Man mag den unberechenbaren Regierungsstil von Donald Trump schelten. Aber schon seit seinen ersten Amtswochen, als infolge eines Artikels der New York Times unter #bathrobegate über den Frottee-Bademantel des Präsidenten diskutiert wurde, gibt es zur Freude der Medien auch eine absolut verlässliche Konstante: Es sind die Leaks im Weißen Haus.
Dabei lassen sich zwei Sorten von undichten Stellen unterscheiden. Das gähnend große Hauptloch ist bekanntlich der Präsident selbst, der per Tweet-Gewitter aller Welt kundtut: Hier im Weißen Haus waltet ein politisch spärlich informierter Sprücheklopfer, der Affektkontrolle eher peinlich findet, nicht aber wirre und irre Ausbrüche.
Kein Satiriker hat den US-Präsidenten je so entlarvt, wie es Trump durch seinen eigenen Tweet während des Atomstreits mit dem nordkoreanischen Tunichtgut Kim Jong Un getan hat:
"Wird jemand [...] ihn bitte darüber informieren", twitterte Trump unvergessenerweise, "dass auch ich einen Atomwaffenknopf habe. Aber er ist viel größer und mächtiger als seiner [...]!"
Die Jagd auf anonyme Informanten
Die Geburt des Atomkriegs aus dem Geist eines Bubenstreits - dass ein solcher Fall denkbar ist, hat der Twitter-Präsident höchst persönlich durchsickern lassen.
Als narzisstisches Hauptloch schätzt er allerdings keine Nebenlöcher, die zur zweiten Loch-Sorte im Weißen Haus zählen. Und das schafft mittlerweile Probleme. Denn Trump ist zwar längeren Texten nicht gewachsen, aber er kann ausdauernd fernsehen - und tut es tagtäglich viele Stunden lang, wie durch eben jene Nebenlöcher bekannt wurde.
Beim Glotzen indessen bemerkt der Präsident unausweichlich: Die Medien sind zwar superscharf auf alle Leaks im Weißen Haus, halten sie zugleich aber für eine Schwäche der Regierung. Doch Trump hasst es, öffentlich schwach dazustehen. Deshalb hat er nun erbost getwittert: "Anonyme Informanten sind Verräter und Feiglinge, und wir werden herausfinden, wer sie sind."
Wenn man bedenkt, dass das Weiße Haus so ziemlich komplett durchlöchert ist, kann das eigentlich nur heißen: Undichte Stellen sollen nach undichten Stellen suchen. Schön fürs Publikum: Es wird gewiss durchsickern, wie gut der präsidiale Schildbürgerstreich funktioniert.
Noch ist unklar, ob Trumps Wut von einer durchgestochenen Bemerkung seiner Mitarbeiterin Kelly Sadler entfesselt wurde. Im Hinblick darauf, dass sich der krebskranke Senator John McCain gegen die Bestallung einer bestimmten CIA-Direktorin wehrt, soll Sadler gesagt haben: "Das ist egal. Er stirbt sowieso."
Trumps ehemalige Golf-Partnerin: "Er betrügt wie verrückt"
Wie es scheint, ahnt Trump, dass Sadlers Spruch seine Administration nicht wirklich schmückt. Dabei hätten doch Sie, Mr. President, jederzeit ganz ähnlich wie Sadler herumlabern oder twittern können! Immerhin haben Sie McCain öffentlich abgesprochen, ein Kriegsheld zu sein, da er einst in Vietnam in Gefangenschaft geraten ist - obwohl Sie wussten, dass McCain schwer gefoltert wurde.
Und haben Sie - von wegen Sensibilität - nicht auch herausposaunt: "Ich könnte auf der 5th Avenue stehen und jemanden erschießen und würde keine Wähler verlieren"?
Fragen wir also nicht weiter nach Anstand im Weißen Haus! Über den Golfer Donald Trump sagte die norwegische Profi-Golferin Suzann Pettersen, die jahrelang mit dem heutigen Präsidenten gespielt hat: "Er betrügt wie verrückt." Trump soll den entscheidenden Schlag ins Loch gern auslassen und den Ball einfach vom Grün aufheben - unter dem Hinweis, er sei doch sowieso der beste Putter der Welt.
Übertragen auf die Leaks im Weißen Haus heißt das: Ob sie nun bald mal gestopft sind oder nicht, darüber entscheidet allein der Präsident - ganz egal, ob's weiter sickert oder nicht. Warten wir auf Trumps entsprechenden Tweet.