Viktor Mayer-Schönberger ist Rechtswissenschaftler und Big-Data-Experte der Uni Oxford und hat gerade ein neues Buch veröffentlicht: "Machtmaschinen". Einer der Hauptgedanken ist: Machtmaschinen wie Google, Amazon und Facebook behindern Innovationen. Sie behindern Firmen in Europa. Besonders den Mittelstand. Denn den mittelständischen europäischen Unternehmen stehen die Daten, aus deren Analyse sie lernen könnten, nicht zur Verfügung. Das führe dazu, dass nicht nur Marktmacht, sondern auch Innovationsmacht bei den großen der Branche konzentriert werde, erklärte Mayer-Schönberger im Deutschlandfunk.
Das Gegengewicht zu den großen, mächtigen Konzernen – kleine und mittelständische Unternehmen mit innovativen Ideen –falle in der Datenökonomie vollkommen weg. Denn: Heute reiche eine gute Geschäftsidee nicht mehr aus. Um sie umzusetzen, brauche man im digitalen Zeitalter Trainingsdaten, aus denen Infos für die Umsetzung gewonnen werden können. Die aber horten die Big-Data-Konzerne – und "melken" sie, wie Mayer-Schönberger sagt, wieder und wieder.
Big-Data-Riesen trocknen deutschen Mittelstand aus
Das führe auf lange Sicht dazu, dass die europäische Wirtschaft austrockne und die amerikanischen Monopolisten in Europa erst gar keine Innovationen mehr hochkommen ließen: "Wenn es uns nicht gelingt, den Zugang zu den Daten breiter zu streuen, kleinen und mittleren Unternehmen zugänglich zu machen, dann übernehmen die großen Digitalkraken aus Amerika oder vielleicht demnächst auch aus China", so Mayer-Schönberger.
Gesetze sollen Konzerne zum Teilen ihrer Daten verpflichten
Der Datenexperte aus Österreich, der auch dem Digitalrat der Bundesregierung angehört, fordert eine Datenschutzverordnung, "um dem Mittelstand in Deutschland wieder Sauerstoff für Innovationen zu geben". Von einer Aufspaltung der großen Tech-Konzerne hält er nichts. Man solle sie nur per Gesetz dazu verpflichten, anderen die von ihnen gesammelten Daten zugänglich zu machen: "Der Mehrwert der Daten ergibt sich aus der Nutzung der Daten, nicht aus dem Bunkern der Daten." Man könne Daten auch teilen, ohne Geschäftsgeheimnisse zu teilen. Datenschützern hält Mayer-Schönberger entgegen, dass hier nur nicht-personalisierte, randomisierte Daten geteilt werden sollen.