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Glücksspielsucht
Wenn alles auf dem Spiel steht

Es begann mit Pfennig-Beträgen und endete im finanziellen Ruin: Der Kölner Robert Godfurnon wurde in den 80er-Jahren glücksspielsüchtig. Die Liebe zu seiner Frau brachte ihn schließlich dazu, die Notbremse zu ziehen. 2015 gründete er eine Selbsthilfegruppe in Köln. Ein Protokoll.

Aufgezeichnet von Lennart Pyritz |
    Blick in eine Spielhalle.
    Typisch Kölner - seit dem 11.11.2011 ist Robert Godfurnon "sauber" und geht nicht mehr in die Spielhalle (dpa / Federico Gambarini)
    Es hat angefangen mit Automatenspiel und hat geendet mit Poker, Live-Poker. Damals vor unserer Wohnung war ein Spielgeschäft, und da habe ich geflippert. Und irgendwann hatte ich dann mal so ein paar Pfennige über und habe dann 30, 40 Pfennige in einen Automat geschmissen. Und der Automat hat mir direkt eine große Serie geschenkt, und ich hab aus dem wenigen Geld 70 Mark Gewinn gemacht.
    Ja, und beim dritten Mal hab ich den Flipper gar nicht mehr beachtet, bin direkt an den Automaten gegangen und habe dann aber verloren. Und das hat mich geärgert. Ich wollte mein Geld wieder haben. Ich wollte es wieder gewinnen und habe dann noch mal Geld nachgeschmissen, was dann auch wegging.
    Neun Stunden pro Tag in der Spielhalle
    Und ich hab's nie geschafft, mein Geld wieder zu gewinnen. Nein, ich hab's geschafft, mein Geld zu verspielen.
    Mein Alltag sah am Anfang aus: Ich ging ab und zu mal in die Spielhalle, einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden. Später waren es dann jeden Tag acht, sieben, neun Stunden.
    Geld musste ich mir dann langsam zusammen leihen, bei Freunden, Bekannten; manchmal auch bei den Pokerspielern selbst Geld geliehen. Die wollten natürlich mehr zurück haben, als ich bei Ihnen geliehen habe.
    Sechs Wochen in stationärer Therapie
    Und als dann mein ganzes Geld erschöpft war, und dann die Vorwürfe meiner Frau: Es soll doch nun mal endlich aufhören mit der Seuche. Dann meine Antwort: Ich bin doch nicht süchtig, ich kann doch aufhören, wenn ich will, ich muss da nicht hin. Aber – es klappte nie. Ich musste immer wieder hin.
    Irgendwann war ich dann so tief unten, dass ich mir Hilfe gesucht habe, und dann später in eine stationäre Therapie ging für sechs Wochen.
    Nach der stationären Therapie bin ich von 2008 bis 2015, hatte ich noch fünf bis sechs Rückfälle. Und wie es sich für einen Kölner gehört: Am 11.11.2011 wollte ich dann wieder mal spielen gehen. Und an diesem Tag hat mich irgendwas davon abgehalten, und seitdem bin ich sauber.
    Ich hab in meinem geistigen Auge meine Frau gesehen, wie die zu Hause sitzt und wieder auf mich wartet, wieder nicht weiß, wie sie Geld fürs Essen zusammen kriegen kann. Und ich hab sie gesehen, wie sie dann vorm Fernseher weint, und ich hab gesehen, dass sie nicht einschlafen kann. Und das hat das bewirkt, dass ich wieder nach Hause gegangen bin.