In Zeiten, in denen Menschen ihre Heimat verlieren, ihre Heimat abschotten und die Politik sogar Heimatminister eingeführt hat, ist es interessant zu fragen, was der Begriff "Heimat" eigentlich bedeutet. In dem Comicband "Lebenslinien" von Birgit Weyhe fallen die Antworten darauf ganz unterschiedlich aus.
Seit 2017 zeichnet die Illustratorin einmal im Monat in der Sonntagsausgabe des Tagesspiegels eine Folge aus der gleichnamigen Serie. Dabei handelt es sich um eine Sammlung ungewöhnlicher Biografien von Menschen aus aller Welt und aus unterschiedlichen Generationen. Für sie alle ist der Begriff "Zuhause" nicht mit einem Finger auf der Weltkarte zu bestimmen. Nun ist diese Serie als Comicband erschienen.
Seit 2017 zeichnet die Illustratorin einmal im Monat in der Sonntagsausgabe des Tagesspiegels eine Folge aus der gleichnamigen Serie. Dabei handelt es sich um eine Sammlung ungewöhnlicher Biografien von Menschen aus aller Welt und aus unterschiedlichen Generationen. Für sie alle ist der Begriff "Zuhause" nicht mit einem Finger auf der Weltkarte zu bestimmen. Nun ist diese Serie als Comicband erschienen.
Blick auf die eigene Kultur
Die Idee zu den "Lebenslinien" sei vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise 2015 entstanden, sagte Birgit Weyhe im Deutschlandfunk: "Als auf einmal viele Geflüchtete mitten in Europa standen." Die Zeichnerin selbst ist in München geboren, aber in Uganda und Kenia aufgewachsen. Erst mit 19 Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück. "Warum nicht sich selbst und andere fragen, was macht es mit uns, wenn wir den Ort wechseln?", erklärte die Zeichnerin.
Die Biografien in "Lebenslinien" sind nicht fiktiv. Da gibt es zum Beispiel Moh, der 1986 in Afghanistan geboren wird, von den Taliban bedroht wird, nach Deutschland flieht, aber dort Angst vor Abschiebung hat. Oder David aus Neu-Delhi, den es nach Wien verschlägt und der die Stadt liebt, bis es dort zu einem anschwellenden Nationalismus in den letzten Jahren kommt. Birgit Weyhe ist, wie sie sagte, auf diese Menschen eher zufällig gestoßen. Andereseits habe sich ihr Projekt auch rumgesprochen und auf Reisen für das Goethe-Institut sei sie auf neue Menschen und Geschichten gestoßen.
Auch ein politisches Statement
Wenn man die heutige politische Situation auf der Welt beobachtet, sieht man, dass in vielen europäischen Einzelstaaten ein neuer Nationalismus aufkeimt. Auch in der aktuellen Corona-Krise in Europa scheint das nationale Denken ausgeprägt. Die Menschen in "Lebenslinien" denken jenseits von nationalen Grenzen.
Auf die Frage, ob man den Comicband vor diesem Hintergrund auch als politisches Statement lesen könnte, sagte Weyhe: "Das würde ich mir wünschen, wir können nicht global vernetzt sein und wirtschaftlich davon profitieren, dass wir in anderen Ländern billig produzieren lassen, während wir uns gleichzeitig abschotten in unserem Reichtum und Wohlfühl-Europa."
Äußerungen unserer Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen
Birgit Weyhe: "Lebenslinien", Avant Verlag, 120 Seiten, 20 Euro.