Manfred Kloiber: Seit etwas mehr als zwei Wochen ist Google+ nun online. Der Gegenentwurf zum sozialen Netzwerk von Facebook scheint beim Publikum im Netz anzukommen. Die Kritiken in den einschlägigen Blogs aber auch in der "New York Times" oder dem "Wall Street Journal" sind überwiegend positiv. Auch die Benutzerkommentare sind wohlwollend, bisweilen sogar frenetisch. Marcus Schuler, was macht denn da Google anders oder gar besser als Facebook oder steckt da einfach nur gute PR hinter?
Marcus Schuler: Sicherlich schaut man da in der Presseabteilung bei Google in Mountain View, wie man das zurzeit sehr positive Image noch weiter mehren kann. Das ist die eine Seite. Zum anderen lässt sich aber sagen, dass Google aus den vorherigen Desastern mit "Buzz" oder dem Projekt "Wave" wohl einiges gelernt hat. Man muss jedoch vorsichtig sein: Google+ kommt derzeit nach Schätzungen auf etwas mehr als zehn Millionen Nutzer. Das ist im Vergleich zu Facebook mit seinen angeblich 750 Millionen Usern noch recht überschaubar. Zumal sich bei Google+ zunächst ja sehr stark technik- und online-affine Menschen aufhalten. Die Frage wird deshalb in den nächsten, ich schätze mal drei bis fünf Monaten, sein, ob das neue Netzwerk auch von der breiten Masse, also den jungen wie älteren Menschen gleichermaßen akzeptiert wird.
Kloiber: Können Sie uns ein paar Beispiele geben, wo deutlich wird, wie man aus den alten Fehlern gelernt hat?
Schuler: Also so eine vielgelobte Funktion bei Google+ ist der Gruppen-Video-Chat. Das heißt, man kann sich mit mehreren Leuten treffen und per Videokonferenz unterhalten. Das funktioniert ziemlich gut. Die beiden Chefentwickler von Google+, Vic Gundotra und Bradley Horowitz, die nutzen diesen Chat und treffen sich manchmal täglich mit den Usern. Das heißt, sie laden über ihr Profil, dem natürlich Zehntausende Menschen folgen, Benutzer ein, mit ihnen für eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde über neue Funktionen bei Google+ zu diskutieren.
Kloiber: Heißt das, Herr Schuler, dass man bei Google versucht, zwischen den Nutzern und Machern des Netzwerkes eine Nähe zu erzeugen?
Schuler: Ja, das hört sich für mich noch zu sehr geplant an. Ich glaube, dass da weniger Planung oder Strategie dahinter steckt, als es vielleicht jetzt den ersten Anschein hat. Also nicht: eine Offenheit, eine Transparenz, die es so in Wahrheit gar nicht gibt. Ich habe schon den Eindruck, dass man bei Google aus den Fehlentwicklungen der Vergangenheit gelernt hat. Ein Beispiel: Bei Google Buzz hatte man ja den offenkundig schweren Fehler gemacht, einfach das Adressbuch der Gmail-Nutzer zu verwenden und quasi halt öffentlich zu machen. Jetzt diskutiert man mit den Nutzern öffentlich Einstellungsmöglichkeiten zur Privatsphäre. Laufend melden sich da Google-Entwickler in Video-Botschaften zu Wort und fragen: Was können wir noch besser machen? Was gefällt Euch nicht? Wo müssen wir noch optimieren? Und sie diskutieren dann diese Themen öffentlich. Das gibt es bei Facebook nicht. Da ist man eher zugeknöpft. Sprich: So etwas kommt bei den Google+- Nutzern an. Die Botschaft soll jedenfalls unterm Strich lauten: Sagt uns, was wir besser machen können, wir hören nicht nur zu, sondern wir setzen auch um.
Kloiber: Welche anderen Argumente werden denn im Moment angeführt für die positive Resonanz gegenüber Google+?
Schuler: Also man muss, so meine Meinung, konzedieren, dass Google+ erwachsener, ausgereifter als Facebook scheint. Das zeigt sich in vielen Details. Man kann zum Beispiel selbst festlegen, an wen man kommunizieren möchte. Man kann Gruppen festlegen von Freunden und Bekannten durch eine einfache Drag-und-Drop-Funktion. Die gesamte Oberfläche wirkt sehr aufgeräumt und ist leicht zu bedienen. Man setzt im Grunde dort an, wo Facebook aufgehört hat. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang lautet "Vertrauen": In sozialen Netzwerken registriert man sich ja nämlich mit seinem echten Namen. In Dutzenden Kommentaren vieler Benutzer konnte man in den vergangenen Tagen immer wieder lesen, dass Google vermutlich auch Daten über seine Benutzer sammle, am Ende vertraue man aber mehr Google als Facebook. Und das zieht sich so wie eine rote Linie durch diese ganzen Kommentare. Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. Ein nicht unwesentlicher ist die häufig negative öffentliche Darstellung des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg. Nicht zuletzt durch den Kino-Film. Zum anderen: Facebook hat in der Vergangenheit immer wieder das Vertrauen seiner Nutzer enttäuscht, indem man still und leise das Kleingedruckte in den Geschäftsbedingungen geändert hat. Oftmals betraf dies den Umgang mit den Benutzerdaten oder eben Einstellungen zur Privatsphäre. Bei Google gibt es solch ein Kleingedrucktes nicht. Einstellungen zu persönlichen Daten sind mit zwei Klicks zu erreichen und nicht so verschachtelt und schwer zu finden wie das bei Facebook der Fall ist.
Kloiber: Sie haben ja eben Mark Zuckerberg ins Spiel gebracht. Der hat angeblich beim Konkurrenten auch einen Account.
Schuler: Ja, das ist eine ganz witzige Geschichte. Das stimmt. Das hat er sogar in einer SMS gegenüber dem Tech-Bloger Robert Scoble bestätigt. Und nicht nur das. Er ist die Person in dem neuen Netzwerk von Google, dem die meisten Menschen folgen. Nämlich knapp eine Viertel Million. Und das noch – man halte sich fest – vor den beiden Google Gründern Larry Page und Sergei Brin.
Marcus Schuler: Sicherlich schaut man da in der Presseabteilung bei Google in Mountain View, wie man das zurzeit sehr positive Image noch weiter mehren kann. Das ist die eine Seite. Zum anderen lässt sich aber sagen, dass Google aus den vorherigen Desastern mit "Buzz" oder dem Projekt "Wave" wohl einiges gelernt hat. Man muss jedoch vorsichtig sein: Google+ kommt derzeit nach Schätzungen auf etwas mehr als zehn Millionen Nutzer. Das ist im Vergleich zu Facebook mit seinen angeblich 750 Millionen Usern noch recht überschaubar. Zumal sich bei Google+ zunächst ja sehr stark technik- und online-affine Menschen aufhalten. Die Frage wird deshalb in den nächsten, ich schätze mal drei bis fünf Monaten, sein, ob das neue Netzwerk auch von der breiten Masse, also den jungen wie älteren Menschen gleichermaßen akzeptiert wird.
Kloiber: Können Sie uns ein paar Beispiele geben, wo deutlich wird, wie man aus den alten Fehlern gelernt hat?
Schuler: Also so eine vielgelobte Funktion bei Google+ ist der Gruppen-Video-Chat. Das heißt, man kann sich mit mehreren Leuten treffen und per Videokonferenz unterhalten. Das funktioniert ziemlich gut. Die beiden Chefentwickler von Google+, Vic Gundotra und Bradley Horowitz, die nutzen diesen Chat und treffen sich manchmal täglich mit den Usern. Das heißt, sie laden über ihr Profil, dem natürlich Zehntausende Menschen folgen, Benutzer ein, mit ihnen für eine Viertelstunde oder eine halbe Stunde über neue Funktionen bei Google+ zu diskutieren.
Kloiber: Heißt das, Herr Schuler, dass man bei Google versucht, zwischen den Nutzern und Machern des Netzwerkes eine Nähe zu erzeugen?
Schuler: Ja, das hört sich für mich noch zu sehr geplant an. Ich glaube, dass da weniger Planung oder Strategie dahinter steckt, als es vielleicht jetzt den ersten Anschein hat. Also nicht: eine Offenheit, eine Transparenz, die es so in Wahrheit gar nicht gibt. Ich habe schon den Eindruck, dass man bei Google aus den Fehlentwicklungen der Vergangenheit gelernt hat. Ein Beispiel: Bei Google Buzz hatte man ja den offenkundig schweren Fehler gemacht, einfach das Adressbuch der Gmail-Nutzer zu verwenden und quasi halt öffentlich zu machen. Jetzt diskutiert man mit den Nutzern öffentlich Einstellungsmöglichkeiten zur Privatsphäre. Laufend melden sich da Google-Entwickler in Video-Botschaften zu Wort und fragen: Was können wir noch besser machen? Was gefällt Euch nicht? Wo müssen wir noch optimieren? Und sie diskutieren dann diese Themen öffentlich. Das gibt es bei Facebook nicht. Da ist man eher zugeknöpft. Sprich: So etwas kommt bei den Google+- Nutzern an. Die Botschaft soll jedenfalls unterm Strich lauten: Sagt uns, was wir besser machen können, wir hören nicht nur zu, sondern wir setzen auch um.
Kloiber: Welche anderen Argumente werden denn im Moment angeführt für die positive Resonanz gegenüber Google+?
Schuler: Also man muss, so meine Meinung, konzedieren, dass Google+ erwachsener, ausgereifter als Facebook scheint. Das zeigt sich in vielen Details. Man kann zum Beispiel selbst festlegen, an wen man kommunizieren möchte. Man kann Gruppen festlegen von Freunden und Bekannten durch eine einfache Drag-und-Drop-Funktion. Die gesamte Oberfläche wirkt sehr aufgeräumt und ist leicht zu bedienen. Man setzt im Grunde dort an, wo Facebook aufgehört hat. Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang lautet "Vertrauen": In sozialen Netzwerken registriert man sich ja nämlich mit seinem echten Namen. In Dutzenden Kommentaren vieler Benutzer konnte man in den vergangenen Tagen immer wieder lesen, dass Google vermutlich auch Daten über seine Benutzer sammle, am Ende vertraue man aber mehr Google als Facebook. Und das zieht sich so wie eine rote Linie durch diese ganzen Kommentare. Dafür gibt es sicherlich viele Gründe. Ein nicht unwesentlicher ist die häufig negative öffentliche Darstellung des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg. Nicht zuletzt durch den Kino-Film. Zum anderen: Facebook hat in der Vergangenheit immer wieder das Vertrauen seiner Nutzer enttäuscht, indem man still und leise das Kleingedruckte in den Geschäftsbedingungen geändert hat. Oftmals betraf dies den Umgang mit den Benutzerdaten oder eben Einstellungen zur Privatsphäre. Bei Google gibt es solch ein Kleingedrucktes nicht. Einstellungen zu persönlichen Daten sind mit zwei Klicks zu erreichen und nicht so verschachtelt und schwer zu finden wie das bei Facebook der Fall ist.
Kloiber: Sie haben ja eben Mark Zuckerberg ins Spiel gebracht. Der hat angeblich beim Konkurrenten auch einen Account.
Schuler: Ja, das ist eine ganz witzige Geschichte. Das stimmt. Das hat er sogar in einer SMS gegenüber dem Tech-Bloger Robert Scoble bestätigt. Und nicht nur das. Er ist die Person in dem neuen Netzwerk von Google, dem die meisten Menschen folgen. Nämlich knapp eine Viertel Million. Und das noch – man halte sich fest – vor den beiden Google Gründern Larry Page und Sergei Brin.