"Ich liebe Dichtung, weil es darum geht, den Worten und ihrem Klang vollständig Respekt zu erweisen, zu zeigen, wie Worte gestaltet, wie sie aufgebaut sind. Dichtung ist die Musik der Sprache und ich denke, dass die besten Lieder solche sind, die Du auch ohne Musik vortragen kannst. Ein Lied wie ‚Amazing Grace’ ist die perfekte Verbindung von Text und Musik. Es geht dabei um Hingabe. Und die Botschaft des Textes steht ganz im Mittelpunkt, die Melodie ist ja einfach. Das sind die größten Songs, da möchten wir als Liedkomponist hin.
Eigentlich wollen wir doch alle nur Gospelmusik machen. Ich möchte dabei nicht von Gebet sprechen, denn es hat eine religiöse Konnotation und ich rede nicht über Religion, ich rede über Sehnsucht, über das, war der Ursprung aller Kunst ist: Es ist die Sehnsucht nach Verbindung mit etwas Größerem. Aber das ist schwer in Worten auszudrücken, denn Worte können sehr irreführend sein. Es geht um die Verbindung mit etwas, das größer ist, als wir selbst - ganz egal, ob als Dichter, Sänger, Musiker, als Festival oder als Menschen im Allgemeinen."
Der Ire Glen Hansard liebt das Spiel mit den Wörtern. Als Musiker ist er ein Profi, als Songschreiber ein Poet. Seine Karriere begann mit 15 Jahren, als er in den Straßen von Dublin die ersten eigenen Songs sang. Mit langer roter Haarmähne mimte er 1991 einen Soulmusiker: Er spielte den E-Gitarristen in dem Film ‚The Commitments’. 2006 war als Straßenmusiker in dem Film ‚Once’ zu sehen und für den von ihm geschriebenen Filmsong ‚Falling slowly’ gewann er den Oscar.
Seither läuft die Solokarriere des Sängers, Gitarristen und Songschreibers so gut, dass er regelmäßig mit einer großen Band auf Welttournee geht, um seine Songs live zu spielen. Seine typische Mischung aus Rock, Folk, Blues und Gospel kleidet er dann in ein beinahe orchestrales Gewand mit Bläsern, Cello, Geigen, Klavier, Bass, Schlagzeug und Gitarre.
"Wenn man gute Musiker in seinem Team hat, dann kann man den Ball in die Gruppe werfen und es ist dabei gar nicht wichtig, wer den Ball gerade hat. Der größte Feind einer guten Show ist eben jemand, der versucht sie zu kontrollieren. Naja ich bin aber trotzdem der Boss, d.h. ich gebe die Richtung vor und trage die Verantwortung, wenn ein Song nicht funktioniert. Manchmal führe ich meine Band in den Tod und alle werden erschossen, manchmal führe ich sie zum Sieg."
Aufnahme vom 10.7.16 beim Rudolstadtfestival
Dieses Konzert können Sie nach Ausstrahlung sechs Monate online nachhören.