Wie eine Studie des Global Media Monitoring Projects zeigt, sind nur 24 Prozent aller Menschen, über die in den Medien berichtet wird, Frauen. Zumindest war das so am 25. März 2015. An diesem Stichtag haben Forscherinnen und Forscher in 114 Ländern ausgewählte Medien auf die Verteilung von Frauen und Männern überprüft.
Auf der einen Seite ging es darum, wie oft Frauen und Männer im Vergleich als Akteure in den Nachrichten auftauchen - also Berichte über Männer und Frauen. Auf der anderen Seite wurde aber auch untersucht, welches Geschlecht die Präsentatoren oder Autoren der Nachrichten hatten.
Politische Themen in Männerhand
Zum Stichtag war also nur knapp ein Viertel der Menschen, die in den untersuchten Berichten auftauchen, weiblich. Diese Quote variiert je nach Themengebiet. Am höchsten ist der Frauenanteil in Berichten der Kategorie "Wissenschaft und Gesundheit" mit 35 Prozent. Allerdings spielt diese Kategorie in der Gesamtberichterstattung kaum eine Rolle. Eine wichtigere Rolle nehmen Nachrichten über politische Themen ein und die sind dagegen Männersache - dort lag die Frauenquote nur bei 16 Prozent.
Interessant ist auch, wie die Frauen in den Berichten dargestellt werden. Die Studie kommt zu dem Schluss: Es ist vor allem in der Rolle als Opfer oder als Hausfrau. Dass das oft nicht der Realität entspricht, kritisieren die Macher der Untersuchung und fordern, den Beitrag der Frauen am gesellschaftlichen Leben stärker zu würdigen.
TV-Präsentation Frauensache
Bei der Präsentation von Nachrichten ist der Frauenanteil bemerkenswert. Frauen sind vor allem als TV-Nachrichtenpräsentatoren gefragt - hier stellen sie sogar die Mehrheit mit 57 Prozent.
Daraus lässt sich aber nicht unbedingt mehr Gleichberechtigung interpretieren, sondern auch eine Form von Sexismus. Bei den Moderatorinnen handelt es sich vor allem um junge Frauen. Ältere Frauen über 50 tauchen dort deutlich seltener auf. Positiv ist aus Sicht des Journalistinnenbunds aber die grundsätzliche Entwicklung bei Redakteurinnen und Reporterinnen in Deutschland. Hier habe sich der Frauenanteil deutlich erhöht.
Erstmals richtig erfasst wurden auch Twitter-Nachrichten und Online-Medien. Der Anteil von Frauen lag dabei etwas höher als in klassischen Medien. Der Journalistinnenbund begründet das damit, dass elektronische Medien Frauen häufiger als "Eye-Catcher", also quasi als Lockmittel einsetzen und in diesen Nachrichten mehr weibliche Prominente auftauchen als anderswo.
Gender-Gap hat sich in Deutschland verringert
Der Journalistinnenbund hat die Daten speziell für Deutschland ausgewertet. Er ist auch für die landesweite Koordination der Untersuchung zuständig. Insgesamt habe sich der "Gender-Gap" bei der Berichterstattung über Frauen und Männer verringert - gegenläufig zum weltweiten Trend.
Aus Sicht der Journalistinnen ist es aber notwendig, den Blick für das Ungleichgewicht weiter zu schärfen. Die Situation sei auch Folge eines "mangelnden Bewusstseins". Die weltweite Medienbeobachtung GMMP erscheint alle fünf Jahre. Sie gehört zu den wichtigsten Studien auf diesem Gebiet. Für Deutschland wurden auch Sendungen des Deutschlandfunks ausgewertet.
(pr/jcs)