Ausbeutung, Kinder- oder Zwangsarbeit – in vielen Ländern wird Kleidung noch immer unter unwürdigen Verhältnissen gefertigt. Den meisten Menschen in Deutschland ist das zwar bewusst, doch im Kaufverhalten zeigt sich das aus unterschiedlichen Gründen nur selten. Zu verlockend scheint der günstige Preis. Zu einfach ist es, prekäre Arbeitsbedingungen auszublenden.
Unter der Leitung von Prof. Jacob Hörisch wurde an der Leuphana Universität in Lüneburg eine App entwickelt, die dabei helfen soll, die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu schließen. Man müsse nicht das Bewusstsein verändern, sagte Hörisch im Deutschlandfunk, man müsse den Menschen nur helfen, sich so zu verhalten, wie sie es eigentlich möchten.
"Challenge mit sich selber"
Der Nachhaltigkeitsforscher setzt vor allem auf zwei Prinzipien: Zum einen geht es darum, dass Konsumenten aufgezeigt bekommen, welche Konsequenzen ihr Handeln hat, beispielsweise in den Produktionsländern. Zum anderen wird auf Gamification, also den Einsatz spielerischer Elemente gesetzt. "Über beide Prinzipien wissen wir, dass sie in anderen Kontexten große Wirkung haben", so Hörisch, "warum sollte das im Textilkonsum nicht auch funktionieren".
Mit Hilfe der "Green Fashion Challenge-App" können die Nutzer eigene Ziele für den nachhaltigen Mode-Konsum definieren, etwa mit Blick auf die ökologische oder sozial verträgliche Herstellung. Die App gleicht anschließend die eigenen Nachhaltigkeitsziele mit dem tatsächlichen Einkaufsverhalten ab. Der Ansatz einer Challenge zeigt sich darin, dass sich App-Nutzer mit anderen vergleichen können. "Die andere Challenge ist aber auch die Challenge mit sich selber."
Mit der App würden keine kommerziellen Interessen verfolgt, erklärt Jacob Hörisch. Außerdem ist sie nicht in den gängigen Appstores erhältlich. "Die Daten bekommen keine Anbieter von Mode, sondern die werden nur bei uns für Forschungszwecke und nur anonymisiert verwendet."