Indien will hin, China will hin, Russland will hin, die Europäer wollen gleich ein Dorf dort bauen, und auch US-Präsident Donald Trump hat Amerika die Rückkehr zum Mond befohlen. "Mond 2.0" ist das Schlagwort, dessen sich auch Bob Richards bedient, Mitbegründer und CEO von Moon Express – einem der privaten Teams, das vor den ganzen internationalen Raumfahrtorganisationen den Mond erreichen will.
"Unser Ziel ist, den Preis zu gewinnen. Das ist aber nicht unser Hauptantrieb. Wir werden nicht fliegen, ehe wir so weit sind.
Vom Lunar X Prize ist die Rede, der Moon Express 30 Millionen Dollar bescheren würde. Gleich fünf Sonden will das US-Unternehmen auf dem Mond platzieren. Bei der Anreise soll die kalifornische Firma Rocket Lab behilflich sein. Ihre Electron-Rakete soll die Sonden von Neuseeland aus zum Mond schießen. Beim ihrem Jungfernflug im Mai hat sie jedoch noch nicht einmal die Erdumlaufbahn erreicht. Auch der zweite Startversuch Mitte Dezember führte nicht direkt bis zum Mond.
Kleiner Traum und Weltraumhase
Ein lautes Puffen - und der Start musste abgebrochen werden. Rocket Lab hat ihn bis heute nicht nachgeholt. Konkurrenzfirma Synergy Moon will mit einer Neptune-8-Rakete von einer Plattform im Pazifik vor der kalifornischen Küste starten. Diese Rakete gibt es bislang aber noch gar nicht. SpaceIL aus Israel hat Schwierigkeiten, einen Startplatz auf einer Falcon 9 von SpaceX zu bekommen. Und die beiden Teams Hakuto aus Japan und TeamIndus aus Indien setzen auf eine staatliche Rakete der indischen Weltraumorganisation, die es bislang jedoch auch noch nie über die Erdumlaufbahn hinaus geschafft hat.
"Da dies der erste Versuch einer Privatfirma aus Indien ist, den Mond zu erreichen, rechnen wir mit einigen Fehlschlägen. Zugegeben, der Mond ist ein ehrgeiziges Ziel. Aber wir haben bereits vier oder fünf Jahre in dieses Projekt investiert und lassen uns nicht entmutigen."
Vishesh Vatsal ist als sogenannter Trooper für den Bereich Flugdynamik bei TeamIndus in Bangalore zuständig. Indiens Rakete soll gleich zwei Rover zum Mond tragen: den indischen Rover, dessen Name auf Hindi "kleiner Traum" bedeutet, und den japanischen Konkurrenzrover Sorato, übersetzt "Weltraumhase".
"Obwohl beide Rover zunächst zusammen landen, werden sie sich nach der Landung ein Wettrennen liefern. Möge der Bessere gewinnen!"
Als erstes privates Team
Natürlich hoffen die Inder, am Ende vorne zu liegen und als erste den halben Kilometer Mondpiste zurückzulegen, der für den Gewinn des Preises vorgeschrieben ist. Um nicht blind fahren zu müssen, steuert die französische Weltraumagentur CNES zwei Kameras bei, die in Echtzeit Stereobilder zur Erde übertragen sollen.
"Wir werden diese beiden Kameras zur Entscheidungshilfe nutzen. Wenn der Rover einen schwierigen Punkt erreicht, schickt er Bilder zur Erde, und wir beraten dann über seine weitere Route. Wir lassen ihn also nicht autonom entscheiden, sondern wir verlassen uns auf unsere Experten."
Karsamstag endet die Ausschreibungsfrist für den Lunar X Prize endgültig. Dann wird sich zeigen, welche Mannschaft mit welchem Rover das Preisgeld einheimsen, als erstes privates Team über den Mond rollen und die Ära "Mond 2.0" einläuten wird.