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Glosse
Immer diese Fake News

Donald Trump war geschockt, als er im Internet nach sich selbst gesucht hat. Er musste feststellen, dass die meisten Beiträge ihn eher kritisch sehen. Die Schlussfolgerung des US-Präsidenten: Mit diesem Google stimmt etwas nicht. Hier muss dringend gehandelt werden, findet unsere Autorin Doris Anselm.

Von Doris Anselm |
    Offizielle Twitter Seite von Donald J. Trump, @realDonaldTrump, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika
    Donald Trump twittert nicht nur, sondern googelt sich auch manchmal selbst (imago/imagebroker)
    Sich selbst zu googeln ist ja ungefähr so, als ob man sich in der Schule auf dem Klo versteckt. Man wartet still und heimlich in einer Kabine, bis ein paar Klassenkameraden hereinkommen. Und dann hofft man, dass sie über einen reden und man endlich erfährt, was die Welt wirklich von einem hält.
    Google macht das Ganze nur ein bisschen effizienter. Wobei die nüchterne Erfahrung für die meisten Leute bleibt: Über mich redet mal wieder kein Schwein.
    Ein US-Präsident auf dem Klo
    Bei Donald Trump verhält sich das natürlich anders. Der ist wie das Wetter, irgendjemand redet immer über ihn. Und bestimmt hat er Leute, die ihm täglich eine Zusammenfassung dieses Geredes basteln, vulgo: Pressespiegel. Da mutet es schon etwas wunderlich an, dass sich der US-Präsident auf dem Klo versteckt. Also: Selbst googelt.
    Es gibt nur eine Erklärung dafür. Hier ist ein großer Staatsmann zum Opfer der eigenen Beliebtheit geworden. Nachdem Trump ein paar überkritische Mitarbeiter aus seinem näheren Umfeld leider entfernen musste, sind die verbliebenen anderthalb einfach zu loyal.
    Schonkost von den eigenen Mitarbeitern
    Immer wenn der Präsident jetzt im Medienbüro des Weißen Hauses durchklingelt, um sich zu informieren, hört er freundliche Behauptungen wie diese hier: "No no, Mr. President, heute war nichts über Sie, m-hm, ein ganz ruhiger Tag. - Ja, genau wie letzte Woche. - New York Times? Welche New York Times, die gibt’s doch schon seit Jahren nicht mehr. Ach, warten Sie, hier ist doch noch eine größere Sache. Fox News. Ein … Styling-Tutorial darüber, wie Sie immer so schön Schwung in Ihre Haare kriegen. – Ja, finden wir auch. – Ebenso. Alright, byebye!"
    So läuft das jetzt. Aber ein Donald Trump ist einer derartig geföhnten, äh geschönten Schonkost natürlich bald auf die Schliche gekommen. Kraft seines "stabilen Genies". Doch was tun? Die letzten anderthalb Mitarbeiter auch noch feuern? Nein, das geht nicht.
    Die ganze Google-Welt voller Fake News
    Und so kam es, dass der mächtigste Mann der Welt sich selbst googelt. Man kann für den Weltfrieden bloß hoffen, dass er nicht auch noch versucht, hinter seinem Namen andere Suchbegriffe als "News" einzugeben. Wenn ich das nämlich mache, also "Trump" und dann einen beliebigen Buchstaben tippe, schlägt Google mir am allerliebsten vor: "geisteskrank", "dement" oder gleich "Amtsenthebung". Allerdings auch: "Luftballon". Und, wirklich seltsam: "Elefant". wie auch immer, man merkt es ja gleich: Alles nur Fake News bei Google.
    Oder aber: Google ist kaputt.
    Das hat im Prinzip auch gerade eine wissenschaftliche Studie ergeben. Forscher von "Algorithm Watch" haben herausgefunden, dass die viel beschworene Filterblase bei Google überhaupt nicht richtig funktioniert!
    Ganz nah dran an der Apokalypse
    Eigentlich sollte ein konservativer, mauerfreundlicher, pussygrabbender Internetnutzer wie Donald Trump durch sein Surf- und Suchverhalten einen digitalen Rattenschwanz an Cookies und Co. hinter sich herziehen, der sicherstellt, dass er zum Thema "Donald Trump" fast nur die positiven Suchergebnisse gezeigt bekommt! Und nicht die bösen. Wenn aber das geschieht, dann kann es nur bedeuten: Die Apokalypse ist da. Der Google-Algorithmus hat sich verheddert und verknotet.
    Und wenn ein weitblickender Staatsmann wie Donald Trump jetzt der Erste ist, der das erkennt und etwas daran ändern will, dann ist es unsere verdammte Pflicht, uns nicht im Schulklo zu verstecken und zu fragen, was steht denn nun bei Google über mich, sondern dieses Klo abzureißen, zuzuschütten, das wird great, das wird beautiful, und die Mexikaner werden das bezahlen, glauben Sie mir.