Seit zwei Wochen ist Hannelore Ratzeburg nicht mehr als Funktionärin aktiv. Ihr Amt als Vizepräsidentin beim DFB hat sie abgegeben.
"Diese Flut an Informationen fallen weg. Das ist ein ungewohntes Gefühl, damit muss ich erst einmal klarkommen."
Über Jahrzehnte einzige Frau in DFB-Führung
Jahrzehntelang war sie die einzige Frau in DFB-Führungsgremien, erst im Vorstand, dann im Präsidium. Außerdem bei der UEFA und der FIFA in Kommissionen tätig - immer im Dienst des Frauenfußballs, um Mädchen und Frauen Wege zu bereiten, dass sie ebenso wie Jungs und Männer Fußball spielen können.
Angefangen hat alles, als sie selbst auch Lust hatte zu spielen, in ihrer Heimatstadt Hamburg, aber erst einmal ein Team organisieren musste, Gegnerinnen finden, gegen die sie spielen konnten und so fing sie an sich zu engagieren, einen Spielbetrieb in Hamburg aufzubauen. Sie war 19, als der DFB seinen Mitgliedsvereinen nicht mehr verbot, Frauenfußballteams spielen zu lassen.
"Da ist mir erst klar geworden, das war verboten. Ich dachte, naja, Frauen haben keine Lust Fußball zu spielen, das machen eben nur Männer. Da habe ich gedacht, das kann ja wohl nicht wahr sein. Die Jungs dürfen alles, die Männer dürfen alles und die Frauen dürfen das nicht. Das geht nicht. Also das ist ungerecht."
Ratzeburg über DOSB-Ehrung: "Bedeutet mir viel"
Dieses Gefühl hat sie ihre gesamte Karriere getragen. Keine Sport- aber eine bedeutende Funktionärskarriere, die der DOSB mit dem Gleichstellungspreis würdigt:
"Das bedeutet mir schon viel, weil das Anerkennung ist für Arbeit, die Spaß gemacht hat. Nicht immer, aber meistens, die herausfordernd war, meistens. Die aber auch von Erfolgen gekrönt war, nicht meine persönlichen, aber die Frauen, die Fußball gespielt haben, haben dazu beigetragen, dass manches doch einen Schritt schneller auf den Weg gebracht werden konnte als wenn wir noch nie Europameisterschaften gewonnen hätten, Weltmeisterschaften oder olympisches Gold."
Darum sieht sie es auch als Anerkennung für alle Wegbegleiterinnen und -begleiter. Erreicht hat die inzwischen 70-Jährige Hannelore Ratzeburg viel, sichtbar nicht zuletzt darin, dass das neue DFB Präsidium inzwischen fünf Frauen hat.
Vorkämpferin für Frauenquote in Sportverbänden
Bei der Aussage, dass neben Mut und Engagement auch manchmal ein bisschen Zufall dabei ist, ging sie bei der Preisverleihung sehr entschieden dazwischen: "Das ist kein Zufall, das ist Arbeit! Also Zufall ist das nicht!"
Und es bleibe auch noch Arbeit für ihre Nachfolgerinnen: um eine Frauenquote zu kämpfen, ohne die es nicht gehe. Und vor allem mehr Sichtbarkeit von Frauen im Sport generell zu erreichen. Denn sonst: "denken die Kinder doch, das ist immer etwas, was nur Männer machen."