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Globale Studie zu humanen Einflüssen
Menschen verändern die Welt seit der Steinzeit

Der Mensch verändert die Welt und das nicht erst seit Kurzem. Eine globale Studie von Archäologen zeigt, das Menschen seit der Steinzeit in weiten Teilen der Erde ihre Umwelt und viele ökologische Prozesse veränderten, noch bevor es irgendeine Art Landwirtschaft gab.

Von Lucian Haas |
Steinzeitmensch im Museum "Haus der Natur" in Salzburg, Österreich
Steinzeitmensch im Museum "Haus der Natur" in Salzburg. Auch schon vor Beginn der Landwirtschaft veränderte der Mensch seine Umwelt (imago / Jochen Tack)
Klimawandel, Agrarlandschaften, Waldzerstörung – wir verbinden solche Schlagworte heute in der Regel mit der Gegenwart. Doch nach den Erkenntnissen eines globalen Forschungsprojektes namens Archaeo-Globe, übt der Mensch schon seit vielen tausend Jahren einen stark prägenden Einfluss auf das Bild der Erde aus.
"Archäologen erzählen den Umweltwissenschaftlern schon seit geraumer Zeit, dass die Geschichte der menschengemachten Veränderungen unseres Planeten viel früher beginnt, als es die Daten der Geoforscher zeigen. Wir haben jetzt den ersten detaillierten globalen Datensatz geschaffen, basierend auf dem Wissen von Geländeexperten: den Archäologen."
Flickenteppich regionaler Erkenntnisse
Erle Ellis ist der Leiter des Archaeo-Globe-Projektes an der University of Maryland. Mehr als 250 Archäologen aus aller Welt konnte er dafür gewinnen, ihr Wissen über die lokale Siedlungsgeschichte des Menschen in eine große Datenbank einfließen zu lassen. Aus dem Flickenteppich regionaler Erkenntnisse ergeben sich auf globaler Ebene neue Einsichten. Unter anderem die, dass sogar schon die Jäger und Sammler vor 3.000 bis 10.000 Jahren überall auf der Welt die Umwelt stark veränderten.
"Manche Jäger-und-Sammler Kulturen haben die Landschaft mit Feuer gemanagt. So haben sie schon offene Landschaften geschaffen, bevor es irgendeine Art von Landwirtschaft gab. Und das Feuer änderte natürlich alles: Der in den Bäumen gebundene Kohlenstoff gelangte in die Atmosphäre, es kam zu Bodenerosion, der Lebensraum der lokalen Tier- und Pflanzenarten veränderte sich."
Ein Thema, das viele miteinander verbindet
Das Archaeo-Globe-Projekt betrachtet die Welt, aufgeteilt in 146 Regionen. Erste Formen der Landwirtschaft waren schon vor 6.000 Jahren in 42 Prozent der Regionen präsent, und sie wurde mit der Zeit immer intensiver betrieben. Im Vergleich zu anderen Modellen zur Landnutzungsgeschichte, mit denen Umweltforscher bisher arbeiten, verzeichnet Archaeo-Globe prägende Auswirkungen auf die Umwelt schon über 1.000 Jahre früher.
"Das ist mit einem Verlust von Habitaten und von Wäldern in vielen Regionen der Erde verbunden. Das ist schon eine sehr umfassende Veränderung."
Die größte Überraschung des Archaeo-Globe-Projektes liegt für Erle Ellis aber weniger im Ergebnis, als in dem Weg dorthin. Bisher gab es in der Archäologie kaum Fragestellungen, die eine weltweite Zusammenarbeit der Forschenden erfordern würden. Doch jetzt gibt es ein Thema, das viele miteinander verbindet.
Archäologie im Wandel
"Diese Gruppe von Archäologen, die sich dafür interessiert, wie der Mensch den Planeten verändert hat, sie wächst. Ich denke, die Archäologie erlebt hier einen Wandel. Sie ist auf dem Weg zu einer Wissenschaft, die mehr Einfluss darauf haben wird, wie wir unseren Planeten verstehen."