Georg Ehring: Ob es die Demonstrationen gegen den Atommüll-Transport waren, oder Bedenken gegen die Eignung des Salzstocks in Gorleben, in die Diskussion um Alternativen zu einem Endlager dort ist Bewegung gekommen. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier erklärte sich in einem Zeitungsinterview heute bereit, nach anderen Standorten zu suchen. Auch Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander hat sich schon ähnlich geäußert.
Gibt es einen solchen Endlagerstandort? – Diese Frage möchte ich jetzt mit Jürgen Kreusch besprechen. Er ist Geologe, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Intac und beschäftigt sich seit Langem mit der Suche nach einem solchen Standort. Guten Tag, Herr Kreusch.
Jürgen Kreusch: Guten Tag!
Ehring: Herr Kreusch, ist Gorleben für Sie aus fachlicher Sicht denn schon aus dem Rennen?
Kreusch: Gorleben ist aus verschiedenen Gründen ein, sagen wir mal, verbrannter Standort. Ein Grund besteht sicherlich darin, dass in der 35-jährigen Geschichte des Standortes viele Dinge unklar abgelaufen sind. Das beginnt bei der Benennung des Standortes 1977 durch die niedersächsische Landesregierung, zieht sich durch die Erkundung in der ersten Phase hindurch. Es hat keinerlei Bürgerbeteiligung gegeben, es ist sozusagen am Bürger über den Kopf des Bürgers hinab gehandelt worden. Das ist schon mal sozusagen generell ein stark negatives Merkmal dieses Standortes.
Wenn man direkt den Standort sich anschaut, dann muss man sagen, auch dort gibt es seit langen Jahren Kritik. Diese Kritik betrifft vor allen Dingen das Deckgebirge des Standortes. Das alles zusammen ergibt eine Melange, die nicht besonders günstig ist.
Ehring: Welche Anforderungen muss denn ein Alternativstandort jetzt erfüllen, wenn man sich auf die Suche begibt?
Kreusch: Ein Alternativstandort müsste grundsätzlich andere Anforderungen erfüllen. Ein Alternativstandort muss die geologischen Anforderungen erfüllen, die man an einen solchen Standort stellt. Das ist ganz klar. Daraus resultiert Sicherheit.
Und zum zweiten – und das hat man bei Gorleben völlig vergessen in all den Jahren – muss man eine gesellschaftspolitische Anforderung erfüllen. Man muss die Bürger mitnehmen, man muss die Bürger frühzeitig informieren. Man benötigt einen transparenten Prozess, man benötigt Beteiligung der Bürger. Das sind Dinge, die man heute macht bei Großprojekten, die man heute machen muss, damit nicht Dinge passieren wie bei "Stuttgart 21" oder halt auch bei Gorleben.
Ehring: Wo könnte denn ein solcher Standort liegen? Es gibt ja zwei Möglichkeiten, entweder Salz wie in Gorleben, oder Ton. Was wäre besser? Was ist aus heutiger fachlicher Sicht geeigneter?
Kreusch: Es ist keine Frage, ob Salz besser ist als Ton oder umgekehrt. Das hat die Wissenschaft schon längst herausgefunden. Die Frage, was besser ist, kann nur sozusagen am Standort entschieden werden. Ein Standort, der sehr gut ist, der im Ton liegt, ist möglicherweise besser als ein guter Standort im Salz, und umgekehrt ein sehr guter Standort im Salz kann möglicherweise besser sein, als ein guter Standort im Ton. Es ist nicht die Frage Ton oder Salz; man muss erst mal ein vernünftiges Suchverfahren anwenden, um über einen schrittweisen Prozess zu potenziellen Standorten zu gelangen, und diese wenigen potenziellen hochrangigen Standorte muss man miteinander vergleichen, und dann kann man den Standort, der relativ am besten ist, heraussuchen. So muss man vorgehen.
Ehring: Es hat ja schon mal einen solchen Versuch gegeben, den Arbeitskreis Endlager der rot-grünen Bundesregierung Anfang des Jahrzehnts. Haben sich denn da Alternativstandorte herauskristallisiert, die man jetzt untersuchen könnte?
Kreusch: Ich muss dort etwas korrigieren. Dieser Arbeitskreis Endlagerung, in dem ich auch selbst Mitglied war, der hat ein Verfahren entwickelt, wie man eine solche Standortsuche durchführt, sowohl geologisch von der naturwissenschaftlichen Seite her gesehen, als von der gesellschaftlichen Seite her gesehen. Man hat also ein umfassendes Verfahren nach Stand von Wissenschaft und Technik bereitgelegt und dem Minister, damals Trittin, 2002 auf den Tisch gelegt als Bericht. Es ist leider nichts daraus geworden.
Reale Untersuchungen im Gelände in Deutschland hat es noch nicht gegeben. Was es gegeben hat in der Zwischenzeit: Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat per Aktenlage mal die ersten Ansätze dieses Verfahrens umgesetzt und hat mal geguckt, wo könnten Gebiete sein, wo Salzstöcke vorkommen, wo Ton vorkommt, die sozusagen eignungswürdig sein könnten.
Ehring: Noch ganz kurz zum Schluss: Hat man da auch was in Hessen gefunden?
Kreusch: In Hessen hat man nichts gefunden.
Ehring: Herzlichen Dank! – Das war Jürgen Kreusch, Geologe aus Hannover, zur Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll.
Gibt es einen solchen Endlagerstandort? – Diese Frage möchte ich jetzt mit Jürgen Kreusch besprechen. Er ist Geologe, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft Intac und beschäftigt sich seit Langem mit der Suche nach einem solchen Standort. Guten Tag, Herr Kreusch.
Jürgen Kreusch: Guten Tag!
Ehring: Herr Kreusch, ist Gorleben für Sie aus fachlicher Sicht denn schon aus dem Rennen?
Kreusch: Gorleben ist aus verschiedenen Gründen ein, sagen wir mal, verbrannter Standort. Ein Grund besteht sicherlich darin, dass in der 35-jährigen Geschichte des Standortes viele Dinge unklar abgelaufen sind. Das beginnt bei der Benennung des Standortes 1977 durch die niedersächsische Landesregierung, zieht sich durch die Erkundung in der ersten Phase hindurch. Es hat keinerlei Bürgerbeteiligung gegeben, es ist sozusagen am Bürger über den Kopf des Bürgers hinab gehandelt worden. Das ist schon mal sozusagen generell ein stark negatives Merkmal dieses Standortes.
Wenn man direkt den Standort sich anschaut, dann muss man sagen, auch dort gibt es seit langen Jahren Kritik. Diese Kritik betrifft vor allen Dingen das Deckgebirge des Standortes. Das alles zusammen ergibt eine Melange, die nicht besonders günstig ist.
Ehring: Welche Anforderungen muss denn ein Alternativstandort jetzt erfüllen, wenn man sich auf die Suche begibt?
Kreusch: Ein Alternativstandort müsste grundsätzlich andere Anforderungen erfüllen. Ein Alternativstandort muss die geologischen Anforderungen erfüllen, die man an einen solchen Standort stellt. Das ist ganz klar. Daraus resultiert Sicherheit.
Und zum zweiten – und das hat man bei Gorleben völlig vergessen in all den Jahren – muss man eine gesellschaftspolitische Anforderung erfüllen. Man muss die Bürger mitnehmen, man muss die Bürger frühzeitig informieren. Man benötigt einen transparenten Prozess, man benötigt Beteiligung der Bürger. Das sind Dinge, die man heute macht bei Großprojekten, die man heute machen muss, damit nicht Dinge passieren wie bei "Stuttgart 21" oder halt auch bei Gorleben.
Ehring: Wo könnte denn ein solcher Standort liegen? Es gibt ja zwei Möglichkeiten, entweder Salz wie in Gorleben, oder Ton. Was wäre besser? Was ist aus heutiger fachlicher Sicht geeigneter?
Kreusch: Es ist keine Frage, ob Salz besser ist als Ton oder umgekehrt. Das hat die Wissenschaft schon längst herausgefunden. Die Frage, was besser ist, kann nur sozusagen am Standort entschieden werden. Ein Standort, der sehr gut ist, der im Ton liegt, ist möglicherweise besser als ein guter Standort im Salz, und umgekehrt ein sehr guter Standort im Salz kann möglicherweise besser sein, als ein guter Standort im Ton. Es ist nicht die Frage Ton oder Salz; man muss erst mal ein vernünftiges Suchverfahren anwenden, um über einen schrittweisen Prozess zu potenziellen Standorten zu gelangen, und diese wenigen potenziellen hochrangigen Standorte muss man miteinander vergleichen, und dann kann man den Standort, der relativ am besten ist, heraussuchen. So muss man vorgehen.
Ehring: Es hat ja schon mal einen solchen Versuch gegeben, den Arbeitskreis Endlager der rot-grünen Bundesregierung Anfang des Jahrzehnts. Haben sich denn da Alternativstandorte herauskristallisiert, die man jetzt untersuchen könnte?
Kreusch: Ich muss dort etwas korrigieren. Dieser Arbeitskreis Endlagerung, in dem ich auch selbst Mitglied war, der hat ein Verfahren entwickelt, wie man eine solche Standortsuche durchführt, sowohl geologisch von der naturwissenschaftlichen Seite her gesehen, als von der gesellschaftlichen Seite her gesehen. Man hat also ein umfassendes Verfahren nach Stand von Wissenschaft und Technik bereitgelegt und dem Minister, damals Trittin, 2002 auf den Tisch gelegt als Bericht. Es ist leider nichts daraus geworden.
Reale Untersuchungen im Gelände in Deutschland hat es noch nicht gegeben. Was es gegeben hat in der Zwischenzeit: Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe hat per Aktenlage mal die ersten Ansätze dieses Verfahrens umgesetzt und hat mal geguckt, wo könnten Gebiete sein, wo Salzstöcke vorkommen, wo Ton vorkommt, die sozusagen eignungswürdig sein könnten.
Ehring: Noch ganz kurz zum Schluss: Hat man da auch was in Hessen gefunden?
Kreusch: In Hessen hat man nichts gefunden.
Ehring: Herzlichen Dank! – Das war Jürgen Kreusch, Geologe aus Hannover, zur Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll.