Mit einer Petition wehren sich Google-Mitarbeiter derzeit gegen das Projekt "Dragonfly", mit dem der Konzern an einer für China optimierten Suchmaschine arbeitet. Die 300 protestierenden Mitarbeiter bildeten nur eine kleine Gruppe unter den mehr als 80.000 Konzernangestellten und könnten das Projekt wohl nicht verhindern, sagte der Journalist und China-Experte Stephan Scheuer im Dlf.
"Aber sie setzen genau da an, wo es bei Google richtig weh tut: Google wollte schon immer mehr sein als nur irgendein Unternehmen." Die Firma habe sich unter dem Motto "Don't be evil", also "Sei nicht böse", einen eigenen Verhaltenskodex gegeben – das Motto selbst allerdings aus dem Kodex schon wieder gestrichen.
Google konnte sich gegen Baidu nicht durchsetzen
Erst 2010 habe sich der Konzern mit Verweis auf die strengen Zensurvorgaben aus dem chinesischen Markt zurückgezogen. "Faktisch war es allerdings so, dass es Google in den vier Jahren, die sie dort waren, nicht so richtig geschafft hat, sich gegen den lokalen Wettbewerber Baidu durchzusetzen", sagte Scheuer. Er vermutet deshalb, dass auch ökonomische Gründe bei Googles Rückzug im Spiel gewesen sind.
Dass der Internetkonzern ausgerechnet jetzt wieder in China aktiv wird, findet der China-Experte überraschend. Denn inzwischen habe sich die Medienzensur in China eher noch verschärft. Zwar gebe es in allen Ländern, auch in Deutschland, gesetzliche Rahmbedingungen und Vorschriften, inwiefern Suchanfragen gefiltert werden müssen – zum Beispiel, um die Verbreitung von Kinderpornographie zu verhindern.
"China schafft allerdings einen Präzedenzfall, der viel, viel weiter geht und natürlich von vielen anderen Staaten auch angewendet werden kann, um Opposition zu unterdrücken", warnte der Journalist. Länder wie Saudi-Arabien könnten dem Vorbild Chinas folgen.