Soll der Unkrautvernichter Glyphosat auch in den kommenden Jahren in Europa eingesetzt werden dürfen oder nicht? Genau darüber berät ein Ausschuss in Brüssel, in dem Vertreter aller EU-Länder sitzen. Ob sie bereits heute eine Entscheidung treffen werden, ist offen. Spätestens Mitte Dezember muss die Abstimmung stattfinden, denn zum Jahresende läuft die derzeitige Zulassung für den Unkrautvernichter in Europa aus. Für eine Verlängerung von Glyphosat bräuchte es eine qualifizierte Mehrheit. Also mindestens 16 Mitgliedsstaaten, die 65 Prozent aller EU-Bürger repräsentieren.
Von zehn auf fünf bis sieben Jahre
Frankreich hat sich bislang klar gegen Glyphosat ausgesprochen. Der französische Umweltminister Nicolas Hulot zeigte sich Anfang der Woche aber offen für einen kürzeren Zeitraum von maximal fünf Jahren. Die EU-Kommission ist gestern überraschend zurückgerudert. Sie will die Zulassung für Glyphosat nun nicht mehr wie ursprünglich um zehn, sondern zunächst einmal nur um fünf bis sieben Jahre verlängern, sagte der Chefsprecher von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Damit ist die EU-Kommission Forderungen des Europaparlaments entgegen gekommen. Noch wichtiger aber ist: Mit dem Kompromissvorschlag will die Brüsseler Behörde offenbar EU-Länder, wie zum Beispiel Frankreich, zur Zustimmung motivieren. Denn die EU-Kommission ist dafür, dass Glyphosat auch weiterhin in Europa verwendet werden darf. Ziel sei die "größtmögliche" Unterstützung seitens der Mitgliedstaaten, sagte der Kommissionssprecher.
Massive Kritik von Umweltschützern
Deutschland wird sich bei der Abstimmung wohl erneut enthalten, denn die Noch-Bundesregierung hat keine gemeinsame Haltung. Die Union ist für die Verlängerung, die SPD ist dagegen.
Glyphosat ist eines der am weitesten verbreiteten Unkrautvernichtungsmittel in Europa. Die Chemikalie steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Eindeutige wissenschaftliche Beweise gibt es dafür allerdings nicht. Umweltschützer sind der Meinung, dass Glyphosat nicht auf die Felder gehört, denn neben einer möglichen Krebsgefahr, zerstört es auch die Artenvielfalt, zum Beispiel Vögel und Insekten.
Glyphosat ist Kernbestandteil des Pflanzensprühmittels Roundup, die der US-Konzern Monsanto herstellt, der für 66 Milliarden Euro an den deutschen Konzern Bayer verkauft werden soll. Die europäischen Wettbewerbshüter prüfen gerade die Pläne für die Übernahme. Eine Entscheidung wird Anfang nächsten Jahres erwartet.