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St. Pauli-Präsident zu DFL-Führungswechsel
"Unsere Fußballkultur ist unbarmherzig"

Der vorzeitige Abgang von Donata Hopfen als DFL-Chefin sei ein Zeichen dafür, dass die Liga-Spitze mehr Unterstützung von den Klubs brauche, sagt Oke Göttlich, Präsident des FC St. Pauli, im Dlf. Die DFL-Führung müsse sich diverser aufstellen.

Oke Göttlich im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Oke Göttlich, Präsident des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli
St. Pauli Präsident Göttlich: "Eine klare Strategie für alle 36 Profiklubs" (picture alliance / firo Sportphoto)
Nach dem unerwartet frühen Scheitern der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Katar gab es an den Schaltstellen im deutschen Fußball gleich mehrere Führungswechsel. Neben dem Rückzug von DFB Sportdirektor Oliver Bierhoff gab die Deutsche Fußball-Liga (DFL) auch die Trennung von Geschäftsführerin Donata Hopfen bekannt.
Hopfen war noch nicht einmal zwölf Monate im Amt. Nach ihrem Abgang sprach sie neben "unterschiedlichen Ansichten über die zukünftige Ausrichtung der Liga" auch vom "mangelnden Rückhalt" aus den Reihen der 36 Profiklubs, die unter dem Dach der DFL versammelt sind.
Für Oke Göttlich, Präsident beim FC St. Pauli, ist Hopfens Scheitern sowie der Umgang mit der Fußballmanagerin ein Beleg für "eine nach wie vor unbarmherzige Fußballkultur", sagte Göttlich im Deutschlandfunk: "Ich würde mir insgesamt einen besseren Umgang miteinander wünschen".

Hopfen-Rücktritt: "Beidseitiges, inhaltliches Fremdeln"

Ausschlaggebend für die Trennung zwischen Hopfen und der DFL sei am Ende aber ein "beidseitiges, inhaltliches Fremdeln auf verschiedenen Ebenen" gewesen. Dies habe man nach einigen Monaten festgestellt, und sich dann auch gemeinschaftlich entschieden, wieder auseinanderzugehen.
Hopfens Wunsch nach mehr Unterstützung sei auch ein Zeichen an die einzelnen Klubs gewesen, so Göttlich, sich künftig stärker in die Führungspositionen einzubringen und gemeinschaftlich eine Strategie aufzubauen.

Göttlich: "Inhaltliche Strategie für alle 36 Profiklubs"

Göttlich begrüßte die Benennung von Oliver Leki vom SC Freiburg und Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt als neue kommissarische Geschäftsführer. Diese zeigten in ihren Vereinen, die in den letzten Jahren organisch gewachsen seien, "Fußballtradition auf der einen Seite, aber auch ein sehr ambitionierter Verein, der in den oder anderen Finanzierungsmodellen zumindest kreativ denkt." Das seien die heterogenen Mischungen, "die man in der DFL drin haben sollte". Die DFL brauche aber nicht nur eine personell erweiterte Geschäftsführung, sondern insgesamt auch eine diversere Struktur an der Spitze. Der deutsche Profifußball stehe vor mannigfaltigen, großen Herausforderungen: "Es sind sportpolitische Themen wie 50+1 zu regeln. Es sind strategische Themen zu regeln, wie die Frage nach Investoren innerhalb der DFL. Und natürlich auch die Integrität des Wettbewerbs."
Hierzu brauche es auch inhaltlich "eine klare Strategie" so Göttlich, dies müssten alle 36 Klubs und Vereine vereinbaren und sagen können, wo künftig der Weg für die Liga hingehen solle. Die DFL-Führungsspitze sei dabei vor allem in der Moderation gefragt. Es sei die zentrale Herausforderung, aber auch das Wichtigste, zum Beispiel die Position des FC Sankt Pauli mit der von Borussia Dortmund in allen Punkten überein zu bekommen."