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Google führt Nutzerdaten zusammen

Google setzt in Zukunft verstärkt auf die Verknüpfung seiner Dienste. Ab März wird das Unternehmen alle Daten der Suchmaschine, der Dokumente, von Google Mail und Google+ zusammenführen. Für den Nutzer kann das Vorteile und bessere Suchergebnisse bringen. Manchen ist die Speicherwut aber zu viel des Guten.

Philip Banse im Gespräch mit Benjamin Hammer | 26.01.2012
    Google setzt in Zukunft verstärkt auf eine Verknüpfung seiner Dienste. Dafür gibt es auch neue, einfachere Datenschutzbestimmungen. Wer einen Google-Account hat, der muss damit rechnen, dass Google Suchanfragen, Kalendereinträge und Einträge im sozialen Netzwerk Google Plus speichert und analysiert. Für den Nutzer kann das Vorteile und bessere Suchergebnisse bringen. Manchen ist die Speicherwut des US-Konzerns aber zu viel des Guten.

    Benjamin Hammer: Weiß Google schon jetzt alles über uns? Was wir planen? Wo wir hinwollen? Wo wir uns befinden?

    Philipp Banse: Das hängt davon ab, wie wir Google nutzen. Surfe ich nur die Suchmaschine an, weiß Google ungefähr, wo ich mich aufhalte, weiß wahrscheinlich, wonach ich in den letzten neun Monaten gesucht habe und kann aus Suchen nach "Urlaub", "Ägypten" und "Billigflieger" auch Annahmen errechnen, was ich so vorhabe. Weitaus mehr weiß Google über mich, wenn ich darüber hinaus noch ein Nutzer-Konto bei Google habe, um andere Dienste zu nutzen, wie etwa Google Mail, Kalender oder Youtube.

    Hammer: Google hat gestern angekündigt, seine Datenschutzrichtlinien erheblich zu vereinfachen. Damit reagiere man auch auf die aktuellen Forderungen der EU. Was hat es damit auf sich?

    Banse: Google hat ja wie gesagt nicht nur die Suchmaschine, sondern auch über 60 andere Dienste. Derzeit hat Google deshalb über 70 Datenschutzerklärungen, die unter anderem oft verhindern, dass Google alle Daten von mir in einen Topf schmeißt. Wenn ich also bei Google Mail eingeloggt bin, soll Google dabei bisher nicht in meinen Google-Kalender schauen dürfen, um zu sehen, dass ich morgen in den Urlaub fahre, um mir daraufhin Werbung für Sonnenmilch anzuzeigen. Diese Datenschutzmauern zwischen den eigenen Diensten will Google jetzt einreißen. Ab dem 1. März gilt für fast alle Google-Dienste eine Datenschutzerklärung, die unter andrem erlaubt, dass Google alle Daten eines eingeloggten Nutzers nutzen darf - um Suchergebnisse zu verbessern oder um relevante Werbung anzuzeigen.

    Hammer: Wenn ich nun sage: Das ist mir alles zu viel - Google soll nichts von mir speichern. Was kann ich dann machen?

    Banse: Eine ganze Menge. Ich kann in meinem Browser einstellen, dass er keine Cookies annimmt, oder sie zumindest löscht, wenn ich den Browser schließe. Dann weiß Google bei meinem nächsten Besuch der Suchmaschine relativ wenig über mich, aber auch die Suchergebnisse könnten schlechter werden. Wenn ich ein Nutzerkonto bei Google habe, etwa um Youtube, den Fotodienst Picasa oder Mail zu nutzen, kann ich im Google Dashboard erstmal nachsehen, welche Daten Google über mich gespeichert hat. Über den Google Anzeigen-Manager kann ich auch abschalten, dass mir bei der Suche und in Google Mail personalisierte Werbung eingeblendet wird. Ich kann dort auch bestimmte Anzeigen ganz unterdrücken. Wem nicht passt, dass Google ab dem 1. März alle seine Daten in einen Topf schmeißt, kann seinen Google-Konto eigentlich nur kündigen. Das geht über die Konto-Einstellungen recht schnell. Dann werden alle Daten gelöscht, verspricht Google. Vorher kann ich meine Daten wie Fotos, Texte, Mails und Videos aus Google exportieren. Das geht recht einfach unter dataliberation.org. Diese Daten kann ich dann auf verschiedene Anbieter verteilen, die dann nicht den Gesamtüberblick über mich haben.



    Weiterführende Informationen:
    Die künftige Datenschutzerklärung von Google
    Google Dashboard zeigt die Daten an, die mit Ihrem Google-Konto verknüpft sind
    Personalisierte Werbung auf Google deaktivieren
    Löschen eines Google Zugangs