Fusion von PGA und LIV
Wie Saudi-Arabien sich in den Golf-Sport eingekauft hat

Monatelang hat sich die PGA-Tour gegen die saudische Konkurrenz-Serie LIV gewehrt. Die Fusion der beiden Organisationen überrascht Spieler wie Rory Mcllroy. Er habe sich wie ein "Opferlamm" gefühlt - jetzt will er das Beste aus der Situation machen.

von Jürgen Kalwa | 10.06.2023
Der US-Golfer Bryson DeChambeau schlägt bei der LIV Golf-Turnier in Tucson ab.
Er fühlt sich als Gewinner der Fusion: US-Golfer Bryson DeChambeau ist frühzeitig zur LIV-Golf-Serie gewechselt. (IMAGO / Zachary BonDurant)
Den Namen Rory McIlroy kennen Golfkenner seit vielen Jahren. Als kleiner Junge tritt er bereits im Fernsehen auf und beeindruckt mit zirkusartigen Schlägen.
Mit 22 gewinnt er sein erstes großes Turnier: die US Open. Ein Jahr danach erreicht er zum ersten Mal Platz eins der Weltrangliste. Die wirtschaftliche Bilanz: 125 Millionen Dollar an Preisgeldern. Dazu Einnahmen aus Werbeverträgen in ähnlichen Dimensionen.

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Mcllroy kritisierte die LIV-Golf-Serie

Seine Stimme zählt im Profi-Golf. Seine Kollegen schickten ihn in den Vorstand der PGA Tour, jener Organisation, die in Nordamerika die Mehrheit der Turniere von Belang ausrichtet.
Der Nordire, inzwischen 34, gilt als Idealist und ist bekannt für offene Worte. Wie die vor einem Jahr, als der staatliche saudische Investmentfonds begann, mit enormen Garantiesummen Spieler abzuwerben, um eine Konkurrenzserie namens LIV Golf aufzubauen.
Mcllroy kritisiert damals das spalterische Saudi-Projekt und sagt: Wenn es über Nacht wieder verschwinden würde, wäre er, so wörtlich, “super happy”.

Aus Streithähnen werden Business-Partner

Es verschwand nicht. Im Gegenteil. Die Serie ist vor ein paar Wochen in ihre zweite Saison gestartet und dürfte bereits mehr als eine Milliarde Dollar verschlungen haben. Die Einnahme sind mager - ohne Geld durch TV-Lizenzen und namhafte Werbepartner. Weshalb auch niemand damit gerechnet hat, was Anfang der Woche geschieht.
Da stellen Yasir Al-Rumayyan, der Gouverneur des Staatsfonds und Chef von LIV Golf, und Jay Monahan, der Commissioner der PGA Tour, alle Aktiven und eine verblüffte Fangemeinde vor vollendete Tatsachen. Die Streithähne, die sich gegenseitig mit teuren Zivilklagen eingedeckt hatten, werden Frieden schließen und fusionieren.
Monahan verteidigt seinen 180 Grad Kurswechsel, der in den USA bis hinauf in den Kongress kritisiert wird: "In den letzten Jahren hat es viele Spannungen gegeben. Aber heute geht es darum, zusammenzukommen, um den Golfsport unter einem Dach zu vereinen.”

Mcllroy fühlt sich als "Opferlamm"

Selbst die Europäische Tour wird integriert. Mcllroy fühlt sich düpiert, wie er bei einer Pressekonferenz in Toronto zugibt: “Es war eine Überraschung. Ich habe es ziemlich genau zur gleichen Zeit wie alle anderen erfahren. Es ist schwer, sich nicht als Opferlamm zu fühlen. Nachdem wie ich mich exponiert habe - nun das.”

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Was war passiert? Ein kleiner Personenkreis hatte geheime Verhandlungen mit der Saudi-Seite begonnen, ohne McIlroy und andere einzuweihen. Die Umrisse der Abmachung sind schwammig. Nur so viel ist klar: Yasir Al-Rumayyan wird Vorstandsvorsitzender einer noch zu gründenden Firma, in die er Unmengen an saudischem Geld investieren will. Die PGA Tour bringt ihren Namen mit und ihre Expertise und erhält die Mehrheit der Vorstandsposten.

Ungeklärte Rolle der Saudis beim 11. September kein Argument mehr

Einer der Rebellen, der Amerikaner Bryson DeChambeau, dem der Wechsel zu LIV Golf dem Vernehmen nach 125 Millionen Dollar eingebracht hatte, zeigt sich im CNN-Interview wie einer der Gewinner des Konflikts:
"Ich habe Mitgefühl mit den PGA-Tour-Spielern. Ihnen wurde eine Sache gesagt, und etwas anderes ist passiert. Was uns gesagt wurde, hat sich hingegen bewahrheitet. Das muss ihnen stinken. Ich hoffe, sie finden einen Weg, um sicherzustellen, dass sie auf die gleiche Weise geschätzt werden wie wir bei LIV."

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Die politischen Argumente gegen saudisches Sportswashing, der Umgang des Landes mit den Menschenrechten, die ungeklärte Rolle bei den Anschlägen vom 11. September 2011 in den USA, wo 15 der 19 Attentäter saudische Staatsbürger waren - sie hatten Spieler wie DeChambeau noch nie interessiert.
Während die PGA Tour exakt diese Vorbehalte zum Kern ihrer PR-Strategie gemacht hatte. Diese Argumente zählen für die PGA offenbar nicht mehr. Die Familien der Opfer des 11. September verurteilen das als “Heuchelei und Gier”.

"Müssen überlegen, wie wir das Geld richtig einsetzen"

Alan Shipnuck, einer der führenden amerikanischen Golf-Journalisten, zieht aus der Faktenlage einen simplen Schluss. Er schreibt auf Twitter: “Um es höflich zu sagen: Der saudische Investmentfonds hat die PGA Tour gekauft.”
Rory McIlroy sieht sich genötigt, gute Miene zu machen. Seine Linie: eine Mischung aus Fatalismus und Realismus: "Ob es uns gefällt oder nicht, die Saudis wollen mit ihrem Staatsfonds Geld in den Golfsportinvestieren. Wir müssen uns überlegen, wie wir das Geld richtig einsetzen können. Das sollte erreichbar sein. Zumindest ist das meine Hoffnung."
Die nächsten Schritte: LIV Golf wird sein Turnierprogramm bis zum Ende der Saison abspulen. Vielleicht sogar noch 2025 weitermachen. Abtrünnige Spieler, die zur PGA Tour zurückkehren wollen, werden wieder aufgenommen. Sie müssen allerdings damit rechnen, dafür hohe Geldbußen zu bezahlen.