Sina Fröhndrich: Wie viel Strom fressen League of Legends oder Call of Duty? Darüber habe ich mit Maximilian Schönherr gesprochen, Frage an ihn: beschäftigt das die Gamer überhaupt?
Maximilian Schönherr: In mehrerer Hinsicht beschäftigt das die Gamer, die wollen nämlich wenig zahlen für sehr schnelle Maschinen, und da muss man in den letzten Jahren wirklich der Graphikkartenindustrie ein großes Kompliment machen: Die haben ein Vielfaches der Rechenpower mit deutlich weniger Energie pro Rechenpower. Wäre das nicht der Fall, wäre die ganze Gaming-Industrie anders, und wenn sich jetzt jemand einen Rechner kauft, in der Qualität, die er haben möchte, muss er nicht mehr so tief in die Tasche greifen. Aber über die Ökologie vom Gaming macht sich da kaum jemand Gedanken. Ich hab auf der Gamescom kaum jemanden getroffen, unter den Gamern, die nicht sagten: Ich hätte gerne eine schnellere Maschine, mit mehr Kühlung.
Sina Fröhndrich: Das könnte sich ja vielleicht ändern, wenn sich das Streaming durchsetzt. Im Prinzip wird da von einem Netflix der Spiele gesprochen, dass man Spiele eben streamt. Wie sehr kann das denn den Stromverbrauch in die Höhe treiben? Gibt es dazu schon Untersuchungen?
Maximilian Schönherr: Dazu gibt es Voruntersuchungen, denn das Cloud-Gaming ist noch nicht da, wo es einmal hinmöchte. Primär natürlich industriegetrieben, das ist ein großes Geschäft, was da in der Zukunft winkt. Aber der Unterschied ist ganz krass: Ich hab mit einigen Experten geredet. Wenn wir vergleichen, eine Websuche zum Beispiel, über eine Suchmaschine oder mit Wikipedia, die spielt heute energiemäßig, von den Rechenzentren her, keine Rolle mehr. Das Zweite ist, wenn wir eine Fernsehserie gucken, über Amazon oder Netflix oder Co., oder Maxdome, dann bekommen wir die fertigen Bilder geliefert, es gibt von beiden Seiten her nichts mehr zu berechnen. Der Server hat ja den fertigen Film, die Übertragung ist das Haupt-Energielastige. Das richtig Aufwändige ist das Berechnen von hoch auflösenden Spiele-Bildern, ob das jetzt in einem Rechenzentrum ökologisch und ökonomisch einwandfreier hergestellt werden wird, ist zweifelhaft, denn das Rechenzentrum muss immer alle Module vorheizen und vorkühlen, während der Gamer seinen PC ausschaltet, wenn er fertig ist.
Sina Fröhndrich: Gibt es denn überhaupt Möglichkeiten, wenn einen das Thema umtreibt, effizient Computer zu spielen?
Maximilian Schönherr: In der Gaming-Welt ist es bereits ganz üblich, wenn das Spiel diese Möglichkeit bietet, es bieten nicht alle Spiele, aber viele, dass man, um die Performance zu steigern, also die Schnelligkeit, die Auflösung auf dem Bildschirm runterschraubt. Und das sind Energie-Überlegungen, die jeder Gamer tut.
Sina Fröhndrich: Wenn wir noch mal auf den Stromverbrauch konkret schauen – wie ist das Verhältnis – ich spiele Computer und habe meinen Kühlschrank laufen?
Maximilian Schönherr: Da gibt es eine ganz erstaunliche Statistik, und zwar aus Kalifornien, die trifft bei uns wahrscheinlich nicht zu, aber ungefähr so: Der Kühlschrank war lange Zeit immer das Ding, das am meisten Strom verbraucht hat, und jetzt sind es die Computerspiele. Und zwar wirklich die Spiele, nicht die PC-Nutzung, das lässt sich in Kalifornien sehr genau über die Energie-Grids ausrechnen, und zwar liegt der Anteil bei fünf Prozent. Fünf Prozent des gesamten Computer-Energieverbrauchs in Kalifornien wird durch das Gaming hergestellt.