Der Drogenhandel im Görlitzer Park in Berlin Kreuzberg floriert weiterhin prächtig. An den Parkeingängen und den Querwegen stehen junge Männer vorwiegend aus Nord- und Westafrika und bieten teilweise aggressiv Passanten und Touristen Cannabis an. Vor anderthalb Jahren hatte Berlins Innensenator den Görlitzer Park zur Null-Toleranzzone erklärt. Darüber kann die Polizei nur müde lächeln, denn viel erreicht wurde nicht, sagt Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei:
"Also, die Kollegen rennen in der Tat gegen Windmühlenflügel an. Wir sind an einige Hintermänner gekommen, haben auch mal etwas größere Depots sicherstellen können, haben dann auch einige Tatverdächtige eingesammelt. Aber Fakt ist auch, wir müssen uns nach eineinhalb Jahren angucken, wie die Situation im Park ist und wir haben immer noch die gleiche Nachfrage nach Drogen dort und wir haben auch immer noch die gleiche Anzahl an Drogendealern."
Die häufig genauso schnell wieder da sind, wie die Polizei sie einsammeln kann. Man kann ihnen wenig nachweisen, weil sie den Stoff in Depots in den Büschen lagern und kaum etwas bei sich haben. Nun soll ein ganzes Maßnahmenpaket dazu beitragen, dass der Park auch wieder für Anwohner, Spaziergänger, Familien und Kinder attraktiv wird. In Zukunft wird es einen Parkmanager geben. Mitte November tritt er seinen Job an:
"Also ich heiße Cengez Demirci mit Nachnamen, das ist einfach der Schmied. Ja, das ist hier ein heißes Eisen und ich werde es sozusagen schmieden. Aber nicht alleine, das ist das Erste, was man machen muss, die Menschen einbeziehen."
Ein Parkrat soll das Zusammenleben regeln
Als Erstes will er aus Vertreten von Anwohnern, Vereinen, Initiativen und wenn möglich auch der Afrikaner einen Parkrat gründen und festlegen, wie das Zusammenleben im Park aussehen könnte.
Lorenz Rollhäuser ist Anwohner und hat zusammen mit anderen in einer Anwohnerinitiative schon Vorschläge erarbeitet. Wichtigster Punkt: Jeder soll, das Recht haben, diesen Park zu betreten, auch die Dealer:
"Ich meine, es würde doch hier niemanden stören, wenn hier an ein paar Stellen im Park gedealt würde und es nicht einherginge mit gewissen Formen von Belästigung vieler Leute, ansprechen von möglichen Kundschaften, hinterherlaufen, ansprechen von Frauen, die da auch zufällig vorbeikommen und so weiter. Und dann wäre das doch alles halb so wild, das würden wir als Kreuzberger doch ganz gut aushalten."
Das sehen allerdings viele ganz anders. Der neue Parkmanager will dazu noch nicht ganz klar äußern. Aber ab kommendem Jahr sollen sogenannte Parkläufer im Görli unterwegs sein, um für Ordnung zu sorgen. Als Wachschutz sei das aber keinesfalls zu verstehen:
"Das Ziel ist einfach, Problemfelder, die mit Menschen verursacht werden, zu begreifen, hinzugehen, zu sagen, hey, verursacht keinen Müll hier, nimm deinen Kot mit. Wenn du Probleme hast, können wir gerne dir helfen, hast du Wohnungsnot, bist du im sozialen Geldstatus, also, wo können wir dir helfen. Es wird auch mit Drogenverkäufern geredet, es wird auch mit Menschen geredet, die hier Partys machen und laut werden, es wird mit allen geredet, die eventuell Probleme machen oder Probleme machen können. Und wir suchen immer Lösungen, die außerhalb des Parks schon da sind, um ihnen das sozusagen zu präsentieren."
Justiz und Polizei sollen an einem Strang ziehen
Ob man damit die Dealer aus dem Park verdrängt, bezweifelt die Polizei. Den Vorschlag, sie einfach im Park zu lassen, empfinden seine Kollegen als Schlag ins Gesicht, so Benjamin Jendro. Im Juli ist eine Kollegin von einem Dealer zusammengeschlagen und schwer verletzt worden. Erst ein Drogendealer ist zu einer Strafe verurteilt worden, die länger als neun Monate war und nicht zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zu bekämpfen sei der Drogenhandel nur mit deutlich mehr Personal und wenn auch die Justiz mit der Polizei an einem Strang zieht:
"Es ist auch ein kriminalitätsbelasteter Ort wegen anderen Delikten wie Körperverletzung, wie Raub. Vor allem, weil ja auch die Dealer untereinander angefangen haben, teilweise mit Messern aufeinander loszugehen und schwere Körperverletzung zu begehen. Fakt ist, dass wir diesen Handel sicherlich eindämmen könnten, wenn wir da mehr Präsenz zeigen und wenn wir dann eben auch ein ordentliches Strafmaß für diese Drogendealer haben. Das heißt, wir brauchen sowohl ein gesellschaftliches Umdenken, aber wir brauchen auf keinen Fall eine Legalisierung von Cannabis."
Und solange die Nachfrage da ist, wird weiter gedealt werden, so Jendro. Der Görlitzer Park steht inzwischen in jedem Reiseführer als Drogenhotspot. Touristen, die Drogen kaufen wollen, kommen in den Görli. Vielleicht werden auch die in Zukunft von den Parkläufern mal angesprochen.