"Frauen können in allen Teilen der Gesellschaft und in allen Religionen einen wichtigen Beitrag zu Veränderungen leisten. Das gilt auch bei uns im Judentum. Heute bestätigen sogar interreligiöse Dokumente die Rechte und die Würde von Frauen. Aber es gibt noch einen tiefen Graben zwischen Theorie und Praxis", sagt Sharon Rosen, die sich für Gleichberechtigung im Judentum engagiert.
"Ich lese die Bibel so, dass sie die Vision von einem gerechten Miteinander von Männern und Frauen hat. Davon sind wir im Christentum meilenweit entfernt, aber nicht nur dort. Ich glaube allerdings, dass die Zahl der Menschen, die das entdeckt, größer wird. Ich hoffe, das hilft", sagt die evangelische Theologin Petra Bosse-Huber.
"Der Kampf um Emanzipation findet heute nicht zwischen Männern und Frauen statt, sondern zwischen modernen Menschen und erzkonservativen. In allen Religionen gibt es Leute, die meinen, Frauen hätten keine Rechte. Wer liberal denkt, erkennt dagegen in Texten wie dem Koran eine für Frauen befreiende Kraft. Wir können einander in den verschiedenen Kulturen ermutigen", sagt die islamische Theologin Nayla Tabarra.
Im Hinduismus galten Frauen als gleichwertig - vor 3.000 Jahren
In nahezu allen Weltreligionen müssen Frauen um Anerkennung ringen. Das gilt im Buddhismus ebenso wie im Christentum, im Hinduismus, im Islam oder im Judentum. Zwar preisen religiöse Schriften oft die Qualitäten von Frauen, doch ist die Gleichberechtigung der Geschlechter in den meisten Glaubensgemeinschaften ein unerfüllter Traum.
Das war nicht immer so, ganz im Gegenteil, erklärt die indische Hindu-Gelehrte Bharti Taylor: "Die Position der Frauen war im Hinduismus einst hoch. Sie wurden respektvoll behandelt und waren gebildet. Wir wissen sogar, dass Frauen Teile der vedischen Schriften verfasst haben. Ja, damals, das heißt vor mehr als 3.000 Jahren, galten Männer und Frauen im Hinduismus als gleichwertig."
Doch im Lauf der Geschichte habe sich das grundlegend geändert, bedauert die Soziologin: Nicht nur in Indien wurde der Hinduismus nach und nach instrumentalisiert, um Frauen zu unterdrücken.
"Es haben sich patriarchale Gesellschaften gebildet, und wir Frauen hatten das Nachsehen. Wir durften nicht mehr studieren, keine Gebete mehr leiten und spielten in jeder Hinsicht nur noch eine untergeordnete Rolle. Schließlich standen zwar noch Göttinnen auf dem Sockel, aber wir Frauen wurden im Alltag weithin schlecht behandelt.
Erst in jüngster Zeit zeichnet sich erneut ein Umdenken ab: Frauen werden jetzt zunehmend in Führungspositionen akzeptiert, betont Bharti Taylor. Sie selbst lebt heute in England und wurde vor einigen Jahren als erste Frau zur Vorsitzenden des Europäischen Hindu-Forums gewählt.
"Heute studieren Frauen wieder, sie lesen die heiligen Schriften, und wir haben in vielen Ländern sogar Hindu-Priesterinnen, die Hochzeiten oder andere Zeremonien leiten. Das gilt für England ebenso wie für Indien. Wir Frauen müssen noch manche Vorurteile überwinden, aber wir schließen langsam wieder an die alte Tradition des Hinduismus an."
In allen Kulturen entdecken Frauen heute die befreiende Kraft ihrer Religionen neu. Auch der Blick auf indigene Traditionen kann wichtige Perspektiven öffnen, weiß die Kanadierin Marie-Josée Tardif. Sie hat indigene Vorfahren:
"Wir sehen in unserer Religion Mann und Frau als gleichwertig, aber verschieden. Eine Frau hat viel Kraft in sich, aber es ist nicht dieselbe Kraft, die ein Mann hat. Frau und Mann sind komplementär, sie ergänzen sich. Darum arbeiten bei uns Männer und Frauen bei religiösen Zeremonien immer zusammen."
Marie-Josée leitet mit ihrem Mann in Kanada die Organisation "Together". Ihr Ziel ist eine Aussöhnung zwischen indigener und westlicher Kultur, zwischen Frau und Mann, zwischen "Mutter Erde" und "Vater Himmel":
"Die 'Mutter Erde' steht bei uns für die weibliche Energie schlechthin. Sie ist das Gegenstück zum 'Vater Himmel'. Jeder Mensch braucht diese beiden Dimensionen in sich, um wahrhaft Mensch zu werden. Männliche Religionsvertreter schauen oft nur in den Himmel, suchen nach dem Jenseits und vergessen die Erde, das Menschliche. Aber wir müssen unsere Verankerung in der Erde spüren, wir brauchen das Weibliche, die Wurzeln."
Allerdings gibt es in manchen westlichen Kreisen große Vorbehalte gegenüber der uralten Weisheit indigener Religionen. 2019 wurde das während der sognannten "Amazonas-Synode" im Vatikan deutlich. Jesuiten hatten am Amazonas gefertigte Holzfiguren der "Mutter Erde" - der "Pacha Mama" - mit nach Rom gebracht: Sie zeigen symbolhaft eine schwangere Frau und stehen in Südamerika für die Leben spendende Kraft der Natur und des Weiblichen. Ein rechtskatholischer Aktivist warf sie in den Tiber und filmte die Tat für die sozialen Medien. Papst Franziskus entschuldigte sich wenig später offiziell in seiner Verantwortung als "Bischof von Rom", dass in "seiner Stadt" so etwas geschehen konnte.
Mit den Spaniern kam das patriarchale Prinzip auf die Philippinen
Die Tutzinger Missionsbenediktinerin Mary John lehrt in der philippinischen Hauptstadt Manila an einem Institut für Frauenrechte und berichtet:
"Bevor die Spanier im 16. Jahrhundert die Philippinen besetzen, waren wir Frauen hier den Männern gleichgestellt. Mädchen wurden bei uns damals ebenso frei und selbstständig erzogen wie Jungen. Das Ideal der Jungfräulichkeit kannten wir nicht. Die katholischen Spanier waren entsetzt über so viel Freizügigkeit und haben bei uns das patriarchale Prinzip eingeführt. Wir wurden auf den Philippinen umerzogen und als Frauen de facto eingeengt und bevormundet."
Und nicht nur das, so die Philippinin. Die Folgen des patriarchalen Machtprinzips heißen bis heute oft: Unterdrückung, Diskriminierung und sexualisierte Gewalt. In Manila leiten die Benediktinerinnen ein Haus, in dem missbrauchte Frauen Schutz finden. Zugleich unterstreicht Marie-John:
"Wir sehen Männer nicht als Feinde. Das betonen wir immer wieder. Wir möchten vielmehr mit ihnen zusammenarbeiten. Auch Männer können Feministen sein."
Doch zuvor müsse ein Mann die seit Jahrhunderten gewachsene Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern verstehen, meint die Theologin. Sie bietet daher in Manila ein Fortbildungsprogramm an, das sich speziell an Männer richtet. Unter den Teilnehmern, die aus ganz Asien kommen, sind auch Priester und Ordensleute.
Mary John erzählt: "Wir helfen diesen Männern, vor ihrem sozialen Hintergrund zu verstehen, warum sie Machos sind. Und dann fragen wir sie, ob sie sich in dieser Rolle wohl fühlen, oder ob sie auch ein anderes Bild von sich entwickeln könnten. Ich denke, die Männer mögen diese Kurse, weil sie sich selbst in der Rolle als Machos oft überfordert fühlen. Nicht umsonst trinken manche zu viel Alkohol oder sind gewalttätig."
In einer interreligiösen Arbeitsgruppe hat die Professorin mit Gleichgesinnten aus anderen Religionen Südostasiens eine "Befreiungs-Theologie" für Frauen erarbeitet. Die katholische Kirche solle dabei endlich mit gutem Beispiel voran gehen, fordert die Dozentin, und Frauen gleichberechtigten Zugang zu geistlichen Ämtern geben.
"Auf den Philippinen verehren zwar viele Männer die Madonna, schlagen aber ihre eigene Frau. Und natürlich haben wir keine Frauenordination. Die Kirche hat noch einen sehr langen Weg vor sich, bis sie sagen kann, dass sie Frauen wirklich gleichwertig behandelt. Dabei würden Frauen in der Kirchen-Hierarchie definitiv manches besser machen. In Manila sind es wir Ordensfrauen, die der Kirche Überzeugungskraft geben. Ohne uns hätte die Kirche angesichts so vieler Skandale schon längst jede Glaubwürdigkeit verloren."
Die weibliche Tugend der Geduld
In katholischen und orthodoxen Kirchen ist für Frauen das Amt einer Priesterin oder Bischöfin bis heute tabu. In evangelischen Kirchen begann man den Pfarrberuf vor rund 50 Jahren schrittweise für Frauen zu öffnen. 1999 wurde in Deutschland die erste evangelische Bischöfin gewählt. Die heutige Auslandbischöfin der EKD, Petra Bosse-Huber, resümiert:
"Wir haben schon viel unter die Füße bekommen in den letzten Jahrzehnten, was die Fragen von Gleichberechtigung angeht. Aber wir sind noch weit davon entfernt, dieses Potenzial auszuschöpfen."
Ein Schlüssel zum Fortschritt heißt Geduld, hofft Petra Bosse-Huber. Sie kommt mit Vertretern vieler Kulturen in Kontakt und mit deren Vorurteilen:
"Das sind oft so hartnäckige Bilder, die da in den Köpfen von Menschen existieren. Aber ich glaube, wenn sie dann ernsthaft Frauen erleben, die diese Position ausfüllen, dass sich dann dieses Bild auch ändert. Und wenn ich Paulus lese und da heißt es, 'es gibt hier weder Mann noch Frau, weder Freien noch Sklaven', dann kann ich das nur als eine einzige Aufforderung verstehen zur Gleichberechtigung. Und insofern ist diese Vision für mich völlig klar aus biblischer Sicht."
Die Praxis der Frauenordination setze in einer Gesellschaft ein wichtiges Signal und fördere den Respekt gegenüber Frauen grundsätzlich, betont die Anglikanerin Agnes Aboum. Die Historikerin aus Kenia wurde 2013 als erste Frau zur Moderatorin des ökumenischen Weltkirchenrats in Genf gewählt:
"Ich bin dankbar für meine Wahl in dieses Amt, die erst möglich wurde, nachdem viele Frauen um Führungspositionen gekämpft haben - in und außerhalb des Weltkirchenrates. Ich sehe mein Amt als Dienst. Wir müssen Frauen in aller Welt durch eine gute Ausbildung stärken und ihnen auf diese Weise helfen, angemessene Positionen zu erhalten. Das ist in jeder Hinsicht wichtig."
Mohammed und die soziale Revolution
Bildung ist ein Schlüssel, um die Rolle von Frauen weltweit zu stärken, davon ist auch Nayla Tabbara überzeugt. Die islamische Theologin hat in der libanesischen Hauptstadt Beirut ein Institut für Frauenrechte aufgebaut, die Adyan Foundation.
Nayla Tabbara: "Die untergeordnete Position, die Frauen heute im Islam haben, ist nicht die Position, die ihnen der Prophet Mohammad zugedacht hat. Im Gegenteil. Er führte in der damaligen Gesellschaft eine Art Revolution durch, die auch die soziale Rolle der Frauen betraf. Frauen beteten daraufhin in der Moschee zusammen mit den Männern, und sie nahmen an öffentlichen Diskussionen teil. Der Prophet drängte Frauen, lesen und schreiben zu lernen. Wir wissen sogar, dass einige Manuskripte des Koran von Frauen geschrieben wurden. Aber nach dem Tod des Propheten kam vielerorts die alte arabische Stammesmentalität neu zum Durchbruch und Frauen mussten sich wieder unterordnen."
Der Schleier sei das beste Beispiel, so die libanesische Professorin: Nach dem Willen des Propheten sollten ihn nur Frauen edler Herkunft als Standessymbol tragen. Doch in späteren Jahrhunderten wurde der Schleier oft instrumentalisiert, um Frauen in ihre Schranken zu verwiesen.
"Im Koran sind Mann und Frau gemäß der Schöpfung ihrem Wesen nach gleichgestellt. Denn beide stammen von einer Seele ab. Mehr noch: Diese Seele hat grammatikalisch eine weibliche Natur. Das ist entscheidend! Muslimische Feministinnen sagen daher: Wir müssen von der Gleichheit ausgehen, die Mann und Frau in der Schöpfung zugesprochen wird, und auf dieser Basis im Koran viele Textstellen neu interpretieren."
In Moscheen haben Feministinnen wie Nayla Tabarra kaum etwas zu sagen. Nur vereinzelt, so etwa in Marokko, ist es Frauen gestattet, ähnliche Funktionen wie ein Imam auszuüben und Gebete zu leiten. An Universitäten erobern sich muslimische Wissenschaftlerinnen dagegen vielerorts beharrlich Freiräume:
"Deshalb ist mir die interreligiöse Arbeit wichtig. Aufgeschlossene Menschen können sich gegenseitig Mut machen."
Mann und Frau - die beiden Schwingen eines Vogels
Im 19. Jahrhundert entstand im persischen Islam die Reformbewegung der Bahai. Ihr Prophet Bahaullah förderte die gesellschaftliche Gleichstellung der Frauen. Doch seine modernen Ideen stießen im damaligen Orient auf viel Widerstand.
Die Bahai wurden zeitweise brutal verfolgt. Viele sahen sich gezwungen, ihre muslimisch geprägten Heimatländer zu verlassen. Saba Khabipour ist Generalsekretärin des Geistigen Rates der Bahai in Deutschland. Im Blick auf die Rolle der Frauen empfindet sie ihre Religion bis heute als vorbildlich:
"Es heißt sogar, dass, wenn eine Familie nicht die Möglichkeit hat, allen Kindern die gleiche Bildung angedeihen zu lassen, die Mädchen den Vorzug genießen. Weil sie letztlich im Bereich der Erziehung eine primäre Rolle spielen. Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist eine Beziehung, die Kinder als erstes erleben. Und wenn diese Beziehung nicht von Gleichwertigkeit geprägt ist, das trägt sich fort bis hinein in die internationalen Beziehungen."
Aus diesem Grund, so Saba Khabipour, hätten Frauen auch besondere Bedeutung für die Friedensarbeit. Mann und Frau müssten sich aus der Sicht der Bahai auf allen Ebenen ergänzen:
"Es gibt in den Bahai-Schriften ein sehr schönes Bild, dass Mann und Frau verglichen werden mit den beiden Schwingen eines Vogels. Und nur wenn beide Schwingen gleich stark sind, wenn sie zusammen arbeiten, kann sich der Vogel der Menschheit emporschwingen und seine Bestimmung erlangen, wirklich zu fliegen."
Das internationale Zentrum der Bahai liegt heute in Israel, in Haifa. Weiter südlich, in Jerusalem, lebt Sharon Rosen. Sie ist mit einem orthodoxen Rabbiner verheiratet und leitet eine internationale säkulare Friedensorganisation: "Search for common ground". Im Judentum versuchten derzeit viele Frauen, ihre Rolle neu zu bestimmen, meint Rosen. Inzwischen sei es in reformorientierten Kreisen durchaus normal, Frauen als Rabbinerinnen zu ordinieren.
Frauenordination - Selbstverständlichkeit und Provokation in Judentum
Sharon: "Im orthodoxen und ultraorthodoxen Judentum können Frauen aber in der Regel noch keine Gemeinden leiten. Allerdings gab es auch hier schon einzelne Rabbiner, die Frauen ordiniert haben - in Amerika ebenso wie in Israel. Oft überwiegt aber die traditionelle Vorstellung, dass der Platz einer Frau im privaten Bereich ist und nicht in der Öffentlichkeit."
Letztlich gehe es für Frauen heute darum, "heilige Texte" wie die Thora zeitgemäß zu interpretieren, überlegt Sharon Rosen. Das erfordere ebenso viel Erfahrung wie Geduld.
"Wenn Sie in die Thora schauen, werden Sie feststellen, dass Frauen dort wichtige Positionen haben: Sarah sagt Abraham, was er zu tun hat. Wir haben also Modelle, die uns die Möglichkeit geben, manches neu zu verstehen. Viele moderne Jüdinnen haben studiert. Das ist entscheidend. Sie sind heute durch ihr Wissen in der Lage, mit Männern auf Augenhöhe zu diskutieren und können auf der Basis der heiligen Texte ihre Position einfordern."
Auch im Buddhismus gehen religiöse Frauen neue Wege: In Thailand liegt am Rand der Hauptstadt Bangkok das Koster Songdhammakalyani. Es wird von einer Frau geleitet: Venerable Dhammananda.
Sie ist die erste Thailänderin, die auf eine voll gültige Ordination als buddhistische Nonne verweisen kann: Dhammananda ist Bikkhuní, das weibliche Pendant zum Bikkhú, dem buddhistischen Mönch, mit gleichen Rechten und Pflichten:
"Im Buddhismus gibt es zwei Richtungen: Theravada und Mahayana. Im Mahayana werden Frauen problemlos als Nonnen ordiniert. Aber im Theravada ist das bei uns in Thailand anders. Hier kämpfen wir Buddhistinnen einen ähnlichen Kampf wie manche Frauen in der katholischen Kirche, wo es keine Frauen-Ordination gibt. Wir haben aber zumindest Rückhalt in der Geschichte: Buddha hat Frauen ordiniert."
Buddhas Tante - die erste buddhistische Nonne
Trotzdem war es Thailands Buddhistinnen Jahrhunderte lang nur erlaubt, als Mae Chi, als Laienhelferin mit Gelübden, in Männer-Klöstern zu dienen. Jeder Versuch der Frauen, eine rechtliche Gleichstellung zu erlangen, wurde von den Mönchen als "Anmaßung" zurückgewiesen:
"Wir Frauen mussten den Anschluss an die geschichtliche Tradition finden, um zu beweisen, dass auch wir eine gültige Ordination empfangen können. Wir mussten den Weg zu Buddha zurück gehen, einen langen Weg von 2.500 Jahren. Aber wir wissen, dass Buddha in Indien seine Tante ordinierte. Sie war die erste buddhistische Nonne. Und im 3. Jahrhundert vor Christus brachten indischen Nonnen die Frauen-Ordination bereits nach Sri Lanka.
Hier lag der Schlüssel: 2001 fuhr Dhammananda auf die Insel im Indischen Ozean und erhielt dort eine gültige Ordination als Nonne. Nun darf sie auch in Thailand das orange Gewand tragen, das zuvor Mönchen vorbehalten war, religiöse Zeremonien leiten und ein Kloster.
Dort hat die Buddhistin, die zugleich an der Universität von Bangkok Religionswissenschaften lehrt, auch ein internationales Meditationszentrum aufgebaut.
"Die Probleme, die wir in Thailand mit der Frauenordination haben, sind ein Ergebnis der Kultur. Wir Frauen müssen hier kämpfen und Geduld haben. Aber die Situation spiegelt nicht den wahren Geist des Buddhismus."
Die Position von Frauen in den Religionen bewegt seit langem auch die weltweit größte interreligiösen Dialogplattform: die "Weltkonferenz der Religionen für den Frieden" - "Religions for Peace". Sie wurde 1970 in Japan gegründet. Bei ihrer letzten Vollversammlung in Lindau am Bodensee kam es 2019 zu einer kleinen Sensation: Die fast 1.000 internationalen Delegierten aus allen Glaubensrichtungen wählten erstmals in der Geschichte eine Frau zu ihrer neuen Generalsekretärin und damit zur obersten Sprecherin aller Weltreligionen: die Muslimin Azza Karam.
"Die religiösen Führer, die mich als Frau gewählt haben, waren sehr mutig und weitsichtig. Es sind Männer und Frauen, die rund um den Globus Veränderungen wollen. Und ich denke, sie hoffen, dass diese Wahl einen Wandel positiv beeinflussen kann."