA ihre fachliche Bewertung auch insoweit verbreitert, als sie namhafte Wissenschaftler einbezieht, die eben nicht mit gentechnisch veränderten Organismen arbeiten, aber im Schwerpunkt Einflüsse auf den Naturhaushalt untersuchen. Das ist sicherlich ein Punkt, wo auch die EFSA hier mit Blick auf den Naturhaushalt die Prüfung noch etwas vertiefen könnte."
Die Zeit drängt. Saatgutunternehmen wie Monsanto aus den USA, die Schweizer Firma Syngenta oder die deutschen Unternehmen BASF und Bayer Crop Science entwickeln immer neue genveränderte Pflanzen. Auch wenn sie in absehbarer Zeit wohl nicht in der EU wachsen werden, können sie - etwa genehmigt als Futtermittel - aus Übersee zu uns nach Europa kommen. Helmut Born, Generalsekretär des Bauernverbands
"Wenn diese Schiffe aus Ländern kommen, wo heute 80, 60 oder die USA praktisch 100 Prozent GVO-veränderte Sorten anbauen, wie wir das Problem lösen können, ich weiß es nicht. Ich weiß nur eines, an dem europäischen Wesen wird diese Frage nicht genesen."