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Gleichschaltung türkischer Universitäten
Lehre in einer Atmosphäre des Verdachts

Mit dem Ausnahmezustand sind in der Türkei wesentliche Rechte faktisch aufgehoben worden oder gelten nur eingeschränkt. Bislang wurde vor allem über verfolgte Journalisten und Parlamentarier berichtet. Kader Konuk vom Institut für Turkistik in Duisburg-Essen sprach im DLF über die Situation der Universitäten in der Türkei.

Kader Konuk im Gespräch mit Martin Gerner |
    Blick auf die Marmara-Universität in Istanbul. Im Vordergrund liegt der Hafen mit Containern.
    Die Marmara-Universität in Istanbul: Über die Situation der Lehrenden und Universitäten in der Türkei sprach Turkistik-Expertin Kader Konuk im DLF. (imago / Westend61)
    Mit dem Ausnahmezustand sind in der Türkei wesentliche Rechte und Freiheiten faktisch aufgehoben worden oder gelten nur eingeschränkt. Neben dem islamischen Prediger Fetullah Gülen und seinem Netzwerk, denen der gescheiterte Putsch vom Juli zur Last gelegt wird, werden auch ganze Gruppen der türkischen Gesellschaft verdächtigt, kriminalisiert, mit Berufsverbot belegt oder vor Gericht angeklagt. Dabei wurde bislang vor allem über die verfolgten Journalisten und Medienmacher sowie Parlamentarier berichtet, weniger über das Schicksal der türkischen Akademiker. Vor knapp einem Jahr hatten über tausend von ihnen einen Aufruf für Demokratie und zur friedlichen Beilegung des Kurdenkonflikts unterzeichnet. Bereits damals wurden Dozenten wie Universitäten zur Zielscheibe von Sanktionen. Mittlerweile bemühen sich immer mehr türkische Wissenschaftler um akademisches Asyl im Ausland, so auch in der Bundesrepublik.
    Kader Konuk gehört zu den Unterzeichnern des Aufrufs "Akademiker für Frieden" vom Januar 2016. Sie lehrt neuere türkische, deutsche und englische Literatur- und Kulturwissenschaft an der Universität Duisburg-Essen und ist Direktorin des Institut für Turkistik dort.
    Martin Gerner hat Kader Konuk zur Situation der Lehrenden und der Universitäten in der Türkei befragt.