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Gleichberechtigung im Pop
"Wir müssen uns mehr beweisen"

Mit der Gleichberechtigung im Pop sieht es immer noch schlecht aus. Die Chefin der britischen Musikförderung PRS Foundation Vanessa Reed möchte genau das ändern. In den letzten zehn Jahren hat sie viel erreicht. Bis zur uneingeschränkten Egalität der Geschlechter ist es aber noch ein weiter Weg.

Von Anne Demmer |
Die US-Sängerin Taylor Swift bei einem Konzert in Shanghai, Mai 2014
Frauenpower im Pop: Die US-Sängerin Taylor Swift bei einem Konzert in Shanghai im Mai 2014 (AFP)
Das Büro von Vanessa Reed befindet sich in einem der gläsernen Bürogebäude in der Nähe von Kings Cross. Die 44-Jährige trägt einen braunen Pagenkopf, goldene Criolen. Sie lächelt, verbreitet Leichtigkeit. Sie ist die Chefin der britischen Musikförderung PRS Foundation in London.
"Ich war immer Perfektionistin"
"Ich bin sehr froh und glücklich darüber, dass ich etwas mache, das ich leidenschaftlich liebe und an das ich glaube. Ich war immer Perfektionistin und sehr entschlossen. Das ist wahrscheinlich sehr charakteristisch für Frauen in Führungspositionen. Bis zu einem gewissen Grad müssen wir uns mehr beweisen, mehr als unsere männlichen Kollegen. Der Preis ist hoch, wir müssen hart arbeiten, um dahin zukommen, wo ich beispielsweise jetzt bin. Aber wie gesagt - ich mag meine Arbeit und insofern ist der Preis dann wiederum auch doch nicht so hoch."
In den letzten 10 Jahren hat sie einiges auf den Weg gebracht. In der Zeit hat sie das Fördervolumen und die Größe der gesamten Non-Profit-Organisation verdreifacht. Das hat ihr Selbstvertrauen gegeben, sagt sie. Doch die gegenseitige Unterstützung von Frauen untereinander sei noch immer nicht selbstverständlich.
"Gerade im Arbeitskontext gibt es immer wieder Konkurrenzkämpfe unter Frauen. Das ist vielleicht bei Frauen ausgeprägter als bei Männern, weil es nach wie vor weniger Plätze in den vorderen Reihen für Frauen gibt, und es hat dann vielleicht auch wieder mit dem mangelnden Selbstbewusstsein zu tun. Gleichzeitig denke ich, dass es auch nicht hilfreich ist, wenn die Leute sagen, es gibt kein Problem für Frauen, ich bin erfolgreich. Aber nicht alle haben so eine starke Persönlichkeit. Wir müssen all diese Frauen mit verschiedenen Hintergründen ermutigen, um sie in Führungspositionen zu bringen."
Die Position von weiblichen Künstlern verbessern
Genau das ist Vanessa Reeds Ziel. Zusammen mit anderen Akteuren aus der Branche hat sie das Keychange-Projekt ins Leben gerufen, das die Position von weiblichen Künstlern auf dem Festivalmarkt verbessern soll.
"Männer verfügen über mehr professionelle Netzwerke als Frauen, aber ich bin froh sagen zu können, dass sich das gerade ändert. Durch unser Programm werden 60 Künstlerinnen zusammengebracht. Hier wissen sie, dass die anderen Teilnehmerinnen sich in einer ähnlichen Phase befinden, Frauen, die sich möglicherweise in ihren Ländern mit den gleichen Herausforderungen konfrontiert sehen. Und daraus entstehen dann neue persönliche Kontakte."
Auf Initiative von Vanessa Reed haben sich mehr als 100 Musikfestivals aus Europa und Kanada verpflichtet - bis 2022 sollen 50 Prozent der Festivalmitwirkenden Frauen sein. Dazu gehört auch das Reeperbahnfestival in Hamburg. Zusammen mit Beyoncé und Taylor Swift gehört Vanessa Reed für die BBC zu den einflussreichsten Frauen in der Musikbranche, die etwas bewegen.
"Ich hoffe, dass ich Teil einer Bewegung sein werde, die für die kommende Generation etwas anstößt. Wir haben gerade erst 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert, aber wir haben seitdem längst nicht genug erreicht. Aber ich hoffe mit Hilfe von sozialen Medien, angeschoben auch durch die #MeToo-Debatte, können wir sagen: Es reicht jetzt. Wir müssen die Herausforderungen erkennen und die richtigen Schritte unternehmen, um etwas zu verändern."