Auch wenn der Ausstoß von Treibhausgasen in nicht allzu ferner Zukunft weltweit auf null gesenkt wird - essen und trinken müssen die Menschen trotzdem. Etwa ein Viertel bis ein Drittel der Emissionen von Kohlendioxid, Methan oder Lachgas kommt aus der Landwirtschaft. Und ohne Gegensteuern würden die noch deutlich größer werden - um die Mitte des Jahrhunderts werden schließlich etwa zehn Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Das World Recources Institute, eine Denkfabrik mit Sitz in Washington, sieht hierin eine große Herausforderung. Doch die Aufgabe, Landwirtschaft und Ernährung klimaverträglich zu machen, sei lösbar, heißt es in einer Studie, die bei der Klimakonferenz in Kattowitz vorgestellt wurde. Gefragt sind dabei nicht zuletzt die Konsumenten. Craig Hanson, Agrarexperte beim World Recources Institute.
"Das heißt nicht, dass wir alle Vegetarier werden müssen. Es gibt aber rund zwei Milliarden Menschen auf der Welt, die viel Rindfleisch essen. Wenn die ihren Konsum bis zum Jahr 2050 um etwa 40 Prozent verringern, dann würde dies den Bedarf an Flächen für die Landwirtschaft und die Emissionen schon deutlich senken."
Weniger Rinderfleisch reduziert das CO2-Aufkommen
Für die Erzeugung von Fleisch werden gewaltige Mengen an pflanzlichen Rohstoffen benötigt - viel mehr als hinterher an Lebensmitteln zur Verfügung steht. Es wäre also effizienter, wenn die Menschen mehr Pflanzen und weniger Fleisch essen würden. Vor allem Rindfleisch macht hier Probleme, denn Rinder und andere Wiederkäuer stoßen bei der Verdauung große Mengen an Methan aus, das den Treibhauseffekt pro Mengeneinheit gerechnet deutlich mehr anfeuert als CO2. Wer sich vegan ernährt, also ohne Lebensmittel tierischer Herkunft, verbessert seine CO2-Bilanz in diesem Bereich um etwa die Hälfte, eine vegetarische Ernährung mit Milch, Käse und Eiern, aber ohne Fleisch kommt auf eine um 25 Prozent bessere Klimabilanz als eine Mischkost mit Fleisch und Fisch.
Landwirtschaft intensivieren
Mindestens genauso wichtig wie die Änderung der Ernährungsweise in reichen Ländern ist für das World Recources Institute eine Intensivierung der Landwirtschaft. Denn die Flächen, die für die Ernährung zur Verfügung stehen, sollten nicht noch weiter ausgedehnt werden. Craig Hanson:
"Die Effizienz zu verbessern und pro Hektar mehr Milch, Fleisch sowie pflanzliche Nahrung zu gewinnen, das ist von grundlegender Bedeutung für die Zukunft. Dabei geht es nicht nur darum, die Trends bei der Verbesserung der Ernten aus den vergangenen 40 Jahren fortzusetzen. Wir müssen sogar noch weiter gehen, um die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei den Emissionen zu schließen."
Effizientere Dünger, weniger Flächen
Eine intensivere Landwirtschaft, das entspricht zumindest zum Teil der Strategie, auf die in Deutschland Organisationen wie der Bauernverband setzen. Doch was heißt das für den Öko-Landbau?
"Wir müssen viele Ansätze verfolgen. Es gibt deshalb durchaus auch einen Platz für ökologische Landwirtschaft, um bestimmte Bedürfnisse zu befriedigen, also etwa weniger Pestizide einzusetzen. Wir sprechen uns ja auch für eine effizientere Nutzung von Düngern aus, sowohl bei natürlichen Düngern als auch bei synthetischen. Denn wir müssen die Emission von Lachgas reduzieren."
Lachgas wird besonders dann frei, wenn mehr Dünger auf ein Feld aufgebracht wird, als die Pflanzen aufnehmen können.
Auch wenn die Landwirtschaft mehr Menschen ernähren muss - nach Ansicht der Wissenschaftler muss sie dies auf weniger großen Flächen tun. Vor allem weniger produktive Landflächen sollten aufgeforstet werden, um Treibhausgase in den Bäumen zu speichern. Derzeit geht der Trend auch hier noch in eine andere Richtung - die Entwaldung vor allem in den Tropen schadet dem Klima massiv.