Am vorvergangenen Samstag wurde die berühmte Prachtstraße von Nizza, die Promenade des Anglais, zum Nachtklub am Meer. Als habe es die Corona-Pandemie nie gegeben, tanzten an die 5000 Menschen stundenlang dicht an dicht, von Masken und Abstandsregeln schien niemand je etwas gehört zu haben. Der Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, soll vor Wut außer sich gewesen sein und verhängte sofort für Nizza eine Maskenpflicht für größere Veranstaltungen unter freiem Himmel, die zudem bis zum 15. August nicht mehr als 2500 Teilnehmer haben dürfen.
Die Tour de France ist davon noch nicht betroffen: Ihre 107. Ausgabe soll am 29. August in Nizza mit dem "Grand Départ" beginnen und 22 Teams in 21 Etappen nach Paris führen – die Zieleinfahrt auf den Champs-Élysées ist für den 20. September vorgesehen.
Berechtigte Vorfreude in Nizza?
Ganz Frankreich fiebert der Tour entgegen, insbesondere in Nizza ist die Vorfreude groß, Bürgermeister Estrosi am 25. Juni: "Nach den so langen Wochen der Ausgangssperre kehrt das Leben zurück - und die Tour de France ist ein wunderbares Symbol dafür, sie ist für alle da, wird von dreieinhalb Milliarden Fernsehzuschauern weltweit gesehen - das Leben beginnt wieder!"
Doch ob "das Leben wieder beginnt", ist alles andere als sicher. Die Corona-Infektionszahlen in Frankreich steigen – von "beunruhigenden Zeichen" sprach Gesundheitsminister Olivier Véran, zudem klagen Mediziner, in der Ferienzeit würde sich kaum noch jemand an die Sicherheitsmaßnahmen halten. Inzwischen wurde die landesweite Maskenpflicht auf alle öffentlich zugänglichen Räume ausgeweitet. Dass die Tour de France noch abgesagt werden könnte – auszuschließen ist es nicht.