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Gravitationswellen
Der "Schluckauf" ist nobelpreiswürdig

Bisher gab es Gravitationswellen nur in der Theorie. Das Team des Laser Interferometer Gravitational Wave Observatory (LIGO) hat sie nun erstmalig nachgewiesen. Ausgelöst durch Kollision zweier Schwarzer Löcher treffen die Wellen nach einer Reise von 1,3 Milliarden Lichtjahren zeitversetzt an den beiden in den USA aufgestellten LIGO-Detektoren ein.

Von Guido Meyer |
    David Reitze vom LIGO verkündet in Washington den Nachweis von Gravitationswellen.
    David Reitze vom LIGO verkündet in Washington den Nachweis von Gravitationswellen. (SAUL LOEB / AFP)
    Der National Press Club in Washington, D.C. ist eigentlich kein Hort der Wissenschaft. Hier stellen Politiker ihre Bücher vor. Oder betreiben Wahlkampf, wie derzeit. Der Saal mit seinen gerade einmal fünfzig Plätzen ist diesmal überfüllt. Journalisten aus der ganzen Welt sind hier. Und wer nicht hier ist, der ist im größeren Raum nebenan. Dort werden die Ereignisse der dreizehnten Etage auf eine Leinwand übertragen. Hinter dem Rednerpult im Hauptsaal prangt die Stars-and-Strips-Flagge. Und Dave Reitze klingt auch wie ein Politiker.
    Er möchte sich beim amerikanischen Kongress und dem Steuerzahler bedanken. Beide hätten diese Forschung möglich gemacht. David Reitze nämlich ist kein Politiker. Er ist der Chef von LIGO, dem Laser Interferometer Gravitational-wave Observatory. Und das ist seine Botschaft:
    Gerade erst hatten die Europäer erfolgreich ihre "LISA Pathfinder" Mission gestartet. Vergangene Woche wurden die beiden Testmassen an Bord erstmals gelöst. Sie sollen Verformungen der Raumzeit und damit erstmals Gravitationswellen im Weltraum nachweisen. Doch nun waren die Amerikaner schneller, mit ihrem gerade erst überholten Detektor LIGO auf dem Boden. Ihr Forschungsobjekt waren zwei Schwarze Löcher am südlichen Sternenhimmel, ungefähr in der Gegend der Großen Magellanschen Wolke, mehr als eine Milliarden Lichtjahre entfernt.
    "Jedes der beiden Schwarzen Löcher hatte einen Durchmesser von etwas mehr als 150 Kilometer. Stellen Sie sich Etwas vor, dass 150 Kilometer groß ist, packen Sie die 30fache Masse der Sonne dort hinein, beschleunigen Sie es auf die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit und lassen es mit einem ähnlichen Objekt kollidieren. Genau das haben wir beobachtet."
    Der Effekt auf der Erde war ein Ausschlag auf den Messinstrumenten, der nur null komma zwei Sekunden lang auftrat, der aber von beiden LIGO-Detektoren im Westen und im Osten der USA aufgezeichnet wurde.
    Frequenzverschoben ins hörbare Spektrum klingt er so. Dieser Schluckauf sei das Geräusch, nach dem sie gesucht hätten, ergänzt Gabriela Gonzáles, die Sprecherin von LIGO. Und das sei erst der Anfang, glaubt Kip Thorne, einer der Mitbegründer von LIGO.
    "Kollidierende Schwarze Löcher werden nicht die einzige Quelle von Gravitationswellen bleiben, die LIGO entdecken wird. Wir werden Gravitationswellen sehen, die von rotierenden Neutronensternen ausgehen, von Neutronensternen, die von einem Schwarzen Loch auseinandergerissen werden, und von Neutronensternen, die miteinander kollidieren. Wir hoffen auch auf Gravitationswellen von Supernova-Explosionen. Und vielleicht gelingt uns sogar der Nachweis kosmischer Strings, gigantischer, massereicher Überbleibsel des Urknalls, die sich über weite Teile des Weltalls erstrecken."
    Diese kosmischen Strings sind bisher nur Theorie. Aber das waren Gravitationswellen bislang auch.