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Graphic Novel "Black Box Blues"
Licht ins Dunkel

Die Graphic Novel "Black Box Blues" der 19-jährigen Zeichnerin Ambra Durante erzählt in eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Zeichnungen von der Erfahrung einer Depression. "Jeder hat eine Art Superkraft und für mich ist es das Zeichnen," sagte Ambra Durante im Dlf.

Ambra Durante im Corsogespräch mit Bernd Lechler |
Ambra Durante
Die Zeichnerin und Autorin Ambra Durante (Black Box Blues) ((c) privat)
"Black Box Blues" ist die gezeichnete Erfahrung einer Depression. Eine Graphic Novel, quadratisch, knapp 80 Seiten stark, schwarzweiß und ungemein eindringlich geschrieben und gezeichnet von der 19-jährigen Ambra Durante aus Berlin. "Ich glaube, da ist schon einiges von mir drin," sagte sie im Corsogespräch. Im Mittelpunkt ihrer Geschichte steht ein junges Mädchen mit hellen, langen Haaren, großen Augen, einem kurzen Kleid und einem schwarz-weiß gestreiften Schal. So habe sie sie zum ersten Mal mit 16 Jahren gezeichnet. Die Zeichnungen für ihr Buch seien allerdings nicht mit dem Ziel einer Veröffentlichung entstanden.
Die titelgebende schwarze Box stehe als Metapher für viele Ängste, die mal ganz alltäglich sein können, aber auch durch Erfahrungen mit den sozialen Medien geprägt sind oder durch den Klimawandel. Im Mittelpunkt aber stehe das Innenleben der Protagonistin.
Zeichnen als Superkraft
"Immer wenn diese ganzen Gedanken in meinen Kopf schießen, dann setze ich mich hin und zeichne", schreibt Ambra Durante zu Beginn ihres Buches. Oder auch: "Ich weiß, dass es besser ist, sich zu mögen oder keine Angst zu haben. Dass man nicht immer an sich selbst zweifeln muss - aber es passiert immer wieder."
"Für mich", sagt sie, "ist das Zeichnen die Vermittlung meiner Welt, die mich wieder ein wenig in die Realität bringt, um ihr selbst zu zeigen, wie ich denke." Zeichnen sei für sie eine Art Superkraft und ihr wichtig, seitdem sie einen Stift halten könne. Mit 16 habe es aber "voll den Kick gegegeben, und dann sind meine Welten rausgekommen." Mit Vorliebe zeichnet sie diese Welten auch auf die Arme von Freundinnen.
Kein Ratgeber
In "Black Box Blues" habe sie versucht, "etwas relativ Dunkles und Unschönes ein wenig heller zu machen und in etwas zu verwandeln, was vielleicht etwas weniger Angst macht," sagt Ambra Durante, die an der Freien Universität Berlin Filmwissenschaft studiert. Dabei hat sie versucht, das auf eine sehr kindliche Weise auszudrücken, "und wenn es so ein bisschen aussieht wie ein Storyboard für einen Film, dann find ich das ziemlich cool." Aber auch die Musik, die sie selber macht und hört, inspiriere sie sehr.
Einen Ratgeber oder kleinen Helfer, habe sie aber nicht schreiben wollen. "Das Schwerste für mich an dem Buch war, überhaupt ein Ende zu finden, weil ich glaube, da gibt es gar kein Ende." Wie sie am Schluss mit der bedrohlichen schwarzen Box umgeht, macht aber zumindest Hoffnung: Die Ängste verschwinden nicht, aber sie sind beherrschbar.
Ambra Durante: Black Box Blues
Wallstein Verlag, Göttingen, 2020
80 S, geb. 21 x 21 cm