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Globaler Klima-Risiko-Index 2017
Nicht nur Entwicklungsländer betroffen

Entwicklungsländer sind vom Klimawandel immer wieder besonders betroffen. Sie können kaum gegen Wetterextreme gegensteuern und sind von der Landwirtschaft abhängig. Das zeigt auch der aktuelle Globale Klima-Risiko-Index. Doch die Autoren des Index warnen: Auch Industrieländer müssen sich ihrer Verwundbarkeit bewusst werden.

Von Georg Ehring |
    Die aufgehende Sonne taucht am 27.10.2014 den Himmel hinter dem Kohlekraftwerk Mehrum in Hohenhameln im Landkreis Peine (Niedersachsen) in warmes Licht.
    Das Kohlekraftwerk Mehrum in Hohenhameln/Niedersachsen. (picture-alliance / dpa / Julian Stratenschulte)
    Tropenstürme extreme Regenfälle und in der Folge etwa Erdrutsche, die ganze Ortschaften unter sich begraben - Wetterkatastrophen haben in den vergangenen zehn Jahren mehr als eine halbe Million Menschen das Leben gekostet. Die umwelt- und entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation Germanwatch kommt in ihrem Klima-Risikoindex auf mehr als 528.000 Todesfälle, dazu kommen wirtschaftliche Schäden in Höhe von mehr als drei Billionen US-Dollar. Der Index basiert auf Daten des Rückversicherers Munich Re, der Versicherungen gegen große Wetterrisiken absichert. 2015 waren afrikanische Länder besonders betroffen, an erster Stelle Mosambik. Sönke Kreft, einer der Autoren des Index:
    "Das waren vor allen Dingen verstärkte monsunbedingte Regenfälle in Ostafrika, die auch eine Reihe dieser Länder betroffen haben, Anfang letzten Jahres. Es war aber auch die Hitzewelle in Indien, die besonders viele Todesfälle hervorgerufen hat sowie die Hitzewelle in Frankreich. Und es waren auch Tropenstürme, die Tropenstürme 'Pam' in Vanuatu und Tropensturm Erica in Domenica."
    Entwicklungsländer immer oben auf der Liste
    Nach Ansicht vieler Wissenschaftler ist wahrscheinlich, dass Starkregen und extreme Wirbelstürme mit dem Klimawandel häufiger werden, auch der Weltklimarat IPCC vermutet einen solchen Zusammenhang. Im vergangenen Jahr hatte das Klimaphänomen "El Nino" weltweit für extreme Wetterverhältnisse gesorgt, eine ungewöhnliche Erwärmung einiger Regionen im Pazifik mit Auswirkungen rund um den Globus.
    Germanwatch sieht immer wieder arme Entwicklungsländer ganz oben in der Liste der betroffenen Staaten - sie sind meist besonders abhängig von der Landwirtschaft und haben kaum Mittel, um gegenzusteuern.
    "Wenn man sich den Langfristindex anschaut, dann sieht man, dass neun von zehn Ländern besonders arme oder arme Entwicklungsländer sind und das zeigt, dass Entwicklungsländer gerade von Klimarisiken besonders betroffen sind."
    Allerdings sind auch Industrieländer nicht verschont. Deutschland steht in der Liste auf Platz 23 und ist damit langfristig die Nummer drei unter den betroffenen Industrienationen - eine Folge von Hitzewellen mit vielen Toten. Sönke Kreft:
    "Es ist einfach wichtig zu sehen, dass Klimawandel-Auswirkungen nicht nur Entwicklungsländer betreffen, sondern auch Industrieländer und dass das auch in die entsprechenden Debatten, die geführt werden, wenn zum Beispiel auch in Deutschland über Klimaschutz diskutiert wird, auch die eigene Verwundbarkeit entsprechend reflektiert wird."
    Versicherungen gegen Auswirkungen der Wetterextreme
    Es ist kein Zufall, dass der Index bei der Klimakonferenz präsentiert wird. Die Anpassung an den Klimawandel ist dort ein wichtiges Thema und in Marrakesch geht es auch um Versicherungen gegen seine Folgen. Auch für bitterarme Bauern auf dem Land soll es solche Versicherungen geben. Sönke Kreft nennt ein Beispiel:
    "Dieses Jahr sind afrikanische Länder sehr hoch vertreten. In Afrika gibt es erste Ansätze dafür, es gibt eine Dürreversicherung und es gibt auch Instrumente, um Überflutungen abzusichern. Und solche Instrumente, sie heißen 'African risk capacity', werden in Zukunft wichtiger werden und wir wollen auch, dass diese durch Industrienationen unterstützt werden."
    Das Pariser Klima-Abkommen sieht auch Hilfen der Industriestaaten für Entwicklungsländer vor, auch zur Anpassung an Folgen des Klimawandels. Die Einzelheiten sind Thema auch auf dem Gipfel in Marrakesch.