Da sitzt er also. Der UN-Generalsekretär. Der Chef der Weltregierung. Antonio Guterres. Lange hat er geschwiegen. Flüchtlingskrisen. Transitzentren. Immer wieder Tote im Mittelmeer. Europa diskutiert Grenzen neu. Grenzt sich ab. Jetzt aber spricht dieser Antonio Guterres.
Verantwortung, Respekt und 60.000 tote Migranten
Man sehe wie sich viele Grenzen schlössen, die Solidarität mit Menschen in Not schwinde. Das Wort Europa kommt dem vorsichtigen UN-Chefdiplomaten nicht über die Lippen. Das Wort amerikanische Einwanderungspolitik vermeidet er. Aber dieser Antonio Guterres, der einst selbst UN-Flüchtlingskommissar war, wendet sich an den deutschen Innenminister Seehofer wie an US-Präsident Trump gleichermaßen:
"Länder haben das Recht und sogar die Verantwortung für ihre eigene Einwanderungspolitik und den Schutz der Grenzen. Aber sie müssen dabei die Menschenrechte respektieren."
"Länder haben das Recht und sogar die Verantwortung für ihre eigene Einwanderungspolitik und den Schutz der Grenzen. Aber sie müssen dabei die Menschenrechte respektieren."
60.000 Migranten seien seit dem Jahr 2000 auf ihrer Reise oder Flucht ums Leben gekommen, sagt Guterres nüchtern.
Das globale Missverständnis
Oft würden Migranten und Flüchtlinge dämonisiert und angegriffen. Und Guterres spricht von einem globalen Missverständnis beim Thema Migration. Sie sei Chance - nicht Risiko. Einwanderer, ein bemerkenswerter Motor für Wachstum, sagt er.
250 Millionen Migranten gebe es weltweit. Drei Prozent der Weltbevölkerung, die zehn Prozent des Bruttosozialprodukts der Welt erwirtschafteten. Die Botschaft: Wir brauchen Einwanderer. Und dann erzählt dieser Guterres von sich, seiner Mama, wie er sagt. 95 Jahre alt. In Portugal. Sie lebe allein, werde gepflegt - rund um die Uhr. Wer pflegt sie? Einwanderer.
"Ich habe nie einen Portugiesen gesehen, der sich um meine Mama kümmerte", sagt der UN-Generalsekretär. Mehr Bekenntnis für Einwanderung und menschenrechtsbasierte Flüchtlingspolitik geht offenbar nicht in diesem Job. Die wilden Ideen mancher, Einwanderungszentren in Afrika beispielsweise einzurichten. "Wilde Ideen" sagt Guterres nicht, aber er sagt, das sei keine Lösung.
Botschaft für die "Grenzbaumeister dieser Tage"
An diesem Freitag wird die UN-Generalversammlung den Text für einen globalen Migrationspakt verabschieden. Im Dezember soll er in Marokko von den Staats- und Regierungschefs unterzeichnet werden. Dass die USA nicht dabei seien, Guterres winkt ab, sagt, die USA selbst seien geworden was sie sind, weil sie ein Einwanderungsland waren. Seine Botschaft an die neuen Grenzbaumeister dieser Tage. Der Menschhandel sei kriminell - Migration sei es nicht.