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Golfstaaten-Führer bei Obama
Trübe Stimmung in Camp David

Ein Treffen in "herausfordernder Zeit": US-Präsident Barack Obama empfängt auf seinem Landsitz in Camp David am Nachmittag Spitzenpolitiker des Golfkooperationsrates. Die Stimmung dürfte angespannt sein: Die Golfstaaten sahen sich zuletzt mehrfach von Washington düpiert.

Von Marcus Pindur |
    US-Präsident Barack Obama beim Empfang des saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Nayef im Weißen Haus.
    US-Präsident Barack Obama beim Empfang des saudischen Kronprinzen Mohammed Bin Nayef im Weißen Haus. (AFP / NICHOLAS KAMM)
    Präsident Obama versuchte mehr schlecht als recht, die schlechte Stimmung zwischen saudischer Führung und dem Weißen Haus zu übertünchen: "Unsere außerordentlichen Beziehungen reichen zurück bis in die 30er Jahre. Und wir bauen weiter darauf auf, auch in dieser herausfordernden Zeit."
    Doch die Golfstaaten sind der Ansicht, dass Barack Obama die Herausforderungen der Zeit wiederholt nicht richtig erkannt hat. Die Beziehungen zu den USA haben sich unter Obama stetig verschlechtert. Der verfrühte Rückzug aus dem Irak hatte dem Einfluss des Iran Tür und Tor geöffnet. Der Iran übt über die Hisbollah-Miliz starken Einfluss in Syrien aus und ist eine Stütze des Assad-Regimes. Jetzt sieht sich Saudi-Arabien auch auf der arabischen Halbinsel durch die von Teheran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen herausgefordert. Die USA bombardieren zwar die IS-Terrormiliz im Irak, erscheinen aber ansonsten wie Zuschauer.
    Die Könige von Saudi-Arabien und Bahrain lassen sich entschuldigen
    Der König von Saudi-Arabien, Salman, ist erst gar nicht zum Gipfel erschienen, er sagte erst Tage vor dem Treffen ab, ein deutliches diplomatisches Signal an Obama, so Nicholas Burns, ehemaliger Staatssekretär im US-Außenministerium und jetzt Professor in Harvard.
    "Das ist ein großes Problem. Dieser Gipfel sollte gegenüber dem Iran die Geschlossenheit der USA und ihrer jahrzehntelangen Verbündeten am Golf demonstrieren. Außerdem sollte er zeigen, dass Obama die Golfstaaten überzeugt, dass der Nukleardeal mit dem Iran richtig ist. Die Absage des saudischen Königs ist für Obama blamabel."
    Streifall Iran-Atomabkommen
    Auch der König von Bahrain ließ sich entschuldigen – er besucht stattdessen eine Pferdemesse in Großbritannien und schickte seinen Kronprinzen. Die Golfstaaten wollten im Vorfeld verbindlichere Sicherheitszusagen und engere militärische Kooperation mit den USA. Das lehnt die Obama-Administration ab. Damit gibt sie den Befürchtungen Nahrung, für das Atomabkommen mit dem Iran ließen die USA ihre traditionellen Verbündeten im Regen stehen. Am Ende des Gipfels in Camp David werden lediglich ein gemeinsames Foto und ein unverbindliches Pressekommuniqué erwartet. Eine verpasste Chance, so Nicholas Burns.
    "Das hätte eine starke Botschaft an den Iran und an die gesamte Region sein können: Dass die USA sich nicht komplett Asien zugewandt haben, dass wir immer noch die wichtigste auswärtige Macht im Nahen Osten sind. Wenn es nicht gelingt, dass zu vermitteln, und Obama schlecht dasteht, dann ist das nachteilig für die USA."
    Doch es geht nicht nur um Symbolismus. Besonders die saudische Regierung ist der Ansicht, dass die Obama-Administration die iranische Unterstützung für Milizen im Libanon, Syrien, Irak und im Jemen nicht ernst genug nimmt. Viele Beobachter vermuten, dass erst der nächste amerikanische Präsident Gelegenheit haben wird, das beschädigte Vertrauen der Verbündeten im Golf wiederherzustellen.